Kapitel 23

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Damian trat einen Schritt zurück und musterte mich argwöhnisch. »Anna. Wie kannst du das nur wagen? Wie? Ich könnte... Ich würde am liebsten...« und er ballte seine Hände zu Fäusten und Sehnen traten an seinen Armen weiter hervor als so schon. Er war richtig sauer. Oh oh. Hatte ich mich doch falsch entschieden? Aber irgendwie wollte ich das nicht. Der Gedanke machte mich verrückt, dass er zu ihr ging. 

»Wo ist das Problem daran einfach mich zu beißen? Bin ich so widerlich oder was?«, fragte ich eher mich selbst.

Plötzlich begann Damian los zu prusten. Lachte er mich etwa aus? So kam es mir nämlich gerade in diesem Moment vor und das machte mich sauer. Richtig extrem wütend.  Aufgebracht ging ich einen Schritt nach vor und pampte: »Geht es dir gut, oder was?« Meine Stimme war herrisch, wobei er sofort inne hielt. Verärgert starrte er mir in die Augen.

»Dank dir nicht!«, schnauzte Damian. »Ich werde dich nicht beißen. Denk gar nicht dran. Das kannst du vergessen. Ich darf gar nicht von dir trinken. Du sollst unberührt sein.«

»Du hast gesagt, dass es da nur um Sex geht, oder? Also was hat das damit bitte schön zu tun?«, fragte ich ihn ungläubig. Schließlich wollte ich nicht daran erinnert werden, dass mich niemand anfassen durfte. Das war total behindert in meinem Alter und ärgerte mich unaufhaltsam und das Damian dafür da war um so etwas zu verhindern war nicht gerade nützlich, denn man merkte schon in diesem Moment, dass er es wirklich nicht tun wird; dass er mich vor allem fernhalten würde, was ich gerne hätte.

»Doch nicht nur darum.«, rief er aus und hob die Hände zappelnd in die Luft. 

»Hat meine bescheuerte Mutter etwa gesagt, dass du es nicht darfst?« und ich zog eine Braue nach oben. Wartete auf seine Antwort, die mir aber dann doch zu lange dauerte. Deswegen nervte ich: »Was nun?«

»Nein, das hat sie nicht, aber ist ja wohl selbstverständlich. Ich kann mich doch nicht einfach von dir nähren. Das ist mir nicht bestimmt, sondern der dich...« Er musste es nicht sagen. Ich verstand ihn gut genug, denn das hieß, es durfte nur sein Bruder. Nackenhaare stellten sich bei den Gedanken auf. Ich wollte ihn nicht. Das hieß nämlich nicht nur, dass er so etwas durfte, sondern auch noch viel mehr andere Dinge und... 

Ich beobachtete Damian wie er etwas aus einem Schrank holte. Warum konnte er es nicht sein, den ich bekommen sollte? Seine Hände zogen meinen Blick auf sich, denn er hielt etwas. Es war ein Koffer und als er ihn öffnete sah ich, dass dort verschieden Nadeln darin waren und... Scheiße. Er würde doch nicht das machen, was ich da dachte oder? 

»Was hast du da vor?«, rief ich aufgewühlt und war binnen weniger Schritte neben ihn. »Das kannst du doch nicht machen.«

Er erklärte düster: »Das muss ich aber. Immerhin hast du mir das verwehrt, was ich gebraucht hätte. Nun muss ich mich so darum kümmern.«

Ich spürte wie Damian's Laune wieder sank und auch seine Stimme anders wurde. Irgendwie müde. Er schien Schlaf zu brauchen. Die Ringe unter seinen Augen waren deutlich zu erkennen und sein fahles Gesicht gefiel mir gar nicht. Noch immer war er trotz dessen wunderschön, aber auch ihm sah man an, wenn es ihm nicht gut gut, da konnte er das Arschloch heraushängen lassen wie er wollte. 

Vielleicht war ich egoistisch gewesen, als ich dieses Mädchen weg schickte, aber ich hätte es nicht ertragen. Ich wollte so etwas einfach nicht sehen. Das gehörte nicht in mein Bild von Damian. Ich hatte es noch nicht bei ihm mitbekommen, dass er so etwas überhaupt tat. Blut brauchte. Das klang komisch. Noch immer konnte ich das alles nicht realisieren und ich fühlte mich auch nicht anders, wie er meinte; dass ich sonst wer war... eine Prinzessin. Ich fand mich eher schwach. Als wäre ich nur ein dummes kleines Menschlein. 

Nun hatte ich sein Abendessen vergrault und es sah auch nicht aus, dass sie unfreiwillig hier war. Wieder kamen mir ihre Blicke in den Sinn. Wie sie seinen Körper musterte und sich ihre Lippen teilten. Sie wollte ihm nicht nur etwas geben, sondern auch etwas haben und das war Damian. Das erkannte ich gleich und so lange ich das verhindern konnte, tat ich es auch, doch aber nun hatte ich den Salat. Ich wollte auch nicht das er sauer auf mich war und das ging ziemlich schnell und außerdem dass er sich da selbst nähe. Wenn er Blut brauchte und mich nicht beißen wollte, dann musste ich es anders machen. 

Eilig rannte ich schon fast in die Küche. Die bohrenden Blicke von Damian spürte ich auch noch in meinem Rücken, als er mich schon gar nicht mehr sah oder konnte er auch durch die Wände gucken? Sicher nicht. Sofort durchsuchte ich die Schubladen. Alle nacheinander. Um endlich ein scharfes Messer zu finden. 

»Wenn nicht so, dann halt so.«, flüsterte ich. Es war doch das selbe. Zumindest hoffte ich das, auch als ich die obersten Schränke nach einem Glas durchsuchte. Nach einer gefühlten Ewigkeit fand ich dann auch eines und schnitt mir ohne Unterlass in den Arm, sofort legte ich meinen Arm über den Rand, aber leider brachte es nicht fiel, denn ich hatte zu oberflächlich geschnitten und dabei schmerzte es so schon. 

Es nützte aber nichts. Ich musste es tun. Entweder würde er sich wieder eine andere Frau hier her bringen lassen oder er trank mein Blut. So schwer war das schon nicht. Ich setzte erneut an und ließ die Schneide tiefer gleiten, so tief, dass ziemlich viel daneben schwappte und so tief, dass es gar nicht gut war. Ich schluckte. Scheiße, aber anders ging es nun einmal nicht. Als das Glas voll war riss ich schnell ein Geschirrtuch von der Wand, um die Blutung zu stoppen, wobei ich kurz darauf nicht mehr allein in der Küche stand. 

»Verdammt was machst du da?«, rief Damian erschrocken und rannte eilig auf mich zu. So schnell, dass ich es kaum wahr nahm. Ich zuckte zusammen, als er meinen Arm an sich riss und das Tuch fester an mich drückte und einen Knoten hinein machte. »Was hast du dir nur dabei gedacht?«, murmelte er und schaute kurz auf die Arbeitsplatte wo das Glas mit der roten Flüssigkeit stand, aber ich sah, dass er es nicht erwartete und irgendwie war er ruhiger als gedacht. 

»Ich wollte dir helfen, wenn ich schon deine Mahlzeit wegschicke.«, murmelte ich verlegen und schaute ihm mit zusammengebissenen Zähnen in die Augen. Sie glühten regelrecht. Veränderten ihre Farbe immer wieder, bis sie bei einem Ozeanblau waren. Wunderschön. Anziehend. Einfach nur außergewöhnlich. Als würden dort kleine weiße Funken tanzten. Und er war so nahe. Hielt noch immer meinen Arm in der Hand. Mir war klar, dass er wusste was ich dachte, doch was soll's. Er war irgendwie... perfekt. Alles an ihm. Umwerfend. Und auch mit seinen Macken einfach nur toll.

Sein Blick wurde weicher. »Das hättest du nicht tun müssen. Es gibt Leute die das gern machen und das hätte sie auch.« und er nickte zur Tür, wo noch vor ein paar Minuten diese fremde Frau stand. Ich wollte aber nicht daran denken, denn die Vorstellung wie er an ihrem Hals hing... Das ging ja mal gar nicht und er zeigte auch dieses Mal klar und deutlich, dass er vor Augen hatte, was ich da dachte, denn er zuckte sofort zurück. 

»Du brauchst nicht eifersüchtig zu sein.«, gab er nüchtern zurück und tat so, als wäre es ihm egal. Womöglich war es auch so. Das war natürlich richtig beschissen für mich, aber besser so, als würde er darauf herum hacken. Zumindest sagte ich dazu nichts, bevor es noch peinlicher wurde und zuckte mit den Kopf in Richtung des Glases. Immerhin durfte der Schnitt nicht um sonst gewesen sein, denn er brannte langsam wie Hölle und das Geschirrtuch wurde durch mein Blut immer feuchter. 

Ich sah ihn erwartungsvoll an und dachte: Wird er es trinken?



Was glaubt ihr? Wird Damian nun Anna ihr Blut annehmen? 

Schließlich muss er sie so nicht beißen und er hat das, was er in diesem Moment braucht um seine Wunden zu heilen. 

Besser so, als würde er sich selbst eine Nadel durch die Haut jagen, oder? 


Black Shadow - Wer bin ich? PAUSIERT/WIRD BEARBEITET)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt