Claire
Ich weiß weder wie lange ich hier schon sitze, noch was in der Zeit alles passiert ist. Es ist unvorstellbar für mich, dass meine Welt vor weniger als vierundzwanzig Stunden noch vollkommen seltsam in Ordnung war, auch, wenn zwischen mir und Eric nichts mehr war. Und obwohl weiterhin ich die jenige sein sollte, die sich schlecht fühlt, ist es unglaublich wie verraten ich mich fühle. Hat Eric auch so gefühlt, als er mich im Gang mit Alex küssen gesehen hat? Eric. Ich kann immer noch nicht glauben, dass Er Jeanine tatsächlich geholfen hat. Aber war es nicht eigentlich klar? Immerhin ist er immer noch ein Anführer der Ferox. Hätte ich es mir da nicht denken können? Oder ist vielleicht wirklich etwas an dem Spruch dran 'Liebe macht blind' ? Meine Gedankengänge werden unterbrochen, als mit einem lauten Knall die Tür aus den Angeln fliegt, zumindest teilweise. Ich habe nicht einmal versucht sie aufzubrechen, ich bin mir ziemlich sicher, dass Eric mich gut isloiert hat, und um so überraschter bin ich Fours und Cias Gesicht zu sehen. Was geht hier vor? Und wieso halten die Beiden auch Waffen in der Hand? Oh nein, bitte sag nicht... "Alles in Ordnung bei dir Claire?" Fours klare und deutliche Stimme lässt mich sichergehen, dass die beiden nicht unter Einfluss des Serums stehen. Zum Glück, alles andere hätte mir wahrscheinlich den Rest gegeben. Mit zittrigen Gliedern stehe ich auf und meine Augen finden die von Cia. Sie sieht fertig aus. Blass, geschockt und verschwitzt. Es dauert keine fünf Sekunden und schon liegen wir uns in den Armen. Ihre Nähe ist tröstender als alles andere, wir drücken uns gegenseitig an uns, geben uns Halt. Ich fühle, wie etwas Nasses meine Jacke durchweicht. Weint Cia etwa?
Nach einer Weile räuspert sich Four und wir lassen einander los. Unser ehemaliger Ausbilder nickt in Richtung der kaputten Tür. "Wir müssen uns beeilen." Irritiert nicke ich, aber dann frage ich doch: "Was sollen wir nun tun?" - "Wir verschwinden von hier" antwortet Four sofort, aber etwas regt sich bei seiner Antwort. Wir können nicht gehen. Noch nicht. "Wir können nicht gehen" Four sieht mich eindringlich an. "Wir müssen! Wenn sie uns bekommen sind wir augenblicklich tot" Ich hebe den Blick und sehe ihn fest an. "Und was sollen die Altruan tun? Sie können nicht mehr fliehen. Four, sie werden unschuldige Menschen töten!" Cia stellt sich neben mich. "Claire hat Recht, wir müssen das Programm abschalten" Four sieht uns weiterhin drängend an. "Aber Cia wir-" - "Es ist meine Fraktion, die da draußen stirbt!" schreit sie nun fast und Four blickt sie für einen Moment lang an ohne irgendetwas zu sagen. Anschließend nickt er. "Und wie schlagt ihr vor, sollen wir den Angriff beenden?" Meine Gedanken kreisen, als mir ein rettender Einfall kommt. "Das Serum wurde all die Zeit zu den Ferox gebracht, richtig?" - "Richtig"
"Es wird über Transmitter geleitet, die von einem Haupcomputer ausgesteurt werden, richtig?" - "Auch richtig"
Ich sehe die beiden Ferox vor mir an.
"Ich weiß, wie wir den Angriff beenden können"Wenig später befinden wir drei uns in den Gängen des Gebäudes. Der Griff der Waffe fühlt sich kalt und fremd an, ich möchte nichts lieber, als dieses Ding weit weg von mir zu werfen. Aber es geht nicht, wenn es hart auf hart kommt muss ich abdrücken. Bei diesen Gedanken muss ich schlucken, ich bezweifle stark, dass ich dazu in der Lage bin. Auch wenn es um das Leben von dir selbst oder das deiner Freunde geht? Stimmt. Würde ich abdrücken, wenn ich dadurch Cia, Alex, Emily, Four oder Peter retten könnte? Apropos. Peter. Wo ist er? "Hast du Peter gesehen?" murmel ich leise zu Cia und sie schüttelt langsam den Kopf. "Nein, ich wusste nicht einmal wo du bist, bis Four es mir gesagt hat" Wir beide reden eigentlich nicht laut, aber die leeren Gänge müssen den Schall so laut zurück werfen, da Four etwas sagt. "Ich wusste, Jeanine würde ihre Tochter nicht in so ein Massaker lassen und sie stattdessen irgendwo hinbringen. Meine erste Vermutung fiel auf das Ken Quartier, aber aufgrund der kurzen Zeitabstände zwischen Angriff und Abschlussprüfung war es unwirklich. Die Idee, Eric hätte dich in seine Wohnung gebracht, kam mir erst relativ spät." beantwortet er die Frage, die mir schon die ganze Zeit im Kopf herum geschwebt hat. Ich spüre Fours fragenden Blick, wieso hat er dich ausgerechnet in seine Wohnung gebracht? Meine Lippen bewegen sich nicht, ich kann ihm ja auch schlecht erklären wieso, zumal ich es selbst nicht einmal genau weiß.
Bisher ist uns noch kein einziger feindlicher Ferox begegnet, was zwar gut ist, aber zweifelerregend. Warum sollte der Kontrollraum unbewacht sein? Was geht hier vor sich? "Stehen bleiben!" Wenn man vom Teufel spricht. Hinter uns rufen ein paar Ferox, die auf einmal ganz plötzlich ohne Vorwarnung dort stehen. Panik und Angst durchrauscht mich. "Lauft!" Four schiebt uns beide nach vorne und wir beginnen zu rennen, wobei Four uns Rückendeckung gibt. Es sind 5 gegen 1, Four hat nie im Leben eine Chance. Ich weiß, ich muss mich umdrehen, schießen und ihm helfen, aber es geht nicht. Es geht einfach nicht. Meine Finger liegen starr und erfroren um den Griff der Waffe, sie zittert in meinen Händen und ich atme hektisch, aber nicht vor Anstrengung. Cia scheint es nicht anders zu gehen, sie ist sogar noch blasser als ich es wahrscheinlich bin. Eine Kugel prescht an meinem Kopf vorbei, verfehlt nur knapp. Ein Wimmerlaut entrinnt meiner Kehle und ich schlitter um die Ecke. "Okay, passt auf: Ihr beide rennt weiter zum Kontrollraum, einfach den Gang entlang und dann links. Ich kümmere mich derweilen um die da" befiehlt uns Four und nickt um die Ecke zu den anderen Ferox, die unaufhaltsam näher kommen. "Four, du schaffst es unmöglich alle-!" - "Cia, du und Claire ihr müsst die Simulation stoppen! Mach dir keine Sorgen um mich" Besorgt und voller Angst sieht Cia Four an, der sie sanft anblickt. Wie ich wohl reagieren würde, wenn Eric an Fours Stelle wäre? Eric. Wo er wohl gerade ist? Tötet er Menschen? Nein, das würde er nicht tun. Oder doch?
"Claire!" Cia packt mich an beiden Armen und zieh mich weiter. Zusammen stolpern wir von den Schießgeräuschen weg und bald schon liegen Sie in tiefer Stille. Haben sie aufgehört? Oder wurde eine Seite besiegt? Es hat keinen Sinn, nach Fußgetrappel zu lauschen, das kostet zu viel Zeit. Jedoch riskiere ich einen Blick nach hinten. Nichts. Nur vollkommene Dunkelheit. "Er wird schon da raus kommen" Im ersten Moment denke ich, Cia meint Eric, weswegen ich verwirrt die Stirn runzle. Dann wird mir klar, dass sie Four meint. Warum sagt sie mir das? "Er ist stark, er wird es schaffen" Jetzt versteh ich, ja natürlich. Sie sagt diese Wörter nicht um mich zu beruhigen, nein, sie sagt sie um sich selbst zu beruhigen. Sie hat Angst um ihn.
Unter anderen Umständen hätte ich sie gefragt, warum sie Angst um ihm hat, aber so verstärke ich einfach den Griff um meine Waffe. Da passiert es. Wir biegen gerade um die Ecke, als ich genau in den Lauf einer Waffe schaue.Sofort erstarre ich und mein ganzer Körper erfriert. Vor Angst, vor Kälte, aber ganz besonders vor den dunklen Augen, die in Meine sehen. Der Duft von Lavendel umhüllt mich wie eine Wolke.
Peter.
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Unique - das erste Buch der »Unique« Reihe
FanfictionHighest Ranking: #1 in "Divergent" (14.09.2018) #2 in "Eric" (4.07.2018) #1 in "Tris" (6.07.2018) #16 in "Fantasy" (14.8.2017) _________________________________________ »I'm no angel, I'm just me, but I will love you endlessy« Eigentlich wa...