Kapitel 35

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Ich stand bestimmt drei Minuten lang da und starrte den fremden Mann in die dunklen Augen und das waren die längsten drei Minuten in meinem Leben. Es war, als würde die Zeit still stehen und ich machte mir in diesem Moment wirklich Gedanken darüber, ob er ein richtiger Mensch sein konnte, oder doch etwas anderes. Immerhin meinte Damian, dass hier jeder anders sei. Einige mehr, einige weniger, aber sollte mir das nicht egal sein? Sollte ich nicht lieber weg laufen? Aber wohin denn? Und würde mich dann Damian wiederfinden? Oder war warten die bessere Wahl für mich?

Doch er ließ mich nicht aus den Augen. Das wusste ich. Bloß es kam mir so lange vor und das machte mir Angst. Ich sah schon einmal seine Bilder in meinem Kopf und er meine ebenso. Dann hatten wir uns auch schon unterhalten, ohne zu sprechen, aber bisher war da eine Berührung. Keine Ahnung, ob das auch so funktionierte, wenn er nicht in meiner Nähe stand. Zumindest wäre das in diesem Augenblick angebracht. Ich probierte mich zu konzentrieren, obwohl dieser ekelhafte Typ da vor mir stand. Er sah nicht anders aus, wie Menschen in der Welt, wo ich die ganze Zeit lebte. Nun wollte ich aber auch nicht nach Damian schreien, denn wer wusste, ober so schnell da war, dass mir dann nichts passierte.

Binnen weniger Sekunden fiel mein Blick allerdings auf die Reisetasche von ihm. Dort waren nicht nur Klamotten von mir oder Damian drin, sondern auch einige Waffen und diese stand nicht einmal zwei Meter entfernt. Ich schaute dort unauffällig hin und erkannte, dass sogar der Reißverschluss ein Stück offen war, rannte so schnell wie möglich da hin und zog ein etwas größeres Messer heraus. Das nächste Mal sollte Damian sich einen Kopf darüber machen, dass ich nicht doch lieber so etwas bei mir trug, wenn er weg war. »Oh, wird die kleine da etwa mutig?« Die Kleine? Das ich nicht lache. Er sprach mit mir, als wäre ich gerade zwölf Jahre, dabei war ich siebenundzwanzig, auch wenn ich mich ziemlich gut gehalten hatte, sah ich nicht unbedingt so jung aus. Meine Beine spreizte ich etwas, sodass ich besseren Halt auf dem Boden bekam und wartete darauf, was dieser Fremde nun tat.

»Pass auf, dass du dich damit nicht verletzt, Schätzchen!«, lachte dieser, doch ich achtete nicht darauf, denn ich ließ mich von ihm nicht aus dem Konzept bringen. Natürlich hatte ich Angst, aber das durfte ich mir nicht anmerken lassen. Ich schaffte das. Immerhin hatte ich diesen einen Kerl, in der Wohnung der Hexe auch getötet, also bekam ich es dieses Mal auch hin. Kurz dachte ich an die Frau. Ob sie noch lebte? Eben, weil sie versuchte unsere Verfolger aufzuhalten, aber der Mann vor mir, riss mich aus meinen Gedanken, indem der Sand unter seinen Schuhen knirschte, als er einen Schritt auf mich zu ging. Sofort beugte ich mich weiter in die Knie und hielt das Messer von meinem Körper weg, mit der Spitze zu ihm. Er war natürlich darüber ziemlich erfreut und grinste nur blöd, was mich wütend werden ließ.

Plötzlich hörte ich ein Schwert zischen. Verdammt. Weshalb trug er so etwas bei sich? War das hier normal? Immerhin hatte Damian auch ständig eines. Womöglich sollte ich mir ebenso eines anschaffen. Zumindest, falls ich das nun hier überleben würde. »Komm schon, Kleines. Leg das wieder weg. Nicht, dass du dich noch selbst verletzt.«, feixte der Mann vor mir und kam einen Schritt näher, doch ich hob mein Messer weiter von mir weg und hielt es ihm fast vor die Nase, aber ein kurzes Zischen, ein dumpfer Schlag und schon flog es im hohen Bogen von mir weg. Ich holte tief Luft und hörte: »Na, was willst du jetzt ohne Waffe machen?«

»Auf jeden Fall werde ich mich nicht einfach so umbringen lassen. Das steht schon mal fest.«, knurrte ich, sprang zur Seite und knallte ihm mit voller Wucht eine ins Gesicht. Das hatte er nicht kommen sehen. Er hielt sich die Nase und fluchte kurzerhand, wobei ich eilig das Messer greifen konnte, was im Dreck lag. Ich war so schnell, dass ich glaubte mich zu teleportieren; schnappte den Griff und schnitt ihm mit der Scheide in die Brust. Er hingegen maulte herum und versuchte mich mit seinem Schwer zu verletzen. Dank meiner Schnelligkeit aber, gelang ihm das nicht. Wenigstens das. Innerlich freute ich mich, doch das sollte ich wohl nicht zu früh tun, denn ich war mir sicher, dass ich diesen Mann töten musste. Einer von uns beiden würde sterben und das war verflucht nochmal nicht ich, auch wenn ich am liebsten schon vor einer halben Ewigkeit mir das Leben nehmen wollte. Wenn dann würde ich selbst meinem tristen beschissenem Dasein ein Ende bereiten, aber nicht dieser verfluchte Wichser.

Black Shadow - Wer bin ich? PAUSIERT/WIRD BEARBEITET)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt