Kapitel 26

130 15 7
                                    

Ich hörte nur ganz nebenbei ein Motorgeräusch. Wie ich in das Auto hinein kam, dass wusste ich nicht, denn immer wieder driftete ich in eine unendliche Schwärze. Wenn man ein Messer in den Bauch bekommt, tut es gar nicht so weh. Der Schock sitzt einfach viel zu tief. Ich hatte nichts gespürt. Ich war nur erschrocken gewesen und konnte mich auch nicht lange auf den Beinen halten, bis ich umkippte. 

Da ich aber Damian immer wieder vor meinen Augen aufblitzen sah und er ständig Blicke in meine Richtung warf, wusste ich, dass das nicht gut war. Ich verlor Unmengen an Blut und dies zog mich immer und immer wieder in die Dunkelheit, obwohl ich wach bleiben wollte. Er hatte ja nicht einmal eine Waffe und das machte mir am meisten Sorgen.

Wie ich dann aufstehen konnte und das Messer vom Boden nahm, was zuvor in meinem Fleisch steckte, wusste ich nicht. Nur, dass ich nicht zulassen konnte, dass Damian etwas geschah. Dieser breite Typ stand einfach so vor ihm und er bekam sein Schwert nicht rechtzeitig zu greifen. Seine Gedanken mussten woanders hängen. Zumindest hatte niemand der beiden bemerkt wie ich aufstand und mit langsamen Schritten hinter meinem Peiniger hervortrat. Mit Wucht schlug ich einfach zu. Darüber hatte ich auch nicht nachgedacht. Ich musste etwas tun, auch wenn ich ihn nur verletzte; was ich zum Glück auch schaffte. 

Damian war dann augenblicklich verschwunden und kam mit einer Reisetasche wieder, wobei er mich kurz darauf hoch hob und nach unten trug. Auf halber Treppe glitt ich in die Bewusstlosigkeit, sodass ich eine Weile nichts mehr spürte. Nun war ich etwas wach, wenn man es überhaupt so nennen konnte. 

Noch immer hatte ich keine Schmerzen. Womöglich lag das an dem Blutverlust den ich erlitten hatte und der leise surrende Motor machte es auch nicht besser, denn somit war es schwer die Augen richtig auf zu bekommen. Das Damian neben mir saß bemerkte ich an seinen Flüchen die er immer wieder aussprach. Er war vollkommen nervös. Im Endeffekt war er auch nur ein Wesen, was Gefühle hatte und sich nicht ewig hinter einer Maske verstecken konnte. 

Der Wagen war schnell unterwegs und immer wieder hörte ich ein Hupen, was dann aber zugleich wieder aufhörte. Wir mussten auf einer Landstraße oder so etwas sein, denn er erhöhte das Tempo nun noch mehr.

Immer wieder versuchte ich ein Laut von mir zu geben, doch vergeblich. Nach mehreren Anläufen schaffte ich es dann auch irgendwann. Es war nur ein Flüstern, als ich seinen Namen winselte. 

»Bleib ruhig.«, sprach er aufgewühlt, doch ich antwortete leise: »Wohin fährst du?«

»Ich habe keine Ahnung. Ich habe nicht einmal Zeit um nachzudenken.«, bebte seine Stimme und ich drehte den Kopf in seine Richtung. Er trug nur eine Jeans. Mehr nicht. Nicht einmal Schuhe. Sofort erinnerte ich mich daran, dass er nackt hinaus rannte, als dieser Typ mich töten wollte. Wenn ich es nicht schon fast war. Unwillkürlich gingen meine Hände zu meinem Bauch. Alles fühlte sich so nass und warm an. Das war gar nicht gut. Nein. Überhaupt nicht. Und wenn Damian nicht einmal wusste, was er machen sollte, sah es wirklich schlecht aus. 

Auch wenn ich mich versuchte zusammenzureißen; schaffte ich es nicht bei Bewusstsein zu bleiben. Zumindest nicht die komplette Fahrt über. Nur etwas später, als das Auto begann die ganze Zeit zu wackeln. Nun spürte ich auch meine Wunde klar und deutlich. Durch den Waldboden und den unebenen Weg zogen sich die Schmerzen durch meinen Körper und ich stöhnte immer wieder leidlich auf. Vergeblich versuchte Damian den Schlaglöchern auszuweichen. 

»Was... willst du... hier?«, stotterte ich mit schweren Atem. 

»Ich weiß, dass hier ein kleines Ferienhaus ist. Ich hoffe, dass niemand hier sein wird, aber ich glaube nicht. Dafür ist es noch viel zu kalt.« 

»Hm«, machte ich nur und durch meinen Bauch zog sich wieder dieser elende Schmerz. Deswegen war ich auch so unendlich froh darüber, dass der Wagen schlitternd zum stehen kam. 

Damian ließ den Motor aus, öffnete die Tür und war auch schon nur einen Wimpernschlag später neben mir, um mich aus dem Auto herauszuholen, was sich schwieriger als gedacht gestaltete, denn ich zuckte bei jeder Berührung zusammen. 

»Bleib ganz ruhig.«, flüsterte er und rannte mir mir auf den Armen zu einem kleinen Holzhaus, wobei er die Tür mit einer Leichtigkeit auftrat. 

Damian blickte sich kurz um, um sich einen Überblick zu verschaffen. Dann legte er mit mir im Arm einige Decken von einem Stapel auf ein Sofa und betete mich langsam darauf. Ich hatte keine Zeit mehr um mir zu überlegen, was er nun machte, denn er riss mein Shirt nach oben und fauchte: »Scheiße. Scheiße. Scheiße. Fuck.«

Das letzte Wort knurrte er so sehr, dass eine Gänsehaut über meinen Körper huschte. Zugleich stürmte er zu der Tasche, die er ebenso kurz zuvor an der Tür fallen ließ und kam mit ihr zurück. Was wollte er nun damit, aber als er da einen kleinen Koffer heraus holte, wollte ich am liebsten schreiend davon laufen. 

»Das kannst du nicht machen.«, schluchzte ich, denn genau darin war sein Flickzeug, was er bei dieser Frau in der Wohnung hatte. »Du willst das nicht wirklich nähen, oder?« Meine Stimme war kaum zu erkennen. Mir selbst fremd. Ich bekam nun noch mehr Angst. Natürlich war es besser, dass er so etwas tat, als dass ich starb, nur lieber würde ich mich für den zweiten Weg entscheiden. Da er aber gerade meine Wunde dabei abdrückte und mich somit berührte, konnte er wissen was ich dachte. 

Seine Augen verformten sich zu Schlitzen, doch er meinte bloß: »Anders kann ich die Blutung nicht stoppen. Deine inneren Verletzungen sind viel zu schwer. Er hat gut getroffen. Du musst wach bleiben. Hörst du mich? Ich habe nichts womit ich dich betäuben kann, aber du darfst auf keinen Fall wieder einschlafen, hörst du mich Anna?« 

Versucht nickte ich und er nahm das Tuch, was ich wenig später als sein Shirt herausstellte von meinem Bauch. In der Hand hatte er nun eine gebogene Nadel, wodurch er einen Faden zog und dann geschah es. Warme Finger drückten mich in das Polster, als der erste Stich kam. Der zweite folgte zugleich. Sofort fing ich zu schreien an, doch er schien sich darum nicht zu kümmern. Hier im Wald um diese Uhrzeit würde mich sowieso niemand hören. Das war klar. 

Ich wusste was Damian war und deswegen war mir auch bewusst, warum er sich so schnell bewegen konnte und ich kaum im Stande war ihn mit den Augen zu verfolgen. Außerdem hatte ich auch andere Probleme: Nämlich mir die Seele aus dem Leibe zu brüllen. Wie konnte man so etwas nur ertragen? Wie konnte er so etwas nur bei sich selbst durchführen? Das konnte ich nicht nachvollziehen. 

Schmerz durchbohrte meine Haut immer und immer wieder, obwohl ich erst dachte ich könnte keinen mehr empfinden. Die Stimme, die mir selbst fremd war und aus meiner Kehle strömte wurde immer leiser, woraufhin Damian immer wieder sagte, dass ich da bleiben sollte. 

Was ich nur nicht verstand war, dass meine inneren Verletzungen trotzdem noch bestanden und er mich weiter zu nähte. Wäre ein Krankenhaus nicht das beste? Aber dann wäre sicher sofort die Polizei alarmiert, aber bei dem was ich sah und was ich sein sollte, konnten sie mir auch nicht weiter helfen. Keiner konnte das. Auch nicht Damian. Ich war verloren, bei dem was mir noch bevor stand, deswegen wäre es eigentlich von Vorteil wenn ich die Hufe hoch machte, aber das wäre sicher auch Damian's Todesurteil, denn er hatte die Pflicht mich zu schützen. 

Fast bemerkte ich gar nicht, wie er aufhörte. Er war fertig und setzte sich zu meinem Kopf als er sprach: »Du musst von mir trinken. Hörst du, Anna? Mach verdammt noch mal die Augen auf.«

Zugleich riss ich meine zufallenden Lider nach oben und starrte in seine schwarzen Augen. Hatte ich ihn richtig verstanden?

»Du musst mein Blut trinken. Das wird dich heilen. Ich musste dich nähen, sonst wäre es sofort wieder draußen.« 

»Aber...«, begann ich, doch er unterbrach mich: »Quatsch nicht so viel, hast du verstanden?« und ich sah wie seine Fänge zum Vorschein kamen; er sich selbst in den Unterarm biss und mir seine Haut an die Lippen setzte. 


Und wie findet ihr dieses Kapitel?

Anna muss einiges einstecken. 

Das Damian sie einfach so näht hätte sich nicht gedacht und nun auch noch das... 
Was wird Anna tun?

Wird sie über ihren Schatten springen und sein Blut trinken oder überwiegt doch der Ekel?

Black Shadow - Wer bin ich? PAUSIERT/WIRD BEARBEITET)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt