Kapitel 20

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Hallooooo Leute ^^ I'm baaaaack xD Ich weiß auch nicht, ich bin momentan total gut drauf :3
Viel Spaß mit dem Kapitel.
Lg,
Eure DivergentBird12

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(Traum)

Wind weht durch die Bäume und das hohe Gras streift mein Gesicht und streicht mir über Arme, Beine und Schultern. Die Blätter der Bäume rauschen und hüllen das Feld in eine magische Atmosphäre. Die Sonne fällt in goldenen Strahlen auf mich hinab und leuchtet mit dem Gelb der Blumen um die Wette. Ich trage ein weißes Top, dazu eine weiße Hose. Meine Haare fallen mir den Rücken hinab und der Boden kitzelt an meinen Füßen. Die weiche Erde drückt sich in meine Sohlen und die gesamte Landschaft wirkt friedlich. Am Horizont erstrecken sich im goldenen Licht andere Felder und Bäume und ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal einen solch ruhigen und friedlichen Ort gesehen habe. Sanftes Gelächter dringt an mein Ohr, ich drehe mich um. Niemand außer mir ist hier, aber warm lachen die Stimmen in mein Ohr. Ich drehe mich um meine eigene Achse, doch nirgendwo erkenne ich eine ander Person. Ein Flüstern, so leise, dass ich es kaum höre, hallt an mein Ohr, die Stimme ruft meinen Namen. Erst da begreife ich, dass es die Bäume sind, denen die Stimmen gehören. Immer lauter werden sie, aber sie tun nicht weh, nein, es macht fast schon Spaß ihnen zu zuhören. Ich strecke die Arme aus und sofort erfasst mich der Wind. Sanft weht er durch mein Haar und ich schließe die Augen. Als ich sie wieder öffne, stehe ich nicht mehr auf dem Feld. Stattdessen befinde ich mich bei den Amite, groß und deutlich zeichnet sich der riesige Baum vor mir ab. Seine Äste breiten sich über mir aus, seine Blätter sind bunt verfärbt vom Herbst. Wie Schneeflocken rieseln sie langsam auf mich herab, streifen meine Schultern wie Finger. Der riesige Stamm, so breit, dass meine Arme nicht um ihn passen, steht direkt vor mir und neben ihm, an einem Ast befestigt, hängt eine Schaukel. Sie ist alt, Moos ist über sie gewachsen und die Seile wirken zerrissen und doch heile. Meine linke Schulter brennt, dort, wo mein Tattoo sitzt. Auf einmal blitzt ein Bild vor meinem inneren Auge auf: Es ist Sommer, die Blätter des Baumes sind grün und frisch, die warme Sonne strahlt durch sie hindurch. Das Gras leuchtet in einem milden samtgrün und in der Luft summen Insekten. Und dort, auf der alten Schaukel, die auf einmal nicht mehr alt ist, sitzt ein Mädchen. Ihre Füße berühren nur knapp den Boden, ihre Zehen streifen über das Gras. Sie trägt die Kleidung der Amite, sie sind ihr viel zu groß. Die Augen des jungen Kindes sind auf den Boden gerichtet, blonde Locken fallen ihr bis zur kindlichen Taille. Ich kenne sie, das weiß ich, aber mir fällt nicht ein woher. Doch dann, ganz plötzlich hebt sie den Blick und strahlend blaue Augen treffen in meine. Ich stolpere ein paar Schritte zurück.

Dieses Mädchen dort bin Ich.

(Traum Ende)

Schweißgebadet schrecke ich hoch. Meine Finger krallen sich in das weiche Bettlaken meines Bettes. Was war das gerade? Wieso war ich bei den Amite? Ich lege meine Hand an meine feuchte Stirn und sinke langsam zurück in mein Kissen. Es war nur Traum. Nein, dafür war es zu real. Es war ein Traum. Wenn es ein Traum war, wieso hat es sich dann so echt angefühlt? Wieso kam mir dieser Ort so bekannt vor? Und wieso war ich es, die dort auf der Schaukel saß? Seufzend rolle ich mich zur Seite. Keine dieser Fragen kann ich beantworten. Ob meine Mutter den Traum wohl deuten kann? Aus irgendeinem Grund empfinde ich es nicht als eine gute Idee, meine Mutter davon zu erzählen. Warum weiß ich auch nicht, sie ist schließlich meine Mutter. Oder?
Nach ein paar Stunden hin und her wälzen gebe ich es auf und stehe auf. Ich streife mir die blaue Ken Kleidung über, die Liv mir gegeben hat und schleiche aus der Wohnung. Vielleicht ist meine Mutter da, vielleicht auch nicht. Niemand ist in den Gängen zu sehen, wieso auch um 4 Uhr morgens? Alles was zu hören ist, ist mein gleichmäßiges Atmen und das Tapsen meiner Füße am Boden. Ansonsten ist es komplett ruhig. Darüber bin ich überrascht, bei den Ferox gab es immer Lautstärke und immer war etwas los. Stille Moment, wie jetzt, gab es wenig.
Irgendwann bleibe ich stehen. Meine Schritte haben mich an eine große Glaswand gebracht, die durchsichtigen Fenster reichen bis ganz nach oben und geben den Blick auf die dunkle Stadt preis. Es ist ein friedlicher und beruhigender Anblick, jedoch erinnert es mich an meinen Traum. Meine Hand legt sich an die kalte Scheibe, genau wie meine Stirn. Was hatte dieser Traum bloß zu bedeuten? Ich schließe die Augen. In meinen Gedanken hat sich das Abbild des jungen Mädchen, also der jungen Claire, eingeschlichen. Sie wirkte genau wie ich, nur mit einem Unterschied: Das Kalte in ihrem Blick war verschwunden. Mein jüngeres Ich sah glücklich aus, zufrieden und warmherzig. Und tief in meinem Inneren frage ich mich in diesem Moment, ob es diese Claire wirklich gibt. Die Claire, die in Jedem das gute sieht. Die Claire, die einfach glücklich ist.
"Ist das nicht ein wenig kalt ohne Schuhe?" Ich öffne die Augen und sehe hinüber zu Eric. Er steht ein paar Schritte entfernt und lehnt genau wie ich gegen die Glaswand. Emotionslos zucke ich die Schultern. Du bedeutest mir nichts. Seine Worte hallen in meinem Kopf wieder und nisten sich als weiteres Problem dort ein. Aber wieso Problem? Sollte er mir nicht eigentlich egal sein?
Lange Zeit herrscht Schweigen, doch diesesmal ist es ein angenehmes Schweigen. Nichts unterbricht die Stille und dafür bin ich dankbar. Auf einmal räuspert Eric sich neben mir. Ich habe gar nicht mitbekommen, dass er näher gekommen ist, unsere Schultern berühren sich. "Hör mal, wegen dem, was ich heute morgen zu dir gesagt habe-" "Es ist nicht wichtig" Er sieht mich perplex an, warscheinlich verwirrt darüber, dass ich ihm tatsächliche widerspreche. Erneut entrinnt seiner Kehle ein Räuspern, ehe er sagt: "Doch es ist wichtig" Seine Stimme duldet keinen Widerspruch, als höre ich mir seine Worte an. "Was ich gesagt habe tut mir leid. Ich vergesse einfach manchmal, dass du auch verletzlich bist. Dass ich dich verletzen kann." Seine Rede trifft mich wie einen Schlag in die Magengrube. Hat er sich gerade wirklich entschuldigt? Doch anstatt dies zu fragen, antworte ich schnippisch: "Wer sagt, dass du mich verletzen kannst??" Er hebt eine Augenbraue. "Dann haben dich die Worte also nicht verletzt?" - "Nein!" Gleichgültig zuckt Eric die Schultern. "Dann ist ja gut" Damit herrscht wieder das Schweigen für lange Zeit. "...Ich kann dich verletzen, weil du mich magst" Eric's Stimme durch dringt die nächtliche Ruhe und innerlich krampft sich alles zusammen. Nichts falsches machen Claire! Ich räuspere mich. "Und woher willst du das wissen?" Ich bemühe mich wirklich um eine starke Stimme, aber es misslingt kläglich. Stattdessen klingen meine Worte zittrig und zerbrechlich. Eric sieht mich amüsiert an. "Glaubst du wirklich, ich habe deine Blicke nicht bemerkt?" Röte schießt mir ins Gesicht. "Ich folge nur deinem Beispiel" Ich lobe mich innerlich für die schlagfertige Antwort. Nun sieht er mich absolut ernst an. "Du bist einfach zu schön, Claire" Meine Kinnlade klappt hinunter, ich kann ihn nur ungläubig anstarren. Was hat er da gerade gesagt? Eric streckt seine Hand aus, seine Finger streifen mein Kinn und drücken es sanft zu. Dann legt er seine Hand an meine Wange und sieht mir tief in die Augen.
Im nächsten Moment liegen meine Lippen auf seinen. Sofort, als hätte er nur darauf gewartet, legt Eric seine Hände an meine Taille und zieht mich näher zu sich. Zwar küsst er mich fordernd, aber im Vergleich zu unserem letzten Kuss ist dieser schon beinah sanft. Ich schlinge meine Hände um seinen Nacken und presse mich so sehe ich kann an ihn.
In diesem Moment ist es egal geworden, dass er mein Trainer ist und wir das hier nicht dürfen. Es ist egal geworden, dass Jeanine irgendetwas plant und es ist egal geworden, was mit diesem Traum ist. Im Moment gibt es nur uns beide und das fahle Mondlicht, dass uns in einen silbernen Schleier hüllt.
Auch wenn ich weiß, dass er morgen wieder so tun wird, als ob er mich hasst, ich will diesen Moment einfach nur genießen. Ich möchte ihn küssen, ihn fühlen und spüren, dass er mir gehört. Wenn auch nur für diesen klitzekleinen Moment.

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