Kapitel 14

4.1K 152 15
                                    

Hallo Ihr ^^ Ich habe doch Internet, yaay ^^ Allerdings werde ich trotzdem warscheinlich eher weniger posten.
Viel Spaß mit dem nächsten Kapitel :)
Lg,
DivergentBird12

=================================

Ich erkenne das Verlangen in seinen Augen und augenblicklich frage ich mich, ob er so weit gehen würde. Ob er gegen meinen Willen mit mir schlafen würde.

Seine Augen bohren sich in meine und wieder schlucke ich. "Lass mich los Eric.." hauche ich mit letzter Kraft und könnte mich selbst die Schlucht hinunter schmeißen, so schwach klinge ich. Anders als erwartet verziehen sich seine Lippen nicht zu einem überheblichen oder amüsanten Grinsen, nein, er sieht mich absolut ernst an und plötzlich hebt er ruckartig die Hand. Aus Reflex schließe ich die Augen und warte auf den stechenden Schmerz in meiner Wange, welcher jedoch ausbleibt. Stattdessen streicht eine Hand sanft darüber und bleibt dort liegen. Ich öffne die Augen einen Spalt breit und blicke in diese unglaublich blauen Augen. Im dämmrigen Licht des Mondes, welches durch die Decke hindurch scheint, wirken seine Augen noch viel schöner und glänzender als sonst. Sie sind so blau und tiefgründig, dass ich drohe mich in ihnen zu verlieren. Einfach einzigartig diese Augen, dieser Mann. Seine Hand hinterlässt eine prickelnde Spur auf meinem Gesicht und mit seinem Daumen streicht Eric mir eine meiner Haarsträhnen aus dem Gesicht. Er ist mir wieder, oder besser gesagt immer noch so nah, aber diesesmal wirkt es ganz und gar nicht bedrohlich auf mich. Ich schlucke wieder und kann einen Blick auf seine Lippen nicht verhindern. Sie sind schmal und von Natur aus eher nach unten gebogen, genau wie meine. Meine Augen finden wieder zu seinen.

Und dann liegen seine Lippen zum ersten Mal auf meinen.

Zunächst ist der Druck auf meinem Lippen unangenehm, er küsst mich mit so einer Wucht, dass man den Kuss fast schon als grob bezeichnen kann. Seine Lippen sind rau und kalt, aber irgendwie wirken sie anziehend auf mich. Meine Hände finden den Weg zu seinem Nacken, wo ich sie verschränke und mich an ihn schmiege. Ich spüre, wie er mich an der Taille zu sich zieht und mich an sich presst.
Eigentlich hatte ich mir meinen ersten Kuss immer romantisch vorgestellt. Vielleicht im Sonnenuntergang oder im Regen, um mich herum Blumen und Bäume, geküsst von meinem Schwarm.
Mit Romantik hat dieser Kuss allerdings wenig zu zutun. Die Art und Weise, wie Eric mich küsst ist keineswegs liebevoll oder vorsichtig, er küsst mich mit Verlangen und Leidenschaft. Ich bin diese Form zu küssen nicht gewohnt, eigentlich bin ich es noch gar nicht gewohnt, trotz allem gefällt es mir. Die nasse Gischt der Schlucht spritzt hoch und befeuchtet mein Haar, aber es stört mich nicht. Ich kann fühlen, wie er versucht mit der Zunge in meinen Mund einzudringen, jedoch lasse ich es nicht zu. Als ich auch nach einer Weile nicht nachgebe, nimmt er meine Unterlippe zwischen seine Zähne und beißt leicht drauf. Er nutzt mein erschrockenes Aufkeuchen und dringt mit seiner Zunge in meinen Mund. Seine Zunge erkundet meine Mundhöhle und ich kann ein Aufstöhnen nicht unterdrücken. Schon bald sind unsere Zungen in einen Kampf um Dominanz verwickelt, welchen er natürlich für sich entscheidet. Ich schmecke einen metallernen Geschmack in meinem Mund. Blut. Eric hat mir wirklich die Lippe blutig gebissen. Ich versuche mich zu lösen, habe aber keine Chance, Eric presst mich nur noch härter an sich und nimmt mir jegliche Bewegungsfreiheit. Und wenn ich ehrlich bin, will ich mich auch gar nicht lösen. Viel zu gut schmecken seine Lippen, schmeckt dieser Kuss. Irgendwann jedoch müssen wir uns lösen um Luft zu holen. Sein heißer Atem streift mein Gesicht und für einen Moment schließe ich die Augen. Dann hebe ich die Hand und streiche mir das Blut von der Lippe. Ich sehe, wie die warme Flüssigkeit meinen Finger hinunter läuft und meine Augen finden seine. Er sieht grinsend auf meine Lippe und dann wieder in meine Augen. "Widersetz dich mir nicht" sagt er und ein drohender Unterton liegt in seiner Stimme. Wir benebelt nicke ich. Sein Finger legt sich unter mein Kinn und drückt es sanft zu. Ich habe gar nicht bemerkt, dass mein Mund offen stand. Diese Tatsache und auch die Wahrnahme des eben Geschehenen, treibt mir die Röte in die Wange und ich sehe zur Seite. Nun jedoch legt sich seine ganze Hand unter meinen Kinn und bestimmt dreht er meinen Kopf in seine Richtung, sodass ich seinem Blick nicht ausweichen kann. "Sieh mich an" Seine Stimme klingt hart und duldet keine Widerworte. Also gehorche ich brav und blicke ihn weiter an. Eric sieht mich eine Weile nur stumm an, dann küsst er mich wieder. Der Kuss ist genauso ungehemmt wie der davor, aber es gefällt mir. Ich schließe die Augen und will meine Hände erneut in Richtung seines Nacken führen, aber plötzlich stößt er mich mit so einer Wucht gegen die Wand, dass ich kurz aufschreie. Nur ganz leise und nur ganz kurz, aber ich tue es. Verwirrt und geschockt und empört sehe ich Eric an, welcher mich wütend anfunkelt. Was hab ich jetzt schon wieder falsch gemacht?
"Geh" knurrt Eric kaum hörbar. "GEH!!" Sein Gebrüll geht mir durch Mark und Knochen und so schnell ich kann, ergreife ich die Flucht. Bloß weg von diesem Kerl, diesem Kerl mit seinen Stimmungsschwankungen, wie eine Schwangere im Sechsten Monat. Bloß weg von diesem Kerl, der mich erst küsst und mich dann von sich stößt. Bloß weg von meinen verwirrten Gefühlen.

Fast automatisch tragen meine Beine mich zu einem bestimmten Ort und als ich ihn erkenne, staune ich nicht schlecht. Ich stehe wieder auf dem Dach, dort, wo wir am Anfang der Initation herunter gesprungen sind. Nun allerdings, wirkt dieser Ort komplett anders. Da das Ferox Gebäude eher außerhalb des Zentrums liegt, erkenne ich die vielen hellen Lichter der Stadt. Viele sind es nicht, aber dafür große, grelle Farben. Wie kleine Glühwürmchen wandeln die Lichter in der Stadt umher, mal an, mal aus, und immer wieder werfen sie eine neue Atmosphäre auf die sich mir bietende Aussicht. Ich kann hier und da das Geheule einer Sirene oder eines Autos hören, aber ansonsten ist es absolut still. Irgendwo in der Ferne rauscht ein Zug vorbei. Ich höre einen Hund bellen. Meine Füße laufen zu dem Rand des Hauses und ich setze mich dort nieder. Ich schwinge meine Beine über die Kante und atme die kühle Nachtluft ein. Was zur Hölle ist da drinnen gerade passiert?
Eine Windböe kommt auf und wirbelt meine blonden Haare umher. Meine blaue Augen heften sich auf den dunklen Horizont, auch auf den großen Zaun. Der Zaun umgibt unsere kleine, Frack ähnliche Stadt wie ein Schutzschild. Aber ein Schutzschild wovor? Das ist einer dieser Fragen, die niemand beantworten kann. Selbst die Ken, die sonst alles wissen, können diese Tatsache nicht erklären. Es wird für immer einer dieser ungelösten Mysterien sein. Oder nicht?
"Bei diesem Anblick ist es schwer zu glauben, dass wir die einzigsten Menschen sind, oder?" spricht eine Stimme hinter mir und ich sehe über meine Schulter zu der sprechenden Person. So langsam erschrecke ich nicht mehr. Peter kommt auf mich zu und setzt sich neben mich. Genau wie Ich lässt er seine Beine über die Kante baumeln und sieht in die dunkle Stadt. "Stimmt..." murmel ich und sehe ihn an. "Wieso bist du nicht bei den Anderen?" Er zuckt gleichgültig die Schultern und richtet den Blick Richtung Himmel. "Sie sind nicht gerade scharf auf meine Anwesenheit" Ich sehe zu ihm hinauf, sein Blick ist starr auf den Horizont gerichtet. Es stimmt, die anderen Initianten sehen in ihm eine Gefahr, einen Killer. Jemanden den sie meiden müssen. Aber dabei ist Peter eigentlich einer der sanftesten und gefühlvollsten Menschen die ich kenne. Man muss nur bereit sein, sich die Mühe zu machen und diesen Peter kennenzulernen.
Mitleidig schaue ich meinen besten Freund an, welcher so tut als ob es ihm nicht weh tut. Aber es tut ihm weh. Und zwar mehr, als er zugeben mag.
"Und warum genau bist hier oben, ganz allein?" Mit der Frage habe ich ehrlich gesagt nicht gerechnet und um so mehr gerate ich ins Schleudern. Ich kann ihm schlecht erzählen, was zwischen mir und Eric passiert ist. Aus diesem Grund gebe ich zurück: "Ich brauchte einfach mal frische Luft" Als Antwort nickt er nur. Dann sehen wir beide wieder schweigend in die leuchtende Nachwelt. Wir schweigen eine ganze Weile und lauschen den Geräuschen der Stadt. Irgendwo hört man nun Menschen brüllen. Vermutlich Fraktionslose. "Kann ich dich mal was fragen Claire?" Ich nicke und schaue auf meine Fußspitzen. "Wieso hast du die Ferox gewählt?" Zum zweiten Mal heute Abend  überrumpelt er mich mit seinen Fragen. Erstaunt blicke ich zu Peter, dessen Kiefermuskulatur kräftig angespannt ist. Ich zögere mit meiner Antwort. Ich kann schlecht sagen, dass ich aus Angst geflohen bin. Also sage ich: "Ich wollte von meiner Mutter und den Ken weg"
Zunächst befürchte ich, er durchschaut die Lüge. Immerhin ist er ein ehemaliger Candor. Tatsächlich sieht er nicht sehr überzeugt aus, sagt aber nichts. Damit ist unser Dialog wieder beendet. Der Zug, den ich vorhins noch von Weiten gehört habe, fährt nun auf uns zu, aber wir bleiben sitzen.
Und dann rauscht der Zug an uns vorbei und wir sitzen da, schweigen und schauen auf die abendliche Stadt hinaus, auf den hohen Zaun, die dunklen Straßen unter uns und schweigen. Wir schweigen einfach.

Unique - das erste Buch der »Unique« Reihe Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt