Während eines Lebens ist man im Grunde immer nur auf der Suche. Man weiß es vielleicht selbst gar nicht so genau, aber irgendwas sucht man immer, sonst würde das Leben ja keinen Sinn machen. Und im Moment kam mir die Suche reichlich sinnlos vor.
„Hier ist nichts", jammerte ich schon wieder. Es blieb mir auch nicht mehr als Jammern übrig, denn Juvia schien nicht gewillt, ohne Ergebnisse aufzugeben. Wenn es nach mir ginge, würden wir einfach verschwinden. Aber sie wollte nicht. Wieder unter Menschen könnte ich die Aufgabe, das Tor zwischen den Welten wieder zu schließen, mit Sicherheit auf irgendwen anders abwälzen, der auch ein Held sein wollte.
Die Leute schienen immer zu vergessen, dass es Spiderman, Hulk und so weiter eben doch nicht wirklich gab. Man bekam keine Superkräfte, nur weil man vor einer unlösbaren Aufgabe stand. Das war der Unterschied zwischen Wunsch und Realität. Man konnte nicht immer gewinnen. „Ich weiß ja jetzt, dass da nichts ist. Heul nicht rum, meine Güte. Irgendwas muss sich doch finden lassen. Du kannst mir nicht erzählen, dass jemand unwissentlich seine Spuren so gut verwischt hat."
Ich zuckte mit den Schultern: „Vielleicht hat er es ja wissentlich getan, woher willst du wissen, dass er so unvorsichtig war?" „Wie kommst du eigentlich drauf, dass es ein Er war? Könnte doch genauso gut eine Frau sein." „Meinetwegen, dann war es eben eine Frau. Das ändert nichts daran, dass es hier nichts gibt, was man finden könnte", gab ich genervt zurück. Insgeheim wusste ich, dass sie recht hatte; irgendjemand musste etwas unternehmen und wir bekamen die Chance dazu, aber ich war nicht in der Laune, den großen Retter zu spielen.
Da gab es bestimmt Leute, die dazu wesentlich besser geeignet waren. „Nur weil du nichts findest, heißt das nicht zwingenderweise, dass da auch nichts ist. Luft siehst du schließlich auch nicht, aber sie ist da." „Mal wieder eine goldene Weisheit deiner Schwester?" Ich glaube, sie wurde rot, aber dank ihrer Hautfarbe konnte ich nicht sicher sein. „Vielleicht." „Sag mal, Juvia, willst du eigentlich nicht weiter nach deiner Familie suchen?"
Sie wirkte nicht gerade begeistert von meiner Frage. „Ernsthaft jetzt? Ich weiß ja, dass du mir nur ungern hilfst, aber versuch gar nicht erst, mich davon zu überzeugen, aufzugeben." „War ja nur eine Frage", antwortete ich beschwichtigend. „Und das war auch nur meine Antwort." Ich hatte keine Lust mehr darauf, mit ihr zu streiten, also gab ich meine ergebnislose Suche am PC letztendlich auf und half ihr, den Boden zum x-ten Mal abzusuchen.
Was genau sie sich davon erhoffte, war mir nicht so ganz klar. Als ob sie jetzt plötzlich den entscheidenden Hinweis finden würden. Nach zwei Stunden, in denen sie immer und immer wieder denselben Boden abgesucht hatte. Und auch dieses Mal fanden wir nichts. War ja nicht anders zu erwarten gewesen. Langsam wirkte sogar Juvia so, als wäre sie kurz davor, die Geduld zu verlieren.
„Willst du vielleicht auch noch draußen suchen?", fragte ich hoffnungsvoll, um aus dem immer dunkler werdenden Zeltinneren rauszukommen. Bei Dunkelheit machte es überhaupt keinen Sinn mehr, weiterzusuchen. Und falls unser mysteriöser Unbekannte wiederkommen würde, wollte ich auch nicht mehr unbedingt hier sein. Andererseits war das vielleicht gar keine blöde Idee und mit Sicherheit die beste Idee, die wir hatten.
„Wie wäre es denn, wenn wir uns draußen auf die Lauer legen und einfach darauf warten, dass er oder sie wiederkommt? Es ist schließlich nicht auszuschließen, dass derjenige nochmal herkommt, um irgendwas zu erledigen. Sonst hätte er bestimmt nicht sein Equipment hiergelassen." Sie legte mir eine Hand auf die Schulter. „Ich glaub das ist die erste gute Idee, die du seit langem hattest." Grinsend sah ich sie an, und erst jetzt fiel mir auf, dass sie kaum kleiner war als ich.
Und es lag nicht an den Schuhen, denn ihre ausgelatschten Sportschuhe hatten gar keinen Absatz. Dafür waren sie allerdings reichlich dreckig. „Aber um uns zu verstecken, müssten wir erst mal wissen, wie man hier reinkommt, ohne klettern zu müssen." Das war eine gute Frage, aber leider wussten wir die Antwort trotzdem nicht.
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Reflektionen (Ross Lynch/R5)
FanfictionReflektionen. Spiegelbilder. Nichts als Kopien unserer selbst. Sie begleiten uns von Anfang an durch unser Leben. Aber woher kommen sie? Woher willst du wissen, dass das, was ein Spiegel zeigt, tatsächlich du bist? Vielleicht ist dein Gesicht ganz a...