Kapitel 27

3.2K 132 2
                                    

Die letzten Wochen waren die glücklichsten meines Lebens. Nachdem Eric und ich endlich mit einander geredet und auch mehr oder weniger verstanden haben, wie sehr mir aufeinander angewiesen sind, beschlossen wir dem Ganzen eine Chance zu geben. Geheim natürlich. Niemand darf auch nur ansatzweise ahnen, was zwischen uns vorgeht, die Folgen wären katastrophal. Eric würde seinen Job und seinen Respekt verlieren, ich meine Fraktion. Trotz all der Risiken, mit denen wir unweigerlich jetzt leben müssen, bin glücklicher als denn je. So oft es irgendwie möglich ist, treffen wir uns, wenn auch nur für ein paar Minuten. Wir müssen ständig auf der Hut sein, weswegen wir uns meistens bei Eric in der Wohnung treffen. Genauso wie heute. Nachdem ich mich nach dem Essen von Cia und Peter getrennt habe ("Ich muss nochmal in die Bibliothek" - "So etwas gibt es hier?"), klopfe ich nun an der grauen Wohnungstür an. Sekunden später wird sie geöffnet und ich werde reingezogen. Sofort umfängt mich der bekannte, beruhigende Duft seines Aftershaves, Parfüms oder was auch immer. Auf jedenfall überliefert es mir das Gefühl von unendlicher Sicherheit. "Hat dich jemand gesehen?" fragt Eric und ich bemerke, dass nur ein einfaches, weißes T-shirt und eine normale Jeans trägt. Nicht, das ich diese Sachen nicht kenne, aber bisher habe ich ihn nur in dem Schwarz der Ferox gesehen. Leicht benommen schüttel ich den Kopf. Er nickt und zieht mich mit einer schnellen Bewegung zu sich heran, um mich zu küssen. Verflucht, wie liebe ich diese Lippen. Nach ein paar Minuten lösen wir uns wieder von einander und sein warmer Atem stößt gegen meine noch geöffneten Lippen. "Ich geh eben duschen" meint er, drückt mir noch einen schnellen Kuss auf, ehe er durch die Badezimmertür verschwindet.

Erics Sicht

Dieses Mädchen macht mich verrückt. Ganz im Ernst. Ich muss mich jedes Mal extrem zusammen reißen, wenn ich sie küsse, um nicht über sie her zu fallen. Aber ehrlich gesagt ist es nur noch eine Frage der Zeit.
Ich will ihr nicht weh tun, will sie nicht bedrängen, aber es ist nun mal meine Art und Weise. Das kalte Wasser strömt auf mich herab und ich beeile mich, so schnell wie möglich fertig zu werden um wieder zu meiner Claire zu kommen. Ja, richtig. Meine Claire.

Nachdem ich mir ein frisches Oberteil angezogen habe und eine neue Jeans, betrete ich wieder das Wohnzimmer. Zuerst bin ich überrascht, Claire ist nirgendwo zu sehen. Aber dann sehe ich sie auf der dunklen Couch sitzen. Mit ihrem Arm verdeckt sie ihre Augen und wieder einmal fällt mir auf, wie müde sie eigentlich aussieht. Ihr Gesicht ist eingefallen, dunkle Schatten zeichnen ihre strahlend blauen Augen. So leise wie möglich schleiche ich mich heran und lasse mich neben sie fallen. Sie nimmt den Arm von ihrem wunderschönen Gesicht und sieht mich an. "Fertig?" fragt sie und ein Schmunzeln überzieht ihre Lippen. "Jipp" grinse ich und lege meinen Arm um ihre schmalen Schultern. Ich sehe, wie sie sich unsicher auf die Unterlippe beißt, augenblicklich strecke ich meine Hand aus und ziehe mit meinem Daumen ihre Haut aus ihren Zähnen. "Lass das" Meine Stimme ist eine Mischung aus Strenge und Sanftheit. Wie gebannt sieht sie zu mir hoch. Ich lege einen Finger unter ihr Kinn und ziehe ihren Kopf zu mir, um sie zu küssen. Die Anspannung weicht aus ihrem Körper und sie schmiegt sich an mich. An meinem Oberkörper spüre ich ihre Kurven und daraufhin drücke ich sie noch mehr an mich. Claire lässt zu, dass ich sie auf das Sofa pinne und mich über sie beuge. Auch, dass ich ihre Hände mühelos neben ihr festhalte, stört sie nicht. Verdammt Eric, kontrollier dich! Wie soll das gehen, wenn jemand wie Claire so verführerisch unter mir liegt? Du wirst sie verschrecken! Sieht aber gar nicht danach aus. Außerdem hat sie gewusst, worauf sie sich einlässt. Mit diesem Gedanken schiebe ich meine innere Stimme beiseite und küsse gierig die Haut an ihrem Hals. "Eric..." ihr leises Seufzen lässt mich noch mehr um Fassung ringen. Verflucht auch. "...nicht" Bestimmt sieht sie zu mir hoch, auch wenn ihre Augen leicht verschleiert sind. Mit einem innerlich frustrierten Geräusch lehne ich mich zurück und lasse sie sich aufsetzen. "Ich will nichts überstürzen..." murmelt sie und sieht unsicher zu mir hoch. Ich gebe zu, vielleicht bin ich ein kleines bisschen enttäuscht, aber ich will sie zu nichts drängen, was sie nicht will. Bei Jeder anderen hätte ich sie vielleicht raus geschmissen, aber bei Claire war das Etwas anderes. Ich wollte, dass sie mit mir schläft, weil sie es wollte, nicht, weil ich sie dazu dränge. "Schon gut" sage ich deswegen und blicke ihr in die Augen um ihr zu verdeutlichen, dass ich es ihr nicht übel nehme. Erleichtert lächelt sie mich daraufhin an und ich kann einfach nicht anders, meine Mundwink verziehen sich nach oben.

Sonnenstrahlen sind das Erste, was ich am nächsten Tag sehe und fühle. Als Zweites den warmen Körper neben mir. Claire. Mein Arm ist um ihren Bauch geschlungen und zufrieden betrachte ich, wie ihr Rücken sich an meinen Oberkörper presst. Der Moment ist so malerisch und wunderschön, dass es fast schon kitschig ist. Aber scheiß drauf. Lieber Kitsch als dieses einzigartige Gefühl wieder zu verlieren. Ich habe das Gefühl, mein Herz schlägt viel schneller als es normalerweise sollte. Verdammt, ich bin wirklich volle Kanne in dieses Mädchen verliebt.
Eine kleine Regung an meiner Brust lässt mich wieder in die Realität fahren. Claire wacht langsam auf und reckelt sich, dann treffen ihre Augen auf meine. Sie murmelt ein leises Morgen und kuschelt sich mit dem Gesicht anschließend in meine Schulter. Schutz suchend drückt sie sich an mich und ich kann nicht anders und küsse ihr samtweiches Haar. Ich fühle ihr Lächeln und tu es ihr nach. Eine Weile genieße ich die Situation, dann frage ich: "Hunger?"

Claires Sicht

Okay, ich gebe zu. Ich bin hemmungslos in Eric verliebt. Wann genau das passiert ist, weiß ich nicht mehr. Ich weiß nur, dass es sich verflucht gut anfühlt. Sein Arm bietet mir so viel Geborgenheit und Sicherheit, selbst dann, als er augestanden ist und nur sein bezaubernder Geruch zurück bleibt. Als ich sicher bin, dass er außer Sichtweise ist, drücke ich mein Gesicht auf die Stelle im Kissen, wo er gelegen hat. Ein verträumtes Lächeln schleicht sich auf mein Gesicht und ich muss mich zusammen reißen, nicht wie eine Verrückte los zu kichern. Reiß dich zusammen, Claire.
Nachdem ich noch eine Weile die Wärme genossen habe, stehe ich wehmütig auf. Da Eric nicht hier ist, erlaube ich mir einfach einen seiner Pullis anzuziehen, die genauso verlockend riechen wie das Kissen und er selbst. Gott, langsam wird es echt seltsam.
Ich laufe in das Wohnzimmer und die offene Küche, wo Eric gerade irgendwas brät. Als er mich sieht, fallen uns gegenseitig fast die Augen aus dem Kopf. Mir, weil Eric ohne ein Oberteil da steht und ich freien Blick auf seine Muskeln habe, Eric, weil der Pulli nur bis zu der Mitte meiner nackten Oberschenkel geht. Ein paar Minuten starren wir uns gegenseitig an, dann räuspert sich Eric und dreht sich um. Ich laufe auf ihn zu und setze mich auf einen der Bar Hocker. Lächelnd beobachte ich, wie Eric den Speck anbrät und die Brötchen aufbackt. Irgendwie sieht er niedlich aus, wenn er kocht. "Warum grinst du so?" Ich hab gar nicht gemerkt, dass er auf einmal vor mir steht. Obwohl ich auf einem der Hocker sitze, bin ich immer noch ein paar Zenitmeter kleiner als er. "Nichts" meine ich grinsend und sehe ihn unschuldig an. Seine rauen Hände streichen an meinen nackten Beinen entlang und ich bekomme augenblicklich Gänsehaut. Eric stellt sich zwischen meine Beine und meine Wangen fangen an sich zu erhitzen. Dann liegen seine raue Lippen wieder auf meinem Mund und küssen mich intensiv. Ich schlinge meine Arme um seinen Nacken und drücke mich an ihn.

Das alles fühlt sich immer noch so unwirklich an. Fast wie ein Traum. Und vielleicht ist es wirklich alles nur ein Traum und ich liege zuhause in meinem Ken Bett und träume die süßesten Träume von diesem Mann.

Wenn dem so ist, dann will ich nie wieder aufwachen.

Unique - das erste Buch der »Unique« Reihe Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt