Drei Minuten lang wildes Geknutsche war nicht unbedingt das, was ich mir unter unserer Versöhnung vorgestellt hatte, aber es war definitiv besser. Ihre Lippen fühlten sich nicht im Entferntesten wie Glas an; sie war so lebendig in meinen Armen und ich spürte ihren Herzschlag, als sie sich an mich presste. Als wir uns atemlos voneinander lösten, grinste sie. „Das hat Spaß gemacht. Müssen wir wiederholen, wenn wir die Welt gerettet haben."
Juvia zwinkerte mir zu und das war so untypisch für sie, dass ich überrascht aufkicherte, was nun auch nicht wirklich normal für mich war. Dann küsste sie mich nochmal, nur war es dieses Mal viel zu kurz. Ja, ich weiß, ich sollte mich nicht beschweren, immerhin hatten wir gerade ganze drei Minuten gehabt, aber ein bisschen mehr Zeit wäre trotzdem schön. „Sag ihnen, dass du mich angeschossen hast und ich mich dann aus dem Staub gemacht hab. Ich find dich wieder, versprochen."
Und dann rannte sie die Straße hinab und ließ mich mit einem Haufen Fragen zurück, allen voran, warum sich der Kuss so verdammt gut angefühlt hatte. Keine Minute später tauchten Victoria und Aaron auf. Die Kampfspuren waren ziemlich eindeutig und ich tischte ihnen eine Geschichte auf, die sich zumindest nicht allzu weit von der Wahrheit entfernte. Auch wenn Juvia darin nicht vorkam.
„Es hat mich natürlich sofort angegriffen und mir die Pistole aus der Hand geschlagen. Wir haben miteinander gerungen und dabei den Zaun niedergewalzt. Ich hab ihm eine von den Latten durch den Kopf gejagt und mir dann die Pistole gegriffen und zwei Mal versucht, ihm die Birne weg zu pusten. Danach ist es abgehauen, aber ich bin ihm nicht nach, weil ich mit einer Falle gerechnet habe." „Komisch", murmelte Aaron, „kurz nachdem ich deinen zweiten Schuss gehört habe, ist die Präsenz des Spiegelwesens verschwunden."
Verlegen unterdrückte ich den Drang, mich am Nacken zu kratzen. Ich durfte mir nicht anmerken lassen, dass ich log. „Vielleicht war das Wesen ja für einen Moment wirklich tot. Oder es ist irgendwo abgetaucht und hat sich in einem Spiegel verkrochen", versuchte ich mehr schlecht als recht, die Umstände zu erklären. „Möglich." Aaron wirkte nicht überzeugt, aber Victoria ließ ihm keine Zeit, mir zu misstrauen. Sie überprüfte mich auf Wunden, bis auf die an der Brust war allerdings nichts Ernstes dabei.
Gemeinsam kehrten wir zu Sawyers Haus zurück, wo sie mich verarztete. Aarons siebter Sinn für übernatürliche Wesen aus Parallelwelten schlug nicht mehr an, die Luft war wieder rein. Nicholas hatte scheinbar nichts Interessantes mehr gefunden, denn er zog ein Gesicht wie drei Tage Regenwetter. Die Sonne war schon aufgegangen, als Victoria mich endlich entließ. Sie meinte, ich solle mich noch einmal schlafen legen und das kam mir gerade recht, denn ich musste über das nachdenken, was geschehen war.
Nicht nur über den Kuss, auch wenn ich an den natürlich am liebsten dachte. Warum war Juvia überhaupt hier gewesen? Ich glaubte zwar an Zufälle, aber nicht in diesem Ausmaß... Und weshalb war sie nicht auf Aarons Radar aufgetaucht, obwohl sie ein Spiegelwesen war? Eigentlich hätte er ihre Anwesenheit doch spüren müssen. Es war, als unterschiede sie etwas von den anderen und ich konnte es mir nur damit erklären, dass sie noch vor kurzem ein Mensch gewesen war. Andererseits schien sie auch schon die voll ausgebildeten Kräfte eines Spiegelwesens zu haben, warum also fühlte sie sich so menschlich an?
War meine Sicht auf sie verzerrt, weil ich sie gern hatte, oder war sie wirklich etwas Besonderes? Aber egal wie lange ich darüber nachdachte, ich hatte keine Antworten und irgendwann schlief ich trotz der Helligkeit im Zimmer ein. Die Erschöpfung saß mir zu tief in den Gliedern.
.-.-.-.
Wir hatten noch einmal das gesamte Haus auf den Kopf gestellt, um mögliche versteckte Dokumente zu finden. Ich wusste nicht so genau, wonach ich Ausschau halten sollte; von Kontoauszügen bis hin zu scheinbar uninteressanten Zetteln war alles dabei. Die Summen befanden sich in Millionenhöhe, aber das überraschte mich wenig. Sawyer hatte Geld gehabt und davon reichlich. Letztendlich hatte ihn das jedoch nicht vor dem Tod retten können. Vielleicht hätte ich ein schlechtes Gewissen haben sollen, aber da war nichts.
DU LIEST GERADE
Reflektionen (Ross Lynch/R5)
Fiksi PenggemarReflektionen. Spiegelbilder. Nichts als Kopien unserer selbst. Sie begleiten uns von Anfang an durch unser Leben. Aber woher kommen sie? Woher willst du wissen, dass das, was ein Spiegel zeigt, tatsächlich du bist? Vielleicht ist dein Gesicht ganz a...