Kapitel 16

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Mir war so wunderbar warm, dass ich gar nicht die Augen öffnen wollte. Mir ging es besser. Zwar noch nicht so wie es sein sollte, aber mein Bein pochte wenigstens nicht mehr ganz so unaufhaltsam.

Ich versuchte mich zu bewegen, aber irgendwie schaffte ich es nicht. Keine Ahnung weshalb. Die Decke war um meinen Körper gewickelt und irgendetwas drückte sich gegen mich. Ich dachte an Damian, der ja neben mir lag, doch als ich blinzelte und eine Hand an meinem Bauch spürte, als ich mich etwas bewegte, wusste ich, dass er näher als gedacht war. Ich schluckte. Versuchte mich so langsam wie möglich umzudrehen. Zu ihm und ich schaffte es ohne Damian wirklich zu wecken. Er murmelte nur etwas, was ich nicht verstehen konnte.

Seine schwarzen Haare lagen über seiner Stirn und bedeckten die unterste Gesichtshälfte auf der er lag. Seine Lider waren ruhig und die langen Wimpern bedecken seinen Wangen ein Stück. Er sah viel jünger auf einmal aus. So entspannt. Ich wusste gar nicht, dass er das konnte.

Plötzlich hatte ich einen unerträglichen Zwang: Ich musste wissen wie sich sein Gesicht anfühlte. Seine Wangen waren rau weil leicht dunkle Bartstoppeln sich darauf befanden. Die Lippen voll und als ich darüber streifte so weich. Erneut erdröhnte ein Murmeln aus seiner Brust und Damian's Hände zogen mich noch näher an den Oberkörper.

Ich kuschelte mich in seine Halskuhle und genoss seinen Geruch, den man nicht beschreiben konnte. Fein. Blumig. Meine Hand legte ich um seine Taille und ich schloss die Augen erneut, um noch ein wenig zu schlafen.

Aber es dauerte nicht lang und da spürte ich eine Hand in meinem Haar. Wie sie mich streichelte. Fast war ich wieder weggenickt, doch Damian dachte sicher, dass ich komplett schlief. Ich genoss die erste richtige Berührung überhaupt und wusste wie es nun war Zuneigung zu spüren. Oder wollte er mich nur beruhigen, weil es mir den Abend zuvor so schlecht ging?

Ich blinzelte nicht, sondern schlug zugleich die Lider hoch. Da er mich beobachtet, zuckte er kurz zusammen, nahm seine Hand von mir weg und murmelte etwas unverständliches. Ich biss mir auf die Lippe. »Du musst nicht von mir wegrücken.« und ich hielt noch immer seine Hand umklammert. »Das darf ich aber nicht. Du darfst von niemanden...«

»Ich bin nicht dumm.« unterbrach ich ihn. »Ich kann mitdenken und es ist mir schon klar, dass du mich von jeden Mann verhältst, aber damit hat das doch nichts zu tun. Du bist hier. Ich bin hier. So wie es aussieht machen wir nichts verbotenes. Deswegen kannst du dich jetzt wieder beruhigen. Du würdest nicht so nahe an mir liegen, wenn du es nicht ebenso vermisst... Also die Nähe meine ich.«

»Woher willst du denn wissen, was mir fehlt und was nicht?«, sprach er hart und ich zuckte zusammen. Nun war er wieder so kühl. Seine Fassade aufrecht. Zugleich machte ich mich von ihm los. Wenn er mir nicht nahe sein wollte, konnte ich ihn schlecht zwingen, obwohl es mich schon verletzte, denn wieder dachte ich zugleich, dass ich es nicht wert war, auch wenn es an jemanden anderen lag, dass mich niemand berührte.

Ich hasste sie. Meine Mutter. Wieder legte sich Trauer um mich. Wie kann man jemanden so nur von allem unbewusst abschotten? Wie kann man jemanden so verletzen, auch wenn man noch niemals miteinander zu tun hatte?

Damian schluckte. Seine Pupillen leuchteten nur ganz kurz hell auf, doch zugleich schloss er die Lider und schüttelte kaum merklich den Kopf. Seine Augen waren nun fast schwarz. »Ich habe genug Nähe. Wenn ich das will, dann kann ich sofort bei einer zwischen den Beinen liegen.«

Ich zuckte zusammen. Gut, dass er mich daran erinnerte wie es war niemanden zu haben. Vor allem überhaupt noch niemanden mit siebenundzwanzig Jahren. Da schien ich die Einzige zu sein. Außerdem wollte ich die Vorstellung von Damian mit einer anderen Frau sofort wieder aus meinem Kopf haben. Mein enttäuschter Blick muss ihn nicht entgangen sein, denn er ergriff mein Handgelenk, noch bevor ich aufspringen konnte. »Anna.«, seufzte er, aber ich gab nur zurück: »Nein, Damian. Lass es einfach. Ich habe schon verstanden.«

»Ich weiß, dass es dich verletzt niemandem nahe zu sein. Mir ist bewusst, dass du die Liebe eines Mannes ebenso brauchst wie jede Frau und es ist wirklich schwer dich von der Männerwelt fernzuhalten.« und er lächelte leicht, als würde er sich erinnern. »Glaub mir; das mir dir... Ist alles nicht so einfach. Es gibt viele die dich gut finden, auch wenn du das nicht bemerkst. Du kannst aufhören zu denken, du seiest es nicht wert begehrt zu werden. Das stimmt nämlich nicht.«

Das er so etwas sagte beruhigte mich aber kaum. Es warf nur noch mehr Fragen auf. »Aber warum lässt du mich dann nicht wenigstens einmal...«

»Denk nicht dran.«, unterbrach er mich. »Ich habe einen Eid geleistet. Das beinhaltet nicht nur, dass ich dich beschützen muss, sondern ebenso dass du eine Jungfrau bleibst.« In diesem Moment war dieses Wort ein Schimpfwort für mich. Ich hasste es, denn es war so, obwohl ich es nicht wollte. Damian sah sofort mein Gesicht, als es wütend wurde. »Das Volk deiner Mutter ist ziemlich... Sagen wir mal: Geschrumpft. Du bist die Hoffnung für sie alle. Nur du kannst zwei Königreiche vereinen. In diesen schweren Zeiten... Zählen viele auf dich. Das du den Frieden bringst für dein Volk. Für uns alle.«

Ich verstand nur Bahnhof, auch wenn er mir etwas verriet.

»Wenn du von Volk redest, klingt es als würdest du nicht dazu gehören.« Ich sah in seinen Augen, dass er mir mehr erzählen wollte. Ich konnte nun hoffen, dass er es auch nun wirklich tat. Ich sah ihn von oben herab an. Noch immer saß er auf der Matratze. Er schien genauso perfekt zu sein wie zuvor, doch unter seinen Augen waren Schatten, die zeigten, dass er müde wirkte. Wo schlief er sonst, wenn er nicht bei mir war? Zumindest machte er es, denn das zeigte die heutige Nacht. Also war er schon einmal kein Vampir.

»Du bist kein Vampir!«, sprach ich laut aus. Damian riss sofort die Augen auf. Kurz leuchtete das dunkle Blau hell auf, fast weiß und ich sah fasziniert hin. Ich wartete auf eine Antwort, die ich aber nicht bekam und ich hob die Brauen nach oben. »Was bist du wirklich? Komm schon Damian. Ob ich es nun jetzt erfahre oder erst in einem Jahr ist relativ egal. Also raus mit der Sprache. Ich will, dass du mir sofort alles sagst.«

Meine Stimme klang härter als beabsichtigt. So laut und kraftvoll, dass nicht nur ich erschreckte, sondern auch Damian. Nun war sein Kopf gesenkt. Es schien ihm etwas auszumachen, wenn ich so sprach, deswegen sagte ich erneut fest: »Du wirst es mir sagen. Sofort.«

Zugleich zuckte er wieder zusammen. Ich wusste ja nun dass er auf mich aufpassen sollte. Also musste ich wichtig sein; das ziemlich und wenn dieses Ungeheuer in dieser Gasse hinter mir her war, dann um so mehr. Wer war ich eigentlich? Wer?

Damian erhob sich in einer fließenden Bewegung. »Mach schon.«, ranzte ich und er trat einen Schritt zurück. »Sag mir gefälligst wer ich bin und wer du bist und was das alles soll. Dieses Vieh in der Gasse. Was wollte es von mir, außer mich töten? Warum?«

»Das ist nicht so einfach zu erklären.«, murmelte er leise und griff sich durch die Haare, damit sie nicht mehr im Gesicht hingen. »Ich weiß nicht wo ich anfangen soll.« Seine Stimme war nun nicht mehr so fest wie zuvor und meine Stimme schien ihn zu verunsichern.

»Wie wäre es damit mir zu erklären wie ich heiße. Wo ich her komme. Was du die ganze Zeit für eine Rolle spielst?«

Meine Hände waren zu Fäuste geballt. In diesem Moment war ich nicht mehr die kleine Unschuldige. Es machte mich immer stärker ihn so zu sehen. Vielleicht war es nicht richtig, aber so lang ich so war, schien er wirklich den Mund aufmachen zu wollen.

»Ich befehle dir mir endlich die Wahrheit zu sagen.«, sprach ich bedrohlich und sofort ging er in die Knie vor mir. Fragend sah ich ihn an. Ich spürte selbst eine Kraft in mir, die ich nicht erklären konnte, dennoch verwunderte es mich total, wie er darauf reagierte.

»Ich werde dir deine Fragen beantworten, Prinzessin.«, begann er mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen und ich dachte wirklich ich falle vom Glauben ab.


Na nu. Was ist das jetzt? Könnt ihr Damian verstehen? Oder sogar warum Anna auf einmal so stark ist?

Was hat das alles zu bedeuten.

Ich hoffe ihr seid neugierig und gespannt darauf ob Damian wirklich den Mund auf macht und ihr erzählt, was sie wissen sollte :)

Black Shadow - Wer bin ich? PAUSIERT/WIRD BEARBEITET)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt