10* A dream becomes real

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Das Blau in den Augen des gefallen Engels war geschwunden, als ihm die Gnade genommen wurde, doch Dean schenkte seinen momentan gräulichen Augen wieder das saphirblaue Licht, welches der Jäger so liebte. An diesem Tag saß Dean alleine auf seinem Bett und las in seinem Buch. Das Buch hatte ihm einmal Sam geschenkt. Es war Jahre her, doch er hatte Sam damals versprochen es eines Tages zu lesen und dieser Tag sollte heute sein, wenn es nach Dean ging, doch sein bester Freund brachte ihn von seinem Plan ab.

Nachdem Dean die ersten fünf Seiten gelesen hatte, klopfte es ohne Vorwarnung an die Tür, die sich im nächsten Moment auch schon öffnete. „Dean?", erklang die tiefe Stimme von Cas im Raum, die den Jäger sogleich zum Aufblicken brachte. Egal ob Mensch oder paranormales Wesen, er ist und blieb sein Engel. „Was ist, Cas?"

„Wollen wir uns einen Film anschauen?", fragte Cas wie ein kleines Kind, dessen Augen glitzerten, als Dean zustimmend nickte. „Welchen?" „Ich dachte da an einen ganz speziellen", kicherte er und zog eine DVD-Hülle hinter seinem Rücken hervor. „Dein Ernst?" stöhnte Dean genervt, aber dennoch nahm er sie ihm ab und schob die DVD in den DVD-Player.

„Warum unbedingt Twilight?", warf Dean im Vorspann Cas an den Kopf. „Warum nicht?", meinte Cas und grinste den Jäger breit an. Zusammen lagen sie nun nebeneinander auf Deans Bett und starrten den Fernseher an. Obwohl Dean den Film noch nie gesehen hatte, wusste er im Innersten bereits, dass er schlecht war. Zu mindestens hoffte er das. Cas schnappte sich die Fernbedienung und ein Kissen, welches er umklammerte, und drückte auf Start. Dean war gespannt...

„Wie kann man nur so dumm sein?", beschimpfte Cas Bella, die im Moment gerade in die Falle von James tappte. Dean lachte belustigt über das Verhalten von Cas. Seitdem Cas ein Mensch war, steigerte sich dieser zu sehr in fiktionale Dinge hinein. Als Bella dann auch noch von James gebissen wurde, glaubte Dean eine kleine Träne von Cas zu sehen und tatsächlich: Er weinte. Wegen Twilight. „Cas, meinst du nicht, dass du den Film zu ernst nimmst?", lachte Dean und sah den Engel fragend an. Sofort schnellte dessen Kopf zu Dean. „Ich empfinde nun mal Empathie, Dean", fauchte Cas und kehrte in den Zustand der seelischen Verwundbarkeit zurück. „Was auch immer, ich hol' mir was zum Trinken. Soll ich dir was mitbringen?"

„Pscht", zischte Castiel und scheuchte Dean aus dem Bild. Diesen konnte man noch lange Lachen hören. In der Küche angekommen, traf er auf Sam. „Hey, Sammy", lächelte Dean seinen Bruder an und schnappte sich ein Bier aus dem Kühlschrank. „Hey, eine Frage: Was treibst du mit Cas in deinem Zimmer?" „Twilight", antwortete Dean knapp. „Twilight?", Sam lachte, „Cas legt sich den Film sicher viel zu sehr ans Herz. So wie der dich anfaucht." „Kannst du laut sagen. Gute Nacht, Sammy. Ich geh zurück zu unserem kleinen Verrückten", meinte Dean und verließ die Küche.

Angekommen in seinem Zimmer fand er Cas total aufgelöst vor. „Dean, schieb bitte die zweite DVD ein. Bitte!", bettelte der gefallene Engel mit roten, geschwollenen Augen. „Jaja", murmelte Dean und tat was Cas von ihm wollte. Als der nächsten Teil der Twilight-Saga anfing, seufzte Cas glücklich und befahl Dean sich neben ihn zu legen. Ohne Murren gehorchte er dem Engel mit getrockneten Tränen im Gesicht. Das Flennen des Engels wurde mit dem zweiten Film nicht wirklich besser. Seine Gefühle drehten mit ihm durch. Dean lachte ab und zu über Cas, aber manchmal machte er sich ernsthafte Sorgen. Er war schlimmer als eine schwangere Frau auf Drogen. Am Ende des zweiten Teils flossen noch mehr Tränen über die Wangen des Engels, falls das überhaupt möglich war.

Als Dean dann auch noch den dritten Teil auf Befehlen Cas' anfing, merkte der Jäger schon, dass Cas langsam müde wurde, doch dieser bestritt diesen Vorwurf. „Cas, Menschen müssen schlafen", murrte Dean Cas an. Er selbst war auch nicht mehr hellwach. Das Letzte was er vernahm, als er einschlief, war ein leises Fauchen von seinem Engel, welches dem Ende des dritten Teiles galt.

„Dean, die nä-" Erst als Cas seinen Blick vom Fernseher abwand und zu Dean sah, merkte er, dass dieser eingeschlafen war. „Dann schau ich eben alleine weiter", murmelte er und begann auch noch den nächsten Teil, doch er hielt nicht mehr durch. Mitten im Geschehen schlief Cas neben Dean vor Müdigkeit ein. So lagen sie still und friedlich nebeneinander im Bett und schliefen. Nur dumm für Dean, dass Cas kein ruhiger Schläfer war...

Am nächsten Morgen war Sam der erste, der auf den Beinen war. Natürlich war das erste, was er tat, nach Dean zu schauen. Seit längerem gehörte dies ohne Deans Wissen zu Sams morgendlicher Routine. Doch als Sam in Deans Zimmer stand, traute er seinen Augen nicht. Cas war an Dean gekuschelt und umschlang ihn mit seinen Armen, als wäre es für ihn lebenswichtig nicht loszulassen. Außerdem lag er mit der Hälfte seines Körpers auf Dean. Aber das war nicht nur so: Auch Dean hatte seine Arme beschützend um Cas gelegt und schlief friedlich mit einem zarten Lächeln auf den Lippen. Sam hatte in seinem ganzen Leben noch nichts Süßeres oder Schwuleres gesehen. Sofort rannte er so leise er konnte wie vom Blitz getroffen los und holte sein Handy. Keine Minute später war das Erinnerungsfoto auch schon geschossen.

Teuflisch grinste Sam vor sich hin, als er das Zimmer verließ und Richtung Küche ging. Gute zwei Stunden später war es dann soweit: Dean erwachte und als er bemerkte, dass Cas halb auf ihm lag, wusste er nicht so recht was er davon halten und was er jetzt tun sollte. Vorsichtig versuchte er den gefallenen Engel aufzuwecken, doch Cas hielt ihn bald davon ab, als er plötzlich anfing Sätze zu murmeln. „Nein, bitte verlass mich nicht. Nein", Dean hielt seinen Atem an, als diese Worte den Mund von Cas verließen, „Bitte, Dean. Verlass mich nicht so wie Edward Bella verlassen hat." Dean wurde kreidebleich. Edward und Bella liebten sich doch und waren ein Paar, aber Dean und Cas...

Dean und Cas waren Buddys. Freunde fürs Leben, auch wenn Dean sich eingestehen musste, dass er für Cas so etwas Ähnliches wie Liebe empfand. Vielleicht war es sogar Liebe, aber daran verschwendete er keine Gedanken.

Aber Castiels Worte waren noch nicht zu Ende: „Dean, bitte." Tränen sammelten sich in den Augenwinkel des Engels. „Dean, bitte. Ich habe alles für dich aufgegeben. Alles habe ich hinter mir gelassen. Alles habe ich für dich getan. Alles auf dieser Welt würde ich für dich opfern. Dean. Ich liebe dich." Augenblicklich umklammerte Cas Dean stärker und verzweifelt. Er hatte zwar nur die Hälfte der Worte verstanden, doch das „Ich liebe dich" konnte er ohne Probleme glasklar vernehmen. Dean musste ihn jetzt aufwecken, nicht nur weil er keine Luft mehr bekam, sondern auch weil ihm die ganze Situation langsam unangenehm wurde.

Es gelang ihm nach einigen gescheiterten Versuchen Cas erfolgreich aus seinem Albtraum zu reißen. „Cas", seufzte er erleichtert, „Cas, bist du okay?" Verschlafen und leicht verschwitzt bewegte er seinen Kopf. Als er zu Dean aufsah hatte er seine Augen zugekniffen und lockerte seine Arme. „Ich denke schon", erklang Cas' Stimme, die in der Früh eine rauchigere Note hatte als sonst. Erst einige Sekunden später realisierte der ehemalige Engel, wo und vor allem wie er auf Dean lag. „Es, es tut mir leid, Dean", meinte dieser sofort und richtete sich sofort auf.

Dean sagte nichts, sondern starrte auf das verdrehte Shirt von Castiel. „Ich werde... ja." Cas gestikulierte mit seinen Armen, das er nun ging, doch das wollte Dean eigentlich nicht. „Cas", rief er den Engel zurück, als dieser kurz davor war, die Tür zu öffnen. Langsam drehte sich dieser um und schaute Dean fragend an. „Ich... ich schätze ich liebe dich auch."

Castiels Augen begannen zu leuchten und gleich darauf trug er ein breit grinsendes Lachen auf den Lippen. Sein Ausdruck hatte etwas Erleichterndes an sich. „Ich weiß", murmelte Cas und ging wieder zurück zum Bett. Nun war Dean komplett verwirrt. „Wie du weißt es?", fragte er ratlos.

„Als ich noch ein Engel war, konnte ich deine Gedanken lesen, was ich auch gelegentlich tat. Ich habe damals einiges gesehen, was mich zum Nachdenken über meine Gefühle zu dir angeregt hat. Damals habe ich gesehen, dass du mich liebst, doch ich war mir nie hundertprozentig sicher, solang du es mir nicht gesagt oder gezeigt hast", erklärte der von Glück erfüllte Engel dem leicht verdutzten Jäger. „Du hast es die ganze Zeit gewusst und hast nicht gesagt, obwohl du schon immer meine Gefühle erwidert hast?"

Etwas beschämt nickte er, da er einen zornigen Unterton aus Deans Stimme identifizieren konnte. „Es tut mir-" Cas stoppte abrupt, als Dean ihn packte, um ihn zu sich zu ziehen und stürmisch seine Lippen auf die von Cas' presste. Einen besseren Morgen hätte es für die beiden nicht geben können.

Destiel 4 life (One Shots)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt