Kapitel 22 "Namensschuss"

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„Sie reden mit ihm“, flüsterte ich atemlos, weil ich die Luft angehalten hatte. Mein Mund war staubtrocken geworden, dafür hörte ich meinen Herzschlag in den Ohren wummern.

Es war, als würden Boxen neben mir stehen, auf volle Lautstärke gedreht und einen so unmelodischen Rhythmus spielen, dass ich die Hände über dem Kopf zusammen schlagen wollte, um meinen Kopf zu schützen. „Wer redet mit wem?“

Verständnislos sah Juvia mich an, während ich versuchte, meine Beherrschung wieder zu finden. „Du bist ja ganz blass“, stellte sie fest, allerdings wenig mitfühlend. Sie schob mich vom Zelt weg, um selbst ihren Kopf durchzustecken. Keine Minute später stand wie wieder neben mir. Gefasst fragte sie: „Das ist nicht gut, oder?“ „Ich glaube nicht. Falls doch, wüsste ich nicht, wie.“

„Wieso redet er mit ihnen? Sie sollten ihn eigentlich töten, wie sie es bei allen anderen auch machen. Mit mir haben sie auch nicht geredet.“ „Aber du lebst auch noch.“ „Ja, und das ergibt ja schon keinen Sinn, aber warum reden sie mit ihm?“ „Woher soll ich das wissen?“ So leise es nur ging, diskutierten wir weiter. Wir fanden einfach keine logische Erklärung dafür, dass die Spiegelwesen offenbar mit einem älteren Mann zu reden schienen.

„Wir sollten ihn fragen.“ „Bist du wahnsinnig?“, rief ich entsetzt, aber in Flüsterlautstärke. Es gab so viele Gründe, warum diese Idee absolut bescheuert war, dass ich nicht mal wusste, womit ich anfangen sollte. „Wie stellst du dir das vor? Dass wir ihn lieb darum bitten und er uns dann alle seine Geheimnisse erzählt, oder was? So läuft das nicht, und das müsstest du genauso wissen, wie ich.“ „Wir drohen ihm einfach.“

Dieser Plan wurde immer wahnwitziger. „Wie zum Teufel willst du ihm denn drohen?“ Sie brachte mich wirklich an den Rand der Verzweiflung. Das konnte doch nicht ihr ernst sein! Wollte sie uns wirklich beide in den sicheren Tod führen? Ich konnte dabei doch nicht so tatenlos zusehen. Aber was sollte ich machen? Sie war nicht die Art von Mensch, die einen Plan aufgab, bevor er gescheitert war, außerdem war sie fest entschlossen, etwas zu unternehmen.

Also musste ich sie entweder schon wieder im Stich lassen, oder eine bessere Idee haben. Das erste wollte ich nicht, aber wenn ich keine andere Wahl haben würde, müsste ich es wohl oder übel tun. „Hast du eine Waffe gesehen?“, fragte sie. Ich schüttelte den Kopf, auch wenn ich ahnte, worauf das hinauslief. Warum hatte ausgerechnet ich an Juvia Ich-wäre-gerne-ein-Superheld geraten müssen?

„Na also, wir sind zu zweit und er ist alleine. Wir warten einfach, bis er rauskommt und dann überfallen wir ihn.“ Ich stöhnte geschlagen auf: „Das ist so eine dämliche Idee.“ „Hast du eine bessere?“ Wo wir wieder beim Thema wären. Nein, ich hatte keine bessere. „Wir könnten es einfach lassen“, schlug ich hoffnungsvoll vor, aber sie ignorierte es einfach.

Na super. 

Also warteten wir und ich hatte das Gefühl, die Zeit würde stillstehen. Oder mir so schnell davonlaufen, dass ich es gar nicht bemerkte. Aber die Zeit kam und ging nicht, weil sie das gar nicht konnte.

.-.-.-.

Ich war eingeschlafen, während wir auf den Mann gewartet hatten. Schläfrig hatte ich mich irgendwann auf den Boden gesetzt und trotz der Aufregung, war ich irgendwann einfach weggedämmert. Richtig wach wurde ich erst, durch gedämpfte Geräusche, die mich aus meinem erholsamen Schlaf rissen.

„Juvia?“, fragte ich leise und blinzelte. Der Himmel war noch immer dunkel, aber das Licht, dass aus dem Zelt drang, reichte völlig. Gähnend wollte ich mich aufrichten, doch meine Stirn stieß gegen etwas Kaltes. Vorsichtig schielte ich nach oben, und blickte in den Lauf einer Pistole. Die Müdigkeit war wie weggeblasen, jetzt hatte ich wieder Angst, und was für eine. Mein Atem verwandelte sich in ein Hecheln, das ich nicht mehr kontrollieren konnte.

Reflektionen (Ross Lynch/R5)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt