Kapitel 20

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Dieser Kopf er rollte und rollte. Das Blut. So viel. Es hörte nicht mehr auf zu fließen. Der ganze Linoleumboden war rot. Ein richtiger Schwall der sich weiter vermehrte; alles regelrecht flutete... und mein elender Schrei. 

Wie konnte ein Mensch nur so viel Blut in sich haben? Ach, stimmte. Es war ja gar kein richtiger. Mein Gott. Wo war ich nur hier gelandet? Ich war hier in meiner Wohnung und hatte nur binnen weniger Sekunden einen jungen Mann mit einem Schwert den Kopf abgetrennt. Es musste verdammt scharf sein. Von wem war es überhaupt? Ach, keine Ahnung. Ich stand so unter Schock, dass ich es vergessen haben musste. 

Verdammt. Was war nur passiert? Was mit mir? Was mit diesem Typen vor mir auf dem Boden? Seine Glieder schienen noch immer zu zappeln. Wie verrückt. Unnatürlich. Musste er nicht schon längst komplett erschlafft sein? Weshalb hatte ich das überhaupt getan? 

Stimmte. Da war ja noch was. Er wollte mich haben und nicht nur dieser, sondern auch noch jemand anderes. Seine Stimme kam mir wieder in den Sinn: »Willst du eine Mörderin sein, Anna?« 

Dabei zuckte ich hart zusammen. Wie konnte es sein, dass ich das auf einmal wirklich hörte, obwohl ich allein zu sein schien?

Erschrocken drehte ich mich herum, aber da waren nur meinen eigenen vier Wände die allesamt komplett rot durchtränkt waren. Blut. Überall. Wie nach einem Gemetzel. Ich konnte es nicht fassen. Wie sollte ich das wieder weg bekommen? Was ich mir überhaupt Gedanken um so etwas machte... Sollte ich nicht verschwinden? 

Doch auch wenn ich immer wieder versuchte dort weg zu kommen; hörte ich ständig wieder erneut: »Mörderin!« 

War ich wirklich eine? Ich konnte doch niemanden etwas zu Leide tun und was war nun? Scheiße. Kacke. Ich war einfach nur vollkommen neben der Spur. Das alles war nur ein Traum. Ein dummer beschissener. Zugleich würde ich aufwachen, so wie sonst auch. Tat ich es? Nein. Da war nur dieses Wort: »Mörderin!« 

Ich sah zu dem leblosen Körper auf dem Boden und zuckte zusammen. Hatte er das gesagt? Seine Lippen bewegten sich erneut: »Mörderin.«

Plötzlich riss er die dunklen Augenhöhlen auf und hauchte erneut: »Mörderin!«

Nein. Nein. Nein. Nein. Nein. Das war nicht wahr. Das ging nicht. Er war tot. 

»Ich bin nicht tot, Anna!« und der Kopf schien sich zu bewegen. Richtung seines Torsos. Mist. Ich fing zu schreien an und taumelte einen Schritt nach hinten. So etwas gab es einfach nicht. 

Glieder knackten. Knochen richteten sich und der Kopf schien wieder zu ihm zu gehören. Außer diese dicke fette Narbe die man immer noch sah; war er fast wie vorher. Das war doch einfach nicht real. Ich schrie erneut auf, als seine Lippen sich immer wieder bewegten: »Mörderin!« und er mit langsamen Schritten auf mich zu steuerte. 

»Anna! Wach schon auf verdammt?«, rief jemand und rüttelte an meinem Körper herum. Nein. War das nun real oder doch nicht? Wo war ich überhaupt? Mein Schrei klang mir selbst in den Ohren; so laut und schrill war dieser. 

»Komm schon. Sieh mich an.« Jemand schüttelte weiter an mir und nun spürte ich auch, dass ich saß und nicht lag oder stand wie in meinem Traum oder doch Wirklichkeit? Ich wusste einfach nicht mehr wo oben und unten war. Mein Gesicht war nass von meinen Tränen und mein Hals rau.

Vor mir hockte Damian, der nur langsam in mein Gesichtsfeld driftete. Seine Augen wechselten immer wieder die Farbe. Von schwarz auf helles Blau. Dann fast Weiß und wieder dunkler. Er war nervös. Sorge las ich in seinem Blick und seine Stirn war gerunzelt. Er trug noch immer den selben Pullover. Seine Ärmel waren hochgekrempelt und die Arme blutverschmiert. 

Black Shadow - Wer bin ich? PAUSIERT/WIRD BEARBEITET)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt