Kapitel 22

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Damian starrte mich mit weit aufgerissenen Augen an und senkte dann zugleich den Kopf, um eine Entschuldigung zu murmeln. »Ich wusste nicht, dass du... hier bist. Ich habe nicht darauf geachtet. Ich dachte, dass du dich noch ein wenig hingelegt hast.«, stammelte der Mann vor mir.

Er stand nur in einem umwickelnden Handtuch vor mir. Nicht einmal daran hatte ich gedacht, denn als ich mich gleich hier umsah konnte ich keine weiter entdecken, außer um sich die Hände abzutrocknen. Mist. Wenn ich nach dem Duschen hinaus gegangen wäre, hätte ich nicht einmal etwas zum bedecken gehabt und in meine alten Klamotten konnte ich einfach nicht wieder rein. Dafür waren sie zu dreckig. 

»Sollte ich etwa so schlafen?«, stockte ich mit geröteten Wangen und meinte mich damit. »Ich muss mich waschen, deswegen habe ich ein Badezimmer gesucht.« und mein Blick fiel auf den hellen Stoff, den er um die nackten Hüten geschlungen hatte. 

»Da ich mich hier nicht so auskenne so wie du wahrscheinlich, der hier sicher mit einem Grund ein und aus geht, musste ich eines suchen und...« Keine Ahnung was ich da eigentlich sagen wollte, aber es klang schärfer wie beabsichtigt. 

Nun blickte mir Damian in die Augen und brüllte mich an: »Was soll das heißen? Das ich hier ständig ein und aus gehe? Oder willst du mir auch noch unterstellen, dass ich mit ihr vielleicht noch ein Verhältnis habe? Gott, Anna. Was ist denn nur los mit dir? Außerdem geht dich das ein Scheiß an.« 

Ich riss die Augen auf, denn ich hatte keinen Plan, was da aus meinem Mund kam, außerdem hatte er recht: Es ging mich nichts an. Traurig senkte ich den Blick, aber ich wusste dass er mir nur ins Gesicht starrte und nicht weiter nach unten, denn noch immer war ich nackt. 

»Ich hole dir ein Handtuch. Geh duschen. Los.«, sprach Damian steif und verließ den Türrahmen. Ich hingegen starrte ihm hinterher. Sein Bauch war voller Blut und er schien sich noch gar nicht um seine Wunden gekümmert zu haben. Wieder wollte ich ihm helfen. Auf der einen Seite tat es mir selbst weh und auf der anderen um etwas zurück zu geben, auch wenn er mehr Erfahrungen mit so etwas hatte als ich. Verbissen hielt ich mich am Glas der Duschkabine fest. Warum hatte er nur diesen dummen Solz? Oder interpretierte ich einfach die ganze Sache vollkommen falsch?

Seine Brust und der Bauch hatte nicht einmal aufgehört zu bluten und da ich mir nun auch im allgemeinen sicher war, er würde nur sterben indem ich ihn den Kopf abschlug, war mir trotz dessen nicht wohl bei der Sache ihm nicht zu helfen. Dabei wurde der Zwang dies zu machen einfach nur immer größer. Es fühlte sich an, als wäre es meine Aufgabe oder so etwas in der Art.

Und auch als mir Damian ein Handtuch brachte, stand ich noch immer steif da. Könnte es gar nicht wirklich nehmen, als wäre ich auf dem Boden festgewachsen.

Plötzlich klingelte es an der Tür und ich zuckte zusammen. Wer war denn das nun? Sofort wurde ich nicht nur neugierig, sondern zog mir auch mein Shirt einfach wieder an und meine Hose auch wenn diese dreckig und verkrustet waren, weil ich genau wusste, dass er zur Tür ging. Ich würde ihm folgen. Immerhin konnte es Alantia nicht sein. Sie wohnte hier und besaß einen Schlüssel. Entweder würde es eine Falle sein oder er hatte jemanden hier her bestellt. Da Damian zu mir gehörte, hatte ich ein Recht es zu erfahren.

Er hob die Braue und musterte eindringlich: »Wolltest du nicht...« und er fuchtelte mit seinen Händen hinter mich. Dabei glotzte ich ihn eher nur an. Konnte ein Mann der so groß und schlank war; wiederum solche Muskeln haben? Auf seinen Bauch sah man klar und deutlich die harten Wellen. Er sah richtig gut aus und sogar mit dem ganzen Blut und Schweiß auf dem Körper, wobei er mich aber von meinem Gegaffe schnell löste und seine Aufmerksam einholte, indem er hüstelte. Ohne so Gedanken lesen zu können, war klar dass Damian wusste, was mir da durch den Kopf ging. 

Ich starrte zur Tür, als es erneut klingelte. Er sah nicht so aus, als würde er sich etwas über ziehen wollen und lief einfach wieder aus dem Badezimmer in Richtung Flur. Ich folgte ihm. 

»Wer ist das?«, wollte ich wissen.

»Alantia hat sie mir besorgt.«

»Sie? Besorgt?« Was sollte denn das werden? Das konnte ich gerade nicht nachvollziehen. Für was? Zumindest war es eine Frau, doch was wollte diese hier? Sicher kam sie nicht wegen mir. Kurz hatte ich da so eine Ahnung. 

»Warte, Damian.« und ich holte ihn ein. »Was meinst du denn damit?«, fragte ich ihn und seine Augen schienen mich zu durchbohren. Sie waren schwarz wie die Nacht. 

»Ich bin verletzt und ich habe Blut verloren. Das heißt, dass ich neues brauche.«, erklärte er mir ganz langsam so als wäre ich bescheuert und wüsste nicht, was das bedeutete. 

»Du willst mir sagen, es wird jetzt jemand kommen den du einfach so beißen und aussaugen wirst?« 

Damian begann zu lachen: »Ich habe dir doch schon einmal gesagt, dass es nicht wie in irgendwelchen Filmen oder Büchern ist. Ich sauge sie nicht aus und sie wird es mir auch freiwillig geben.« Er zuckte mit den Schultern und mein Blick fiel wieder auf seinen harten Bauch. Auf einmal hatte ich den Zwang ihn einfach nur zu berühren. Ihn an mich zu drücken und nicht zu dieser Frau zu lassen, aber was sollte ich denn machen? War ich eifersüchtig? Auf was denn? Die ganze Zeit würde er ja auch jemanden haben zu dem er ging, aber nun da ich es wusste wollte ich das auf gar keinen Fall. 

»Schick sie weg.«, sprach ich bestimmend und Damian starrte mich erschrocken an. »Anna. Das geht nicht. Ich brauch das. Deswegen wurde sie extra hier her bestellt.«

»Schick sie wieder weg.«, sprach ich nun mit stärkerer Stimme und Damian ging etwas nach hinten und schnauzte: »Nein. Das werde ich nicht.« 

Ich lief einen Schritt auf ihn zu. »Du wirst es tun.«

»Anna.«, begann er zu knurren. »Ich lasse mir nicht einen Teil meiner Nahrung verwehren. Das kannst du nicht machen. Egal wer du bist.«

»Das sollst du auch nicht.«, fauchte ich und rannte an ihm vorbei zur Tür. Ich riss sie auf und vor mir stand ein junges Mädchen mit vielleicht zwanzig Jahren. Sie war hübsch und ich schaute hinter mir Damian an, wie er da so locker in dieses Handtuch gewickelt war. Die schwarzen Haare waren komplett zerzaust und seine Wunden noch immer dreckig und nicht versorgt. Er... Keine Ahnung, was ich da denken sollte. Ich konnte es einfach nicht; hatte nicht einmal eine Erklärung dafür. Nein. Das ließ ich nicht zu. Niemals. Diese Frau würde wieder gehen und als ich sie näher betrachtete, sah sie aus, als wäre sie scharf drauf sich von Damian verschlingen zu lassen und da sie meine Größe hatte, erblickte ich wie sie sich ungelogen über die Lippen leckte, doch ich ranzte sie so sehr an, dass sie zusammen zuckte: »Verpiss dich. Hier braucht niemand deine Hilfe mehr.« 

Sie schien eingeschüchtert und suchte zugleich die Flucht, wobei ich aufatmete. Ich hatte genau das was ich wollte. 

Damian hingegen starrte mich nur wütend an, als würde er jeden Moment gleich ausrasten. 

»Wie kannst du es wagen?«, fauchte er mich an und das erste Mal sah ich etwas in seinen Mund aufblitzen. Etwas scharfes. Langes. Weißes. »Dazu hast nicht einmal du das Recht.« 

Sonst war er immer so beherrschend, aber dieses Mal schien es anders. Vielleicht hatte er doch zu viel Blut verloren, aber es hatte ja ein Zweck sie wegzuschicken. Immerhin war ich nicht dumm und mich gab es auch noch. So sehr würde es nicht weh tun.

Ich ergriff seinen Arm, zog ihn an mich und stellte mich auf Zehenspitzen. Dann streckte ich mich und wisperte in sein Ohr: »Du wirst mich beißen.« und ich sah wie sein ganzer Körper regelrecht erzitterte. Unter meinen Fingern machte sich eine enorme Gänsehaut breit und ich wusste, er würde es nicht ablehnen. Zumindest dachte ich das...



Fandet ihr Anna's Reaktion gerechtfertigt?
Oder doch übertrieben?
Immerhin hat sie kein Recht eine Person weg zu schicken, die Damian brauchte.  



Black Shadow - Wer bin ich? PAUSIERT/WIRD BEARBEITET)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt