Kapitel 5 - Zusammenbruch

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Mir lief der Schweiss in Strömen den Nacken hinunter. Unser Sportlehrer war wieder einmal nicht recht bei Sinnen. Er liess uns seit mehr als einer halben Stunde Runden laufen. In der glühenden Mittagssonne. 36 Grad. Im Schatten!

Jemand joggte locker neben mir vorbei. Ich konnte es nicht glauben, dass es tatsächlich Menschen gab, die nicht halb verreckten bei dieser Hitze im Sportunterricht.

„Du hast auch schon besser ausgesehen, Benkert", spottete der Junge, der mich gerade überholt hatte. Es war wieder der Kumpel von Vito. Ich warf ihm einen vernichtenden Blick zu, weil das alles war, was ich noch hinbekam mit dem bisschen Energie, das mir blieb.

„Willst du uns deinen Sport-BH nicht auch zum Besten geben?", fuhr er spöttisch fort und joggte nun rückwärts, um mich direkt ansehen zu können. Ich biss wütend die Zähne zusammen.

„Lass mich raten... Herzchen?" Er lachte.

„Uni", knurrte ich.

„Och wie schade." Er machte ein bekümmertes Gesicht. „Blümchen hat uns schon gefallen, aber mit Herzchen hättest du uns in der Tasche gehabt, Kleine."

„Vielleicht will ich euch schlicht nicht haben", gab ich gereizt zurück und versuchte mir dabei nicht anmerken zu lassen, dass ich kaum noch Luft bekam und meine Seite stach, als würde jemand mit einem Messer darin rumbohren.

Vitos Kumpel grölte und stiess den Typen neben ihm an. „Hast du das gehört, Vit? Sie will uns nicht haben."

Vito rannte neben ihm. War ja klar gewesen!

Er drehte den Kopf zu mir um und zog spöttisch eine Augenbraue hoch. Auch er schien absolut nicht erschöpft zu sein. Ich hasste ihn dafür, denn mit jedem Meter wurden meine Schritte langsamer und schlaffer. Am liebsten hätte ich einfach aufgegeben, aber das gönnte ich ihm nicht.

„Ja, ich will euch nicht", bestätigte ich mit einem kalten Lächeln. „Ich kann nichts anfangen mit einem arroganten Vollidioten, der nichts besseres zu tun hat, als mir nachzustellen." Diese Worte waren vor allem gegen Vito gerichtet gewesen.

„Hey, ich kann doch nichts dafür, dass dich deine unfähigen Beine immer wieder zu mir tragen." Bei diesen Worten grinste er mich selbstgefällig an. Ich wollte ihm an die Gurgel gehen, aber mein Körper hatte den Streik angetreten. Meine Lunge schrie nach Sauerstoff und ich hustete heftig. Ich konnte nicht mehr. Völlig ausser Atem musste ich anhalten und mich mit den Händen auf meinen Oberschenkeln abstützen. Ich hatte natürlich versucht mit den beiden Jungs mitzuhalten, was eindeutig ein Fehler gewesen war.

Ich hustete wieder. Mir wurde ganz anders. Alles drehte sich. Mir war schwindelig. Ich blinzelte, um wieder klar sehen zu können, aber es brachte nichts. Vor meinen Augen verschwamm das Bild und dann wurde es plötzlich schwarz. Ich sackte kraftlos in mir zusammen und spürte gerade noch, wie mich jemand auffing, bevor mich das Bewusstsein endgültig verliess.

„Du bist so ein hirnamputierter Vollidiot!", schrie jemand. Es war Aiden und er war nicht nur wütend, er war stinksauer. Ich hatte seine Stimme schon lange nicht mehr so aufgebracht gehört. Es machte mir fast Angst und ich fragte mich, was genau passiert war. Ich konnte mich nur verschwommen daran erinnern, dass ich auf dem Sportplatz zusammengebrochen war.

„Hast du auch nur eine klitzekleine Sekunde lang deine verkrüppelten Hirnzellen angestrengt? Wenn du das nämlich getan hättest, würde sie jetzt nicht da drin liegen!", schrie Aiden weiter. Ich schlug müde die Augen auf, kniff sie aber gleich wieder zu, weil mich helles Sonnenlicht blendete. Wo war ich?

Bis zum letzten AkkordWo Geschichten leben. Entdecke jetzt