Kapitel 42 "Todesdokumente"

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Die Blizzard Lane war wie ausgestorben. Es fehlte nur noch ein Steppenläufer, der durch die Straße rollte und mich hier nicht einmal überrascht hätte, schließlich waren wir mitten in der Wüste. Nicholas knackte das Schloss von Hausnummer 7 ohne Probleme, die Alarmanlage funktionierte ohne Strom wohl schon länger nicht mehr. Gemeinsam betraten wir das Haus. Staub schwebte durch die Luft, als wir ihn aufwirbelten. „Ihr zwei geht hoch." Aaron deutete auf mich und Victoria und ich konnte mir denken, warum ich mit ihr gehen musste.

Die beiden anderen hatten keine Lust mehr, sich ständig von ihr ein Ohr abkauen zu lassen, da kam ich ihnen ganz gelegen. Also stiegen wir die geschwungene Treppe hinauf und schauten zunächst in allen Zimmern nach, ob wir auch wirklich alleine waren. Victoria hatte zwei Pistolen, die sie in jeweils einer Hand hielt. Vorhin hatte auch ein Messer aus dem Ärmel ihrer Jacke herausgelugt. Sie war auf alles vorbereitet und neben ihr fühlte ich mich schutzlos, weil ich überhaupt keine Waffen hatte, mit denen ich mich verteidigen konnte.

Wir überprüften jedes einzelne Zimmer vor allem auf Spiegel, aber Dwight Sawyer hatte den Weltuntergang nach seinen Regeln geplant. Wahrscheinlich gab es im ganzen Haus keinen einzigen Spiegel. „In dem letzten Haus gab es Geheimtüren und solchen Quatsch, den man sonst nur in Filmen sieht. Achte auf Einbuchtungen in den Wänden. Wenn er die Dokumente hier im Haus hat, dann liegen sie sicher nicht offen auf seinem Schreibtisch rum."

„Er hat nie mit Besuchern hier gerechnet. Der Typ war stinkreich und er war vorsichtig, aber er hat sich auch für etwas Besseres gehalten. Ich kannte ihn nicht persönlich, ich halte ihn auch nicht für dumm, und trotzdem bin ich mir fast sicher, dass er das Zeug nicht mal in einem Safe eingesperrt hat. Offiziell läuft das Haus hier unter den Namen Bernard Perry. Von dem wollte niemand was, den gab es ja auch nicht. Die Nachbarn werden das Gesicht von Sawyer sicher nicht allzu oft zu sehen bekommen haben. Ich wette, der Wagen in der Garage hat verspiegelte Scheiben. Wahrscheinlich hat sich jemand um das Haus gekümmert, irgendein Angestellter, von dem die meisten vermutlich dachten, es wäre Bernard Perry. Die Alarmanlage war sicher teuer. Warum sollte Sawyer die Dokumente in einem geheimen Zimmer verstecken, wenn sowieso niemand auf die Idee käme, hier nach ihnen zu suchen?"

Victoria ging zum Schreibtisch und zog einen Stapel Papier aus dem Sekretär, der darunter stand. Sie blätterte einmal schnell durch und hielt schließlich triumphierend einige wenige Blätter in der Hand, die alt und halb vergilbt aussahen. Handschriftliches Gekritzel sollte Wörter und Zahlen darstellen, aber es war selbst im Licht der Taschenlampe kaum zu entziffern. Nur die Zeichnungen waren eindeutig, wenn auch verwischt. Es sah aus wie ein Sarg, doch aus den wenigen Buchstaben, die ich erkennen konnte, entnahm ich, dass es sich dabei um einen innen verspiegelten Kasten handelte.

Zumindest grob, denn tatsächlich sah die Apparatur dann schon wesentlich komplizierter aus. „Ich verstehe, warum sie sauer sind." Zum ersten Mal sprach Victoria nicht so, als wollte sie einen neuen Weltrekord aufstellen. „Wenn man mich für so ein Experiment missbrauchen würde, wäre ich auch wütend. Wahrscheinlich würde ich sogar alles kurz und klein schlagen. Das ironische ist, dass ich jetzt, wo ich sie wenigstens zum Teil nachvollziehen kann, noch entschlossener bin, sie aufzuhalten." Sie fixierte mich mit einem Paar grüner Augen und musterte mich.

„Warum bist du hier? Du wirst nicht bezahlt und du siehst auch nicht wie jemand aus, der die Welt einfach so rettet, weil er glaubt, es zu können. Ich hab schon überlegt, ob es bei dir einen ähnlichen Zusammenhang wie bei Nicholas gibt und die Spiegelwesen einen geliebten Menschen von dir umgebracht haben, aber dafür bist du nicht rachsüchtig genug. Also was ist es?" Ich hatte sie bisher nicht angelogen und ich wusste nicht, ob es ein guter Zeitpunkt war, damit anzufangen. Aber wenn ich Juvia schützen wollte, durfte ich sie auf keinen Fall gegenüber einem der Söldner erwähnen, egal wie vertrauenswürdig sie mir erschienen.

Reflektionen (Ross Lynch/R5)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt