Kapitel 34

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»Damian, mir tun die Füße weh.«, maulte ich zum hundertsten Mal. Er musste mich langsam immer kräftiger hinterher ziehen, doch ich konnte einfach nicht mehr. Diese scheiß Höhle, zu der wir hin mussten, kam irgendwie gar nicht wirklich näher. Es sah dort hinten aus, wie die ganze Zeit schon; als würden wir uns gar nicht von der Stelle bewegen. Wollte er mich verarschen? Wo war denn dieser beschissene Berg, wo wir schlafen konnten? Ich sah noch immer nichts. Wir hatten zwar dieses Feuer und die Schlucht hinter uns gelassen, aber das war auch schon alles.

Wir liefen über Steine und unebene Wege; wobei neben uns dieser weiße Sand glitzerte. Es war wahnsinnig faszinierend und immer wieder konnte ich nicht anders und musste dort drauf stieren. Wenn Damian, dann meinen Blick bemerkte, zog er mich stärker an sich und der Ruck löste wieder meine Starre. »Wenn du weiter so machst, dann kriechst du dort noch rein.« Seine Stimme war beherrscht und wütend, aber das realisierte ich kaum noch. »Damian. Ich habe Durst. Wir haben nichts mehr zutrinken...«, aber er sah mich nur mit seinen dunklen Augen von oben herab an. »Du musst dich gedulden. Wenn wir da sind, ist in der Nähe ein kleiner Fluss. Dort werde ich etwas Wasser besorgen.«

»Aber verdammt noch mal, wo soll denn einer sein? Willst du mich verscheißern? Ich bin wegen dir hier her gekommen und du hast mich nicht einmal seelisch und moralisch auf den Mist hier vorbereitet!«, stampfte ich wütend mit einem Fuß auf den Boden. »Weil du dann nicht mitgekommen wärst.« Ich sah ihn wütend an und schnaufte: »Das will ich noch immer nicht.« und ich wollte mich von seiner Hand los machen, aber das ließ er nicht zu, drehte sich ruckartig zu mir herum und senkte den Kopf soweit herunter, dass ich seinen Atem in meinem Gesicht spürte. »Das ist mir egal, was du willst. Du wirst jetzt weiter laufen und mit deinem Gezicke aufhören, denn das steht mir bis hier!« Er hob seinen Arm an und zeigte mit seiner Handfläche über seinen Kopf, dann riss er mich mit einem Ruck wieder weiter. Am liebsten hätte ich ihn eine geknallt und obwohl ich wusste, dass ich rein theoretisch über ihm stand, tat ich das; was er verlangte.

Wie konnte er mir das aber nur antun? Ich war hier und beobachtete zwar die Umgebung, doch da war nicht mehr viel, außer Sand und Steine. Bitte, was sollte das? Warum hatte er mir denn nicht gesagt, dass wir uns auf so einen langen Weg machten? Klar hätte sich dann meine Meinung definitiv geändert, denn dann hätte ich es erst recht nicht gewollt und um so länger ich hier herum latschen musste, um so mehr verabscheute ich das alles. Ich wollte nicht hier sein. Zwar war Damian in meiner Nähe, aber das brachte mir in diesem Moment auch reichlich wenig. Eben, weil es mir dabei noch beschissener ging. Er war so kühl. Sprach mit mir kaum und ich selbst hatte auch nicht wirklich Lust zu kommunizieren, denn innerlich war ich fast am platzen. Das hier war nicht mein Leben. Niemals. Hier konnte man sich nicht wohl fühlen.

Lebte denn meine Familie ebenso in Höhlen, oder wie? Nach diesem Gedanken fing Damian neben mir zu lachen an: »Es gibt Leute, die hier in Höhlen leben, aber nicht so wie du vielleicht jetzt denkst und hier sieht auch niemand wie Tarzan und Jane aus. Die Königreiche haben riesige Schlösser und Burgen. Du wirst in der Welt, wo du die ganzen Jahre gelebt hast, so etwas zuvor niemals gesehen haben. Es ist wunderschön. Die Häuser hingegen sind oft aus Holz, aber das liegt einfach daran, dass es am billigsten ist und es man vor allem, überall finden kann.« Ich sah ihn lüstern an. »Und wie. Deswegen stehen wir hier in einer Steinwüste.« und Damian schliff mich einen kleinen Hügel hinauf, wo ich fast noch durch das Geröll abrutschte, was unter meinen Schuhen weg perlte.

»Wir sind doch noch nicht einmal annähernd da. Glaubst du, hier ist nur das? Hier wird wohl schlecht jemand freiwillig leben. Zumindest nichts menschliches.« und mich graute es schon davor, denn das hieß, dass ich noch weiter gehen musste. »Wenn wir diese Nacht noch in der Höhle ankommen, wie sieht dann unser morgiger Tag aus?«, wollte ich müde wissen. »Was glaubst du wohl?«, gab Damian zurück. »Wir werden weiter laufen.« und ich kotzte schon wieder innerlich ab. »Und wie lange soll das so von statten gehen?« Damian verdrehte die Augen und zog mich weiter hinauf, sodass ich oben zum stehen kam. Drei Meter war ich ungefähr nun über dem Grund und konnte auf der anderen Seite etwas mehr erkennen, als wie zuvor. »Wir werden schon einige Tage zu Fuß unterwegs sein.«, gab er mir zu verstehen und stellte sich neben mich, schulterte die Tasche fester und zog mich etwas weiter zu sich heran. Was sollte das denn nun werden?

Aber anstatt irgendwelche weiteren Annäherungsversuche zu machen, beugte er sich etwas nach unten und zeigte auf einen Berg vor uns. »Dort hinten. Du müsstest es sehen können.« und er zeigte mit den Finger in eine Richtung. »Da sind Berge.«, maulte ich. »Richtig. Und genau dazwischen, wo der eine Fels abgebrochen ist, werden wir hoch müssen und wenn wir wieder unten sind, stehen wir fast genau vor der Höhle. Wir sollten uns beeilen, denn langsam wird es dunkler und wir müssen endlich von diesem Sand weg. In der Nacht ist es nämlich hier nicht sicher.«

»Das heißt, die Ungeheuer von denen du da redest, sind nur in der Nähe des Sandes und nicht bei den Steinen?«, denn das würde mich etwas beruhigen und zum Glück nickte Damian. »Ja. Deswegen wirst du jetzt weiter laufen und aufhören die ganze Zeit zu maulen, damit wir rechtzeitig ankommen; außerdem willst du Wasser haben und ich ebenso.«

Die ganzen letzten Stunden kletterte ich, lief ich und schleppte mich so weit, wie Damian es von mir verlange, wobei ich die ganze Zeit den Mund hielt, um ihn zu beweisen, dass ich auch brav sein konnte. Ihr habt schon richtig gehört: Stunden. Denn ein »gleich dahinter« entpuppte sich erst einmal daraus, dass der Berg ein wirkliches Hindernis für mich war. Wäre er nicht gewesen, würde ich nicht mehr leben, weil ich irgendwo auf Steinen aufgeschlagen wäre, doch er passte wie ein Luchs auf mich auf. Zwischenfälle gab es keine. Und dann ging der Fußmarsch weiter, biss wir dann erneut kletterten, aber dann waren wir endlich angekommen. Die Höhle allerdings entpuppte sich eher, als etwas größere Nische, aber das war mir scheiß egal. Ich wollte nur noch sitzen und meinetwegen auch im Dreck schlafen. Hauptsache ich musste nicht mehr herum latschen.

Dort angekommen ließ ich mich erschöpft auf den Boden plumpsten und streifte mir einzelne Strähnen aus meinem verdreckten Gesicht. Ein Bad wäre nun genau das richtige, aber wie es aussah würde ich wohl davon erst einmal träumen müssen. »Ich werde Wasser holen.« und Damian wühlte in der Reisetasche, zwei leere Flaschen heraus, sowie eine Decke, die er mir zu warf. Ich fing sie auf und ließ ihn weiter dort herum wühlen. Ich war einfach nur so wahnsinnig müde, dass ich fast im sitzen eingepennt wäre; knüllte die Decke zusammen und bettete meinen Kopf darauf.

Ich musste sogar kurz weggenickt sein, denn augenblicklich berührte mich weich eine Hand an der Wange und ich murmelt irgendwelchen Kauderwelsch. »Ich brauche nicht lang. Ich bin gleich wieder da.« Seine Stimme war warm und weich. Ganz anders wie die Stunden zuvor und ich seufzte lieblich auf. Ich konnte ja etwas ruhen, bis er wieder da war, außerdem spürte ich so nicht meine trockenen Lippen, wo ich zugleich darüber leckte. Sie waren eingerissen und extrem spröde, aber das war mir nun auch egal. »Ich beeil mich.«, flüsterte er bloß noch und dann hörte ich auch nur ganz nebenbei, wie sich seine Schritte entfernten. Unverzüglich fiel ich in ein schwarzes großes Loch und war auch ganz froh darüber nicht mehr zu träumen. Dafür war ich einfach nur zu fertig, aber als ich dachte mich hätte ein LKW überfahren, blinzelte ich verschlafen und nahm an, Damian wäre schon wieder da. Leider war es anders wie gedacht. Verdammt.

Unverhofft sah ich etwa fünf Meter von mir entfernt braune Stiefel, die auf mich langsam zu kamen und riss meine Lider nach oben, blieb aber liegen. Es war ein Mann. Er war nicht all zu groß würde ich schätzen, der etwas gebückt lief. Er trug zerfetzte Klamotten am Leibe und erinnerte mich stark an die Zeit im Mittelalter. Anders wie andere Menschen, sah er nicht unbedingt aus. Ich würde ihn vielleicht Mitte vierzig schätzen und eher mittellos. Mit einem Ruck war ich für ihn, ganz überraschend, auf den Beinen und hätte gar nicht angenommen, dass sie mich überhaupt noch trugen, denn sie schmerzten wie verrückt. »Was willst du?«, knurrte ich und ballte die Hände zu Fäusten, doch er lachte nur: »Soll mir das Angst machen?« Als er den Mund öffnete, hatte er kaum noch Zähne darin und mir wurde wirklich schlecht. Wie ekelhaft. Die Hälfte fehlte oder war verfault. »Was macht denn so ein Mädchen wie du, hier allein an diesem Ort?« und er lachte fies. Ich wusste irgendwie schon die ganze Zeit, dass er nicht nett sein würde. Ob er mir weh tat? Klar, würde ich versuchen mich zu wehren, aber ob ich das auch so hinbekam, wie ich wollte? Verdammt, Damian. Wo bist du nur? Es wird Zeit, dass du zurück kommst.

Im nächsten Kapitel werdet ihr erfahren, ob der Mann doch harmloser ist, wie Anna annimmt, oder ob sie sich vielleicht sogar wehren muss.

Am besten Damian taucht schnell wieder auf, aber ob das so sein wird? Drückt ihr die Daumen.


TOOOOOORRRRRR ^^

Schönen Abend Euch noch. Viel Spaß an die, die Fußball gucken. Ich drücke unserer Mannschaft die Daumen. :)

Black Shadow - Wer bin ich? PAUSIERT/WIRD BEARBEITET)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt