19* AU Lonely father

270 22 5
                                    

„Papa, hast du Bobby gesehen?"

„Nein, tut mir leid. Aber vielleicht schaust du mal oben in der Kammer nach."

„Mach ich!", rief Kevin erfreut und lief die Treppen hoch.

Sein Vater seufzte mit einem zarten Lächeln auf den Lippen. Nach dem Tod seiner Ehefrau Lisa waren der 13-jährige Bobby und der 6-jährige Kevin alles was er noch hatte. Der Mann in seinen besten Jahren wurde von der Türglocke aus seinen Gedanken geholt und zum Aufstehen gezwungen. Als er sah wer vor der Tür stand, erhellte sich seine Miene. „Castiel, pünktlich wie immer", meinte dieser. Grinsend überreichte ihm der Pizzabote die zwei Pizzen. „Sie kennen mich doch, Mister Winchester", meinte er und sah auf seinen Bestellzettel, „Das wären dann 13,90 €."

Dean drückte Cas 15 Euro in die Hand, nahm ihm die Pizzakartons ab und wollte sich gerade verabschieden, als Kevin plötzlich hinter ihm auftauchte. „Castiel!", kreischte er vor Freude und umklammerte das Bein des etwas überraschten jungen Mannes. „Hey, Kevin." Er strich dem kleinen Buben über den Rücken. "Willst du zum Essen nicht bleiben? Du bringst uns das Essen, aber selbst isst du nie etwas!" Kevins Vater lachte und nickte Castiel zu. Mit einem etwas traurigem Gesichtsausdruck sah der Pizzalieferant hinunter zu Kevin. „Ich würde wirklich gerne bleiben, aber ich habe noch Bestellungen auszutragen. Aber wenn dein Vater nichts dagegen hat, komme ich später noch einmal." Aufmunternd suchte er in Kevins grasgrünen Augen nach seiner Antwort, doch diese funkelten bloß, genauso wie die von seinem Vater. „Ja Papa! Bitte, bitte, sag ja!", schrie Kevin aufgeregt. Obwohl Dean seinen Kopf schüttelte und eigentlich nicht davon begeistert war, erfüllte er seinem Sohn diesen Wunsch. „In Ordnung. Aber jetzt lass Castiel wieder gehen, sonst musst du nur länger warten bis er wiederkommt", murmelte Dean und nahm Kevin bei der Hand. Die beiden verabschiedeten sich und gingen in die Küche. „Hast du Bobby schon gefunden?" Wie auf Kommando öffnete sich eine Schranktür. „Ist die Pizza schon da?"

Eineinhalb Stunden später war nur mehr ein Stück Pizza da. Dean war gerade mit dem Abwasch beschäftigt, als Bobby in die Küche flitzte und das letzte Stück klaute. „Hey, junger Mann!", ermahnte ihn sein Vater, „das Stück gehört deinem Bruder." „Und?" Genüsslich biss er in das Pizzastück. „Du weißt wie sehr er sich aufregt, Robert." Wenn Dean seinen ältesten Sohn Robert nannte, wusste jeder, dass der Spaß vorbei war. „Ich kauf ihm ein Neues", meinte dieser lustlos, zuckte mit den Schultern und verließ die Küche. Keine Sekunde später konnte der Vater Kevin nach ihm schreien hören. Sogleich darauf stand er mit Tränen in den Augen in der Küche. Dean legte alles beiseite und nahm Kevin auf den Arm. „Er hat mein Pizzastück gegessen und er... er... er hat mich provoziert", stammelte er schluchzend. Vorsichtig wischte Dean seinem Sohn eine Träne von der Wange. „Er kauft dir ein Neues, das hat er mir versprochen. Wenn er das nicht tut, kommst du sofort zu mir und ich rede mit ihm. Verstanden?", flüsterte Dean beruhigend, worauf sein Sohn nickte und seine Arme um Deans Hals legte. Kevin schloss seine Augen. Dean lächelte und konnte sehen wie Kevin in seinen Armen einschlief. Plötzlich klopfte es an der Tür. Als Dean öffnete, stand Castiel davor. „Hey, komm rein", wisperte Dean und schloss die Tür hinter ihm. „Soll ich wieder gehen?", fragte Castiel und sah dabei auf den schlafenden Kevin. „Nein, ist schon okay. Ich bring ihn nur schnell zu Bett. Mach es dir in der Zwischenzeit gemütlich", hauchte Dean und verschwand mit Kevin am Arm. Castiel ergriff die Möglichkeit und sah sich um. Bei einer Kommode blieb er stehen und nahm ein Foto in einem Rahmen in die Hand. Es bildete eine in Castiels Augen wunderschöne Frau mit zwei Kinder ab, welche er als Bobby und Kevin identifizierte. Der Mann an der Seite der Frau war eindeutig Dean. Als er Schritte die Treppe runterkommen hören konnte, stellte er schnell das Bild zurück und drehte sich um. „Möchtest du etwas zum Trinken haben?" „Ein Bier, wenn Sie eines ein gekühlt haben." „Kommt sofort.", sagte Dean und fügte hinzu, „Und bitte nenn mich Dean." Castiel nickte und setzte sich auf die Couch.

„Ich wusste gar nicht, dass du verheiratet bist", meinte Castiel, als Dean mit zwei Bierflaschen in der Hand auf ihn zukam. Deans Blick schweifte zum Foto, dann zum Boden, dann zu Castiel. Dessen reinen blauen Augen schienen direkt in seine Seele blicken zu können. „Ich war einmal verheiratet. Meine Frau, Lisa, starb vor drei Jahren", erzählte Dean und überreichte die kühle Flasche. „Das wusste ich nicht, tut mir leid."

„Ist schon okay. Du konntest es ja nicht wissen", seufzte Dean, „Wie auch immer. Danke, dass du ab und zu mal nach meinen beiden Jungs schaust. Ich kann mir keinen Babysitter leisten und Kevin vertraue ich Bobby noch nicht an." „Das mache ich doch gerne. Kevin wächst einem schnell ans Herz." „Kevin mag dich auch. Sehr sogar", lachte Dean und trank einen Schluck von seinem Bier. „Hattest du bereits eine Beziehung nach deiner Frau?", fragte Cas ohne nachzudenken. Dean runzelte die Stirn, worauf Cas etwas beschämt meinte: „Tut mir leid, du musst nicht-" Aber Dean unterbrach ihn. „Ist schon okay", winkte Dean ab, „Nein, hatte ich nicht. Ich habe es zwar versucht, aber es ging nur ein paar Tage." Cas nickte und sah verlegen zu Boden. Was war bloß los mit ihm?

„Wie sieht es mit dir aus?"

„Schau mich an, Dean. Ich habe nichts zu bieten", lachte Castiel seine Unsicherheit davon. „Das stimmt doch nicht. Du bist nicht gerade hässlich und dumm bist du auch nicht. Du kannst gut mit Kindern und bist immer pünktlich, Cas", versuchte Dean Castiel davon zu überzeugen sich selbst zu schätzen. „Cas?" „Ähm...Ich weiß auch nicht. Stört es dich, wenn ich dich so nenne?" „Nein, überhaupt nicht", grinste Cas erheitert. Noch nie zuvor gab ihm jemanden einen Spitznamen, lag vielleicht daran, dass er kaum Freunde besaß. „Auf jeden Fall wirst du irgendwann auch eine Frau finden, die dich so nimmt, wie du bist, so wie Lisa mich genommen hat." „Einen Mann." „Was?"

„Ich bin homosexuell. Ich steh auf Männer", flüsterte Cas und fürchtete sich vor Deans Reaktion. Dieser grinste und schlug ihm freundschaftlich auf den Rücken. „Du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen. Glaubst du etwa, ich würde dich verurteilen?" Cas nickte irritiert. „Keine Angst, Mann. Ich bin selbst nicht zu 100% hetero." Verwirrt legte Deans Gegenüber den Kopf schief und kniff die Augen zusammen. „Ich bin bisexuell." Erleichtert atmete Castiel aus und trank die halbe Flasche leer. „Gut zu wissen", meinte dieser darauf atemlos, worauf sich Dean sein Lachen verkneifen musste.

Fünf Bierflaschen später sah Dean nur mehr verschwommen und Cas lallte bloß nur noch vor sich hin. „Isch will ehrlisch mit dir sein, Dean", hickste er und kicherte. Dean versuchte konzentriert zuzuhören, doch dann packte Castiel das Gesicht des Vaters und kam ihm gefährlich nahe. Hitze schoss in Deans Wangen. „Algohol läscht misch immer di Wahrheit sagen." „Cas, was willst du denn sagen?", flüsterte Dean, da Castiels Gesicht nur mehr wenige Zentimeter von seinem entfernt war. „Isch mag disch. Sehr." Auf einmal musste Cas erneut kichern, doch gleich danach fing er sich wieder und starrte Dean mit starrem Blick in die Augen. Dean erstarrte und blickte einfach nur zurück. Aber das änderte sich, als Cas seinen Griff lockerte und stattdessen seine Handflächen auf Deans Wangen legte, welche nur so glühte. Schließlich schloss Cas den minimalen Abstand zwischen den Lippen der beiden Männer und ließ seinen so langen unterdrückten Gefühlen freien Lauf. Aber Dean ging es nicht anders. Auch er hatte im Laufe der Zeit den Pizzaboten zu schätzen und lieben gelernt. Doch konnte er seinen Jungs eine Beziehung mit einem Mann zumuten?

Anstatt weiterhin Zweifel zu entwickeln, legte er seine Hände auf die Hüfte von Cas. Mit etwas Geschick schaffte er es Castiel in eine liegende Position zu befördern ohne dabei von seinen Lippen ablassen zu müssen. Dean stützte sich mit einem Arm ab, damit nicht sein ganzes Gewicht auf dem etwas kleineren Mann lag und mit der anderen Hand fuhr Dean ihm durch seine wuscheligen Haare. Nach einigen weiteren Augenblicken löste sich Dean. „Was sagen meine Jungs wohl dazu?", lächelte Dean verlegen und senkte seinen Blick, da er errötete. Cas, welcher plötzlich wieder glasklar im Geist zu scheinen vermag, hob Deans Kinn an und küsste ihn erneut. Dean seufzte und grinste. „Ich liebe dich", hauchte er und vergrub seinen Kopf im Nacken von Cas. „Ich liebe dich auch."


Destiel 4 life (One Shots)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt