Kapitel 7

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Kalter Wind blies mir über die Wangen und ließ mich extrem erzittern. Normalerweise störte mich die Jahreszeit nicht. Es war mir lieber, als zu warm. Doch dieses Mal fror ich schneller, als gedacht und das lag definitiv daran, weil ich wusste, dass etwas nicht stimmte und auch nicht mit ihm. Er ließ mich tatsächlich stehen. Einfach so. Ich verstand das alles nicht. Seine Silhouette wurde stetig kleiner. Für einen Menschen schien er mir fast zu schnell zu sein, doch was war er sonst? Es gab nichts anderes. Innerlich schlug ich mir gegen die Stirn. Was dachte ich da, verdammt?

Erneut traf mich eine eisige Böe und kroch durch meine eigentlich warme Kleidung hindurch. Der Winter schlug mit Sicherheit noch einmal richtig zu und eilig rieb ich mir über die Ärmel meines Mantels. Im Anschluss lief auf unsicheren und langsamen Schritten geradeaus; in die Richtung, in der der Mann verschwand, der mich zuvor noch davor bewahrte überfahren zu werden. Wut fing an durch meine Adern zu kriechen. Was bildete sich dieser arrogante Arsch eigentlich ein? Ich war siebenundzwanzig und ließ mir von keinem etwas sagen, auch nicht von ihm. Das konnte er mit einer anderen abziehen. Außerdem kannte ich ihn nicht und wenn es einen Grund dafür gäbe, dass ich unbedingt nach Hause gehen sollte, dann... Nicht einmal dann.

Ich war ein freier Mensch. Ich konnte hingehen wohin ich wollte. In dieser Hinsicht hatte er mir keine Befehle zu erteilen, denn genauso klang es. Nur, weil er meinen Namen wusste, hatte er nicht das Recht dazu. Trotzdem war mir schleierhaft woher er diesen kannte. Ich besaß nicht einmal Freunde, die etwas weitertratschen konnten. Deswegen wollte ich ihn auch schnell hinterherlaufen, bevor er wie sonst, im Nichts verschwand. Er konnte mich nicht abwimmeln. Zumindest ließ ich das nicht zu. Ich musste wissen wer er war und woher er verdammt noch mal wusste wer ich war.

Was wusste er noch? In diesem Ort wohnte ich gerade einmal ein paar Tage, aber vielleicht kannte er sogar meine Eltern, oder einen Teil meiner Familie. Irgendetwas. Zumindest war es für mich zu hoffen, dann konnte ich auch endlich erfahren wer ich wirklich war, ob es noch Verwandte gab, an die ich mich wenden konnte und ich nicht mehr so allein war. Doch was wenn nicht? Was, wenn es nur eine Fügung war und er meinen Namen lediglich durch einen dummen Zufall mitbekam? Vielleicht als ich wieder einmal mit mir selbst sprach, so wie ich es des Öfteren tat. Ich wusste es nicht. Jedoch war ich mir sicher, dass wir uns nicht zum ersten Mal begegneten.

Deswegen musste ich ihm auch sofort folgen. Selbstverständlich konnte das ein Fehler sein, aber wer dachte in diesem Augenblick daran? Ich mit Sicherheit nicht. Nun wurde auch der Wind stärker, wobei mir einzelne Strähnen durch den Wind die Sicht versperrten. Doch das waren mir einerlei. Die Kälte war es, die mich erzittern ließ. Manchmal sollte man sich wahrscheinlich wärmer anziehen. Meine Handschuhe hatte ich ebenso vergessen und meine Finger starben bald vor Kälte ab. Ich bebte und meine Zähne schlugen hart aufeinander. Trotzdem ging ich nicht nach Hause, so wie er es wollte. Nein. Ich brauchte Antworten und die musste ich mir holen, egal was er dazu sagte oder gar dachte. Langsam sollte er sich selbst eingestehen, dass ich eine Person war, die sich nicht gern abwimmeln ließ.

In dem Moment als ich durch die Gasse trat und Hallo rufen wollte, spürte ich dagegen ein eigenartiges Gefühl auf meiner Haut, was mich schlagartig einen Moment innehalten ließ. Es war nicht zu beschreiben; als sagte mir meine innere Stimme, dass ich weglaufen sollte. Ungeachtet dessen ignorierte ich diese dennoch, weil meine Neugierde viel zu groß war. Mich interessierte es, wo er dieses Mal abgeblieben war; was es dort hinten in den dunklen Ecken gab. Darum setzten meine Beine weiterhin ihren Weg fort. Letztendlich gab es noch immer die Möglichkeit wegzurennen, falls erneut komische Typen auftauchten. Man wusste ja nie. Auf jeden Fall konnte ich sagen, dass dieser fremde Mann unbedingt wollte, dass ich eben verschwand. Zweifelsfrei lag es nicht an meiner Bitte mir zu sagen, wer er war, sondern an etwas anderem und das würde ich herausfinden.

Black Shadow - Wer bin ich? PAUSIERT/WIRD BEARBEITET)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt