Am Abend sass ich neben Bria auf dem Sofa. Sie schaute sich irgendeine Serie an und da ich nichts besseres mit mir anzufangen gewusst hatte, hatte ich mich zu ihr gesetzt. Aber eigentlich verfolgte ich die Handlung der Serie gar nicht wirklich. Ich hing meinen Gedanken nach. Als die Haustür aufging und jemand das Haus betrat, drehte ich kurz den Kopf, um zu sehen, wer es war. Ich schaute direkt in seine eisblauen Augen. Sofort blickte ich weg.
„Hallo", meinte Vito und hob kurz die Hand. Ich starrte stur geradeaus. Bria musterte uns verwirrt. Vito kam ins Wohnzimmer. Ich verspannte mich. Er setzte sich aufs andere Sofa. Bria lächelte ihn an.
„Wie war die Probe?", fragte sie ihn.
Vito kniff die Lippen zusammen. „Beschissen."
Bria zog fragend eine Augenbraue hoch. „Wieso das denn?"
„Weil einfach nichts funktionieren wollte", antwortete er. „Ich war nicht bei der Sache", fügte er an und dabei war sein Blick zu mir geglitten. Ich sah ihn noch immer nicht an. „Noe?", sprach er mich direkt an.
„Hm?"
„Ich habe an unserem Stück weiter geschrieben. Kommst du kurz hoch in mein Zimmer?"
Ich hob den Kopf und schaute ihn mit ausdruckslosem Gesicht an. „Kann ich schon."
Vito stand auf. Ich folgte ihm lustlos. Bria lächelte mir aufmunternd zu.
Vito öffnete mir seine Zimmertür und liess mich rein. Ich sah mich um und war mehr als überrascht. Es war alles sauber aufgeräumt.
„Was ist denn hier passiert?", entfuhr es mir verblüfft.
„Ich habe aufgeräumt. Ist es so schlimm?" Er sah mich leicht verunsichert an. So hatte ich Vito noch nie erlebt. Was war mit dem Typen los?
„Nein, es sieht super aus, nur hätte ich dir das nicht zugetraut", antwortete ich. Er lächelte und setzte sich auf sein Bett. Als ich nicht Anstalten machte, mich zu bewegen, sah er mich an.
„Kommst du?", fragte er und klopfte neben sich auf die Matratze. Ich zögerte. „Was ist?"
Ich strich mir eine blonde Haarsträhne aus dem Gesicht und schüttelte verständnislos den Kopf.
„Noe, was habe ich bitteschön jetzt schon wieder getan?" Er hörte sich genervt an.
„Ich setze mich bestimmt nicht neben dich auf dein Bett", stellte ich klar.
„Was ist dein Problem?"
Ich funkelte ihn zornig an. „Was mein Problem ist? Ich sage dir, was mein Problem ist! Du wirfst mir dauernd diese komischen Blicke zu, dann verkündest du vor der gesamten Schule, du seist vergeben, und jetzt willst du, dass ich mich neben dich setze. Dein verdammter Ernst?"
„Ich sehe den Zusammenhang und das Problem nicht wirklich", erklärte er und runzelte die Stirn.
„Du hast eine Freundin, dann führ dich gefälligst auch so auf!"
Er schien ehrlich verwirrt zu sein. „Ich habe eine Freundin? Seit wann?"
Perplex starrte ich ihn an. Es stimmte nicht?
„Du hast heute in der Eingangshalle verkündet, du seist vergeben." Ich kam nicht mehr mit.
„Ja, aber das heisst nicht, dass ich eine Freundin habe."
„Ehm, doch."
Vito schüttelte den Kopf und stand auf. Er trat zu mir und schaute mich aus seinen blauen Augen an. „Ich habe mich vergeben, was nicht heisst, dass sie mich auch will."
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Bis zum letzten Akkord
Ficção AdolescenteFortsetzung zu "Mein Lied für dich". Wenn Welten zerbrechen. Wenn man sich selbst zerstört. Wenn man alleine nicht mehr kann. Wenn man nicht mehr weiter weiss... Dann gibt es nur eins: sich zusammentun. Aber was, wenn die Person, die dir das Schicks...