4* Too precious for this world Pt. 1

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Das laute Brummen des Motors des Impalas erfüllte die Garage des Bunkers. Gleich darauf konnte das Klacken zweier Autotüren vernommen werden. Ein blutbespritzter Dean kam hinter der Fahrerseitentür hervor, auf der Beifahrerseite stieg sein Bruder Sam aus Deans Gefährt. Beide schwiegen, während der Ältere der Winchesterbrüder die Garage und sein Baby verschloss.

Sam ging bereits in Richtung seines Zimmers, keine Minute später konnte man das leise Prasseln des Wassers, welches aus dem Duschkopf kam, hören. Dean wollte es seinem Bruder gleichtun, warf davor aber noch einen Blick in die Bibliothek ihres Zuhauses. Was -oder besser gesagt- wen er sah, erstaunte ihn und brachte ihn zum Grinsen.

Sein schlafender Engel, welcher durch seine Fehler menschlich geworden war, lag sanft schnarchend mit dem Kopf auf einem offenen Buch. Er schlich zu ihm hin und zog ihm vorsichtig das Buch unter seinem Kopf weg. Ein Blick reichte ihm, um es wieder wegzulegen. Wie zum Teufel hatte Cas die Supernatural Bücher gefunden? Am schlimmsten war für Dean wohl, dass der Engel schon mehr als nur ein Buch gelesen hat, denn das, welches nun am Tisch lag, war nicht der erste Fall an dem Sam und er wieder zusammen gearbeitet haben.

Die Frau in Weiß. Er kann sich noch gut daran erinnern. Wenige Fälle später kam er mit einem Dämon in Kontakt. Diesen Fall wird er nie vergessen. Als Dämonen noch eine große Sache waren und er noch in ein Flugzeug gestiegen ist. Auch noch heute verabscheute er das Fliegen.

Dean schüttelte jegliche Erinnerungen oder Gedanken von sich und widmete sich wieder Castiel. Er konnte ihn doch nicht so weiter schlafen lassen, aber aufwecken wollte er ihn ebenfalls nicht. Der Jäger überlegte, bis er kurz darauf Cas Huckepack in eines der vielen freien Zimmer trug und vorsichtig am Bett ablegte. Dean betrachtete den zum Menschen gewordenen Engel noch kurz, bevor er beschloss selbst schlafen zu gehen.

Doch kurz bevor er das Zimmer, in dem Cas schlief, verlassen konnte, murmelte Castiel etwas im Schlaf. Zuerst konnte er das Gesagte akustisch nicht verstehen, aber als er wieder nah am Bett stand, vernahm er seinen Namen. „Dean... bitte. Bitte nicht", hörte er Cas wiederholt sagen. Der ältere Winchester war sich unsicher, was er jetzt tun sollte, doch als die Stimme des Engels immer mehr zu einem Schluchzen überging, weckte der grünäugige Mann den Blauäugigen auf – Dieser zuckte zusammen und riss die Augen auf.

„Dean!", rief er mit erhellter Stimme und zog seinen Schützling in eine stürmische und kräftige Umarmung. Dean war etwas überrumpelt, legte dann aber seine Arme ebenfalls um den Engel. Als sich der Jäger vom Engel im Trenchcoat löste, fragte er ihn: „Cas, was hast du geträumt? Du hast meinen Namen erwähnt."

Die Wangen von Cas' wurden mit einem zarten Rotton gefärbt. „Ich... erm...", der Engel räusperte sich nervös und beschritt einen erneuten Versuch, „Ich habe geträumt, dass ich und Sam in der Hölle sind. Du kommst, um Sam zu retten und lässt mich zurück. Ohne Grund, einfach so. Deine Begründung war, dass ich nicht mehr gut genug bin und dass ich für meine Taten büßen müsse."

„Cas." Deans Stimme klang himmlisch in den Ohren des Engels. Vollkommen, Sanft, Tief und Beruhigend. Cas liebte es, wenn Dean seinen Namen mit so viel Gefühl und Zuneigung aussprach. „Ich schwöre dir, egal was für Fehler du machst, ich weiß, dass deine Absichten nie etwas anderes als gut waren und sind. Du bist mein Freund und ich werde immer kommen, um dich zu retten."

Castiels Augen wurden feucht. Bald darauf entwischte die erste Träne aus seinen bläulichen Augen. „Dean", wisperte der Engel verwundert, „Wieso weine ich? Ich bin nicht traurig oder habe Schmerzen." Auf Deans Lippen bildete sich ein schwaches Lächeln. „Manchmal, wenn Menschen gerührt oder froh sind, weinen sie vor Freude", erklärte der Jäger dem verwirrten Cas. Dieser wischte sich mit dem Handrücken die Tränen aus dem Gesicht und sah Dean mit großen Augen an.

„Jetzt, da ich ebenfalls ein Geschöpf des Werkes meines Vaters bin, erfahre ich erst, wie kompliziert und unlogisch Gott euch schuf. Alleine Dinge zu fühlen, die ich mir davor nicht einmal vorstellen konnte, erfüllt mein einst starres Herz mit wohlgesonnenen Gefühlen." Die Wortwahl des Engels ließ Dean das eine oder andere Mal verdutzen, aber das war gerade nebensächlich. Deans Herz, welches bei Cas immer schneller schlug, welches Castiel sofort umschlossen hatte, als Dean ihn mit einem Messer angriff, genau dieses raste im Augenblick.

„Das ist sehr gut.", meinte Dean, „Denke ich." Der Jäger legte eine Pause ein, um Luft zu holen. „Auf jeden Fall solltest du jetzt wieder schlafen gehen." Cas nickte langsam und ließ sich zurück unter die Bettdecke gleiten. „Dean, könntest du vielleicht noch etwas länger brauchen? Ich bräuchte jemanden, der meine bösen Träume vertreibt", murmelte der Engel schlaftrunken. „Cas..."

„Bitte."

Dean stöhnte kurz, setzte sich dann aber doch an die Bettkante. Sie redeten noch ein paar Minuten, bis sich Castiel von Dean wegdrehte und sich längere Pausen zwischen seinen Sätzen einbauten. Irgendwann verstummte er komplett. Das Zeichen für Dean, dass Castiel nun im süßen und farbenfrohen Land der Träume war. Vorsichtig stand der Mann mit den grünsten Augen auf und ging auf leisen Sohlen Richtung Tür. Plötzlich sprach der Engel im Schlaf: „Danke, Dean. Ich wusste, dass du mich nicht im Stich lassen würdest. Ich liebe dich."

Der ältere Winchester riss seine Augen kurzzeitig geschockt auf und sah etwas verdutzt zu dem schlafenden Engel. Er liebte ihn auch?

Mit einem wohligen Gefühl in seiner Brust und einem breiten Grinsen im Gesicht verließ Dean Castiels Zimmer nun endgültig für diese Nacht.

Destiel 4 life (One Shots)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt