Kapitel 13 - Sturmfrisur gegen Boxershorts

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Zwei Wochen musste ich im Spital bleiben. Ich hatte ein Schädelhirntrauma, welches glücklicherweise nicht allzu schlimm ausgefallen war. Die Ärzte sagten, ich hätte verdammt Schwein gehabt, dass ich keine bleibenden Schäden davon tragen würde. Ich sah das auch so.

Müri und Aiden waren fast jeden Tag bei mir. Ein paar Mal waren auch Dalia und Vince gekommen. Sie waren wieder zusammen und dieses Mal schien es sogar wirklich zu funktionieren. Vielleicht brachten sie die On-Off-Beziehung endlich einmal dauerhaft in den On-Modus. Es würde ihnen gut tun. Uns allen.

Chris schaute wie Müri praktisch jeden Tag vorbei. Er hatte mir viel erzählt und mich aufgeheitert. Ich wusste nun fast alles über Jacky. Auch wenn ich sie nicht persönlich gekannt hatte, fühlte es sich so an.

„Ihr habt einiges gemeinsam", meinte Chris einmal, als er neben meinem Bett sass. Ich lachte. „Wir vergöttern beide Mangoeis."

Er stimmte in mein Lachen ein. „Ja, aber nicht nur das", meinte er dann. „So wie ich das von Vito gehört habe, bist auch du recht schlagfertig und frech." Er zwinkerte mir zu. „Jacky hat mich auch oft aufgezogen, aber das war auch ein Grund, wieso ich sie geliebt habe. Sie hatte dabei immer ihr süsses Lachen im Gesicht." Er schien kurz zu überlegen. „Ach ja, und auf euch beide steht ein Da Costa. Wie der Vater so der Sohn, vermute ich."

Ich verschluckte mich an dem Wasser, das ich gerade hatte trinken wollen, und hustete heftig.

„Wohl kaum", brachte ich noch immer hustend hervor. Chris lächelte. „Du unterschätzt ihn."

Genau in dem Moment klopfte es an der Tür. Wer eintrat? Ein Mann mit dunklen Haaren und eisblauen Augen. Vater und Sohn sahen sich kurz überrascht an, dann erhob sich Chris.

„Ich gehe dann mal und lasse euch beide alleine", sagte er und zwinkerte mir zu. Eigentlich wäre es mir lieber gewesen, er wäre geblieben, aber da hatte er das Zimmer schon verlassen. Vito stand etwas unschlüssig da und sah sich um. Und da trafen sich unsere Blicke. Er schien wirklich besorgt um mich zu sein.

„Willst du dich setzen?", fragte ich ihn irgendwann und deutete auf den Stuhl, wo Chris gesessen hatte. Er nickte nur und kam um das Bett herum, setze sich in den unbequem aussehenden Stuhl.

„Was tust du hier?", fragte ich ihn dann. Ich war wirklich überrascht über sein plötzliches Auftauchen. Ich war schon knapp eineinhalb Wochen im Spital und hatte absolut nicht damit gerechnet, dass Vito mich besuchen würde.

Er drehte sein Lederarmband um sein Handgelenk und hatte den Blick gesenkt. „Ich wollte nur sicher gehen, dass es dir besser geht", antwortete er und hob den Kopf.

„Hat dir dein Vater nichts erzählt?"

„Doch und genau darum bin ich hier."

Ich runzelte die Stirn. Das ergab keinen Sinn. Was laberte er da?

„Du warst tot, Noe", sagte er und gestikulierte dabei angeregt.

„Das war vor über einer Woche", bemerkte ich trocken.

Vito seufzte. „Ich brauchte erst etwas Zeit. Das kannst du sicher verstehen."

Ich schüttelte den Kopf. Das konnte ich ganz ehrlich nicht verstehen. Wieso brauchte er Zeit?

Wieder schaute er auf seine Hände. „Ich habe nicht mitbekommen, wie mein Dad dich gerettet hat. Ich war mit meinen Kumpels im Ausgang. Am nächsten Tag habe ich Dad auch nicht gesehen und am Abend wurde ich dann versetzt. Als ich es schliesslich erfahren habe, war ich geschockt. Immerhin warst du das einzige Mädchen, mit dem ich reden konnte."

Bis zum letzten AkkordWo Geschichten leben. Entdecke jetzt