Kapitel 30

122 11 6
                                    

Am liebsten wäre ich ausgerastet. Dieses Handy nervte einfach nur und um so länger es klingelte, um so penetranter wurde es. Wer störte nun auf einmal? War es etwas wichtiges? Das hoffte ich, denn es war mitten in der Nacht und außerdem hatte ich besseres zu tun; nämlich Damian's Berührungen zu genießen. Ob er mich noch einmal so anfassen würde oder war er nun wieder zur Besinnung gekommen und würde mich das nächste Mal wieder von sich schieben?

Es dauerte einen Moment, wo er zögerlich aufstand, dann aber doch schnell zu seinem Telefon eilte. Er schaute nicht auf das Display, sondern ging sofort dran und fragte mit starrer Stimme: »Ja?« Ich konnte seinen Rücken in der Dunkelheit erkennen, den er mir nun zuwendete. Er war breit; muskulös und einfach nur perfekt. Ich konnte aber diesen Anblick nicht lange genießen, denn noch als er seinem Gesprächspartner zuhörte, riss er sein Shirt von der Couchlehne und zog es sich eilig über. Wollte er weg? Was war nun los? Ich konnte ihn ja nun schlecht fragen, aber ich hoffte, dass er endlich auflegte und ich nun ebenso wusste, was hier Sache war.

Damian ging in meine Reisetasche und holte eine frische Hose und ein Shirt heraus. Zugleich warf er es mir zu, nachdem er auflegte. »Los. Zieh dich an.« und ohne mir überhaupt zu sagen, was los war, packte er unsere wenigen Habseligkeiten. Ich hingegen stand nur stumm da. Ich schaute nach draußen in die Dunkelheit. Es schien alles ruhig zu sein, also würden wir vor niemanden fliehen. Zumindest nicht in diesem Moment oder doch? »Steh nicht so starr da, sondern mach hin!«, hörte ich seine Stimme, die auf einmal wieder so kalt wie sonst auch war. Ich hob die Braue, musterte ihn und bewegte mich nicht vom Fleck, wodurch er ebenso inne hielt. Seine Augen fixierten mich und wanderten dann über meinen Körper, der nur mit meiner Unterwäsche bedeckt war, dann kam er auch schon eilig zu mir. Binnen weniger Sekunden stand er ganz nahe und beugte sich mit seinem Gesicht zu meinem herunter.

Erst nahm ich an, dass er wieder so kühl zu mir war, doch nichts von alledem geschah. Ganz im Gegenteil, denn er flüsterte leise: »Komm schon. Zieh dich an. Wir müssen weiter.« Nur ganz sanft berührte seine Handinnenfläche meine Wange und ich legte mein Gesicht hinein. Es war so gut diese Wärme zu spüren. Genau das, was ich brauchte, obwohl es noch viel viel mehr war. Am liebsten wollte ich hier bleiben oder einfach nur mit Damian ganz weit weg gehen, wo uns niemand fand und wo ich ihm endlich nahe sein konnte. Nur ganz nebenbei spürte ich wie er urplötzlich mit seinen Lippen über meine streifte und ab da an, war mein Kopf vollkommen ausgeschaltet. Da dachte ich auch nicht mehr daran, dass wir hier wieder weg mussten. Ich krallte mich in seinen Nacken und ergriff seine schwarzen weichen Haare; wollte ihn auf der Stelle. Ich presste mich sofort näher an seinen Körper, sodass ich seine Muskeln unter meiner Brust und meinem Bauch deutlich fühlen konnte. Unwillkürlich streifte ich unter sein Shirt und berührte seine unwiderstehliche Haut, wobei er aufkeuchte und den Kuss vertiefte. Seine Zunge drang zwischen meine Lippen und er umklammerte meinen Hintern, hob mich nach oben und lief auf die kleine Küchenzeile zu; setzte mich dort drauf und begann sich stürmisch an mir zu reiben. Kurzerhand umklammerte er den Verschluss meines BH's, der unverzüglich aufschnappte.

Damian war noch nie so stürmisch mit mir gewesen und ich konnte seine Reaktion irgendwie nicht nachvollziehen, obwohl es genau das war, was ich die ganze Zeit von ihm haben wollte. Er war irgendwie so verzweifelt, so als müssten wir uns bald trennen, aber womöglich hatte er auch einfach nur Angst und ich war ihm viel wichtiger als gedacht. Das hoffte ich und ich konnte auch nicht weiter darüber nachdenken, als er auf einmal sanft mit den Daumen über einen meiner Nippel streifte, um ihn ohne Umschweife mit Daumen und Zeigefinger zu zwirbeln. Mein Stöhnen wurde lauter und ich rutschte etwas weiter nach vorn, um meine Mitte an seine zu pressen. Ganz eindeutig wollte er mich und das auf der Stelle, doch dann hielt er augenblicklich inne.

»Anna, ich darf das nicht.«, raunte er. »Eigentlich ist es mir verboten dir so nahe zu sein. Vor allem das da...« und er presste sich so eng an mich, dass ich seine Erektion klar und deutlich durch den Stoff spürte. In mir begann alles daraufhin zu kribbeln. Mein Unterleib machte einen Satz. Ich wollte endlich wissen wie es ist, wenn ein Mann mit einer Frau schlief und das in diesem Moment, nicht mit jemanden anderen, sondern nur mit Damian und da war sein Bruder, denn ich heiraten sollte ganz weit weg. »Das ist mir egal. Ich will dich und niemanden anderen. Bitte.« Meine Stimme war kaum wiederzuerkennen. Sie war rau, dunkel und so eindringlich, dass ich spürte, wie eine Gänsehaut über seinen Körper wanderte. Mir war klar, dass ich bestimmend klang; sogar fast herrisch. Genau so, wie ich eigentlich irgendwann sein musste, als Prinzessin einer der drei Reiche. Nur es war nicht meine Absicht so zu klingen. Ich hatte schon gespürt, dass er eigentlich nach meiner Pfeife tanzen musste, außer es ging um meine Sicherheit, aber es war nicht mit Absicht. Das wusste er auch, doch trotz dessen zuckte er zusammen.

»Ich will dich. Jetzt.«, flüsterte ich nachdrücklich, doch auch da wurden wir schon unterbrochen. Das konnte doch nicht wahr sein. So als würde das Schicksal nicht wollen, dass wir eins waren. Damian ließ sofort von mir ab, als eine Autotür zuknallte. Mir war bewusst, dass es jemand sein musste, den er kannte, sonst hätte er anders reagiert. Eilig schloss er meinen BH wieder hinter meinem Rücken und ich packte mich so gut es ging wieder ein, doch nicht einmal war er einen Schritt von mir entfernt, da wurde auch schon die Tür so weit aufgerissen, dass sie mit der Klinge gegen das Holz donnerte und ich zusammen zuckte. Geradezu schaute ich in die dunklen Augen von Alantia, die aber sofort inne hielt, als sie uns beide erblickte. »Wollt ihr mich irgendwie verarschen? Was treibt ihr da verdammt noch mal? Wir müssen hier weg?«, dann riss sie Damian zu sich, indem sie ihn wie einen kleinen Jungen am Ohr mit sich zog, aber er machte sich gleich wieder los und knurrte: »Übertreib es nicht. Ich bin kein kleines Kind.«

»So benimmst du dich aber. Du weißt genau, dass du die Finger von ihr lassen musst. Du bist ihr Schatten. Wenn du sie auch nur einmal unsittlich berührst und das heraus kommt, wirst zu zu Tode gefoltert. Ist sie das wirklich wert?« und ich zuckte hart zusammen. Natürlich vergaß ich immer und immer wieder, was es für Damian bedeutete, wenn er mit mir schlief, aber das ging nur uns beiden etwas an und niemals würde ich diesen Mann verraten. Niemals. Aber das schien ihr nicht zu reichen. »Lass die Finger von ihr.«, fluchte sie. »Ich bin auch noch hier, falls du das vergessen hast.« und die Hexe starrte mich kurz an. »Zieh dich an. Mach schon. Wir müssen hier weg bevor sie uns kriegen.«

»Ich dachte sie hätten dich erwischt.«, murmelte Damian und half mir indem er mir meine Sachen reichte, die ich dann auch anzog. »Du weißt ganz genau, dass man mich nicht so schnell kriegen kann. Sonst würde ich wohl oder übel nicht mehr leben, oder? Ich habe alles in der Wohnung verschwinden lassen. Als ich dort wieder heraus bin und zurück wollte, kamen einige Vampire. Ich konnte gerade noch so unbemerkt die Flucht ergreifen, bin dann wieder zu mir nach Hause, aber schon unten im Parkhaus habe ich gemerkt, dass mein Coupé weg ist.« Sie klang schon fast traurig und ging wieder in Richtung Tür. »Da ich nicht auf den Kopf gefallen bin, wusste ich, dass man euch gefunden hat. Alle meine Auto's sind mit einem Peilsender versehen. Ich kann jedes einzelne mit meinem Handy aufspüren, deswegen wusste ich gleich wo ihr seid und bin euch gefolgt. Ihr hattet zwar einen Vorsprung, aber da ihr es ja lieber... miteinander treibt...«

»Wir treiben es doch nicht miteinander...«, murmelte ich und nahm Damian meine Tasche aus der Hand. Zumindest versuchte ich es, aber er hielt sie fest umklammert und lief dann einfach die Treppe nach unten. Ich faltete noch schnell die Decken zusammen, schloss dann die Tür hinter mir und folgte den beiden zu einem anderen Auto. Es war ein schwarzer VAN der dort neben dem anderen Wagen stand, mit dem wir gekommen sind.

Die Hexe zog die große Schiebetür nach drüben und Damian konnte somit meine Reisetasche absetzen. Sofort sprang ich dort mit hinein. »Was ist mit dem anderen Auto?«, wollte ich wissen und Alantia tippte etwas in ihr Handy. »Darum wird sich schon jemand kümmern.« und ich nickte nur.

Zügig fuhr sie aus dem Wald heraus und dann die Straße weiter herunter, von der wir auch kamen, doch wohin würden wir nur fahren? Ich hatte keine Ahnung und es machte auch nicht den Anschein, dass mir jemand etwas von allein sagen würde. Da Damian neben ihr mit vorn auf den Beifahrersitz saß, tippte ich seine Schulter von hinten mit an. Er wendete den Kopf in meine Richtung und tauchte nahe vor meinem Gesicht auf. »Was ist denn los?«, wollte er wissen. »Was los ist? Ich würde schon gerne wissen, wo es jetzt hingeht.« und Damian musterte mich eindringlich. Sein Blick senkte sich auf meine Lippen, dann wieder in meine Augen und ich erkannte erneut dieses Auflodern darin. Dieses Mal wusste ich genau was er da fühlte. Ich konnte es regelrecht sehen; spüren. Es war Verlangen. Am liebsten hätte ich den Blick gar nicht mehr von ihm genommen, wenn mich die Hexe mit dem Satz: »Dort wo du her kommst.« nicht erschreckt hätte.



Anna dachte, dass es die Hexe gar nicht geschafft hätte. Nun ist sie wieder da. Nun kann es doch nur besser werden, wenn sie zu dritt waren, oder?

Zumindest hätten sie noch Unterstützung.

Nur was meinte sie damit, dass sie dort hinfahren würden, wo sie her kam? Dort wo sie geboren war?

Dort wo sie lebte, bevor man sie hier einfach in ein Heim steckte und sich selbst überließ?

Black Shadow - Wer bin ich? PAUSIERT/WIRD BEARBEITET)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt