24* The Roadhouse

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„Und nicht vergessen, heute Nacht bist du kein Engel, du bist ein Jäger, so wie jeder andere in dieser Bar", versuchte Dean seinem Engel einzuprägen. Dieser bestätigte mit einem schwachen Nicken und folgte den Brüdern unauffällig. Die Tür schwang mit einem großen Bogen auf und die drei betraten das neue Roadhouse. „Dean!", eine glückliche Jo kam angetanzt, „Schön, dass ihr drei es geschafft habt. Fühlt euch wie zuhause." Gerade, als Dean antworten wollte, lief Jo schon wieder davon. Sie wirkte etwas gestresst, aber dennoch wunschlos glücklich.

Es dauerte nicht lange, da saß Dean mit Cas zwischen unzähligen Jägern bei der Bar und trank sein Bier, während Sam neben ihnen saß und sich mit Ellen unterhielt. Jo kam ein weiteres Mal vorbei. „Gefällt euch unsere neue Bar?" Dean drehte sich um und setzte sofort ein Lächeln auf, als er sah, dass ihn Jo angrinste. „Es ist wirklich sehr schön", meinte Cas und Dean stimmte ihm zu. Leider blieb das Gespräch kurz, da Jo von ihrer Mutter zu anderen Gästen geschickt wurde. „Ellen, meinst du nicht, dass Jo sich eine Pause verdient hat?", fragte Dean und unterbrach somit Sams und Ellens Unterhaltung. „Heute nicht. Wir können uns keine Pause leisten. Jäger trinken und trinken und trinken. Sieh dich an, Dean. Das ist jetzt dein drittes Bier und du sitzt erst knapp fünfzehn Minuten hier und trotzdem bist du gegen die meisten anderen noch harmlos." „Warte, das ist meine dritte Flasche?" „Du hast nicht mitbekommen, dass ich dir deine leere Bierflasche immer mit einer neuen ersetzt habe", antwortete Ellen. „Oh." Dean kratzte sich verlegen am Hinterkopf. „Danke, Ellen." „Keine Ursache." Somit wandte sich Ellen wieder Sam zu und setzte ihr Gespräch fort. Dean widmete sich nun Castiel zu. Es fiel ihm bis jetzt nicht auf, aber Cas schien nervös. Der Gesichtsausdruck war ähnlich dem, den er damals ihm Stripclub hatte. Der Jäger begann sich Sorgen zu machen.

„Cas, alles gut?" Der Winchester legte eine Hand auf die Schulter des Engels, als er ihm nicht antwortete. Der Engel starrte gedankenverloren auf den Boden und schreckte auf, als Dean ihn berührte. „Ja", würgte er hervor, „Alles gut." Seine Stimme zitterte leicht. Der Winchester durchschaute die Lüge sofort. „Was ist los, Cas?" „Es sind nur die Jäger. Was, wenn mich einer entlarvt? Ich will den Abend nicht versauen." „Cas, es wird schon nichts passieren. Das lass ich nicht zu. Außerdem sind die alle schon viel zu besoffen, um ihre Instinkte irgendwie noch richtig einzusetzen." Castiel nickte, um Dean zu signalisieren, dass er verstanden hatte, doch besser fühlte er sich nicht.

Es vergingen einige Stunden und Dean trank unbewusst immer mehr und mehr. Langsam fühlte sich sein Kopf schwerer an, seine Sicht kam ihm verschwommen vor, sein Gleichgewichtssinn war beeinträchtigt. „Cas, ich gehe kurz an die frische Luft", meinte er leicht lallend und verschwand durch die Eingangstür. Die kühle, feuchte Nachtluft kam wie eine Welle über den Jäger. Er entspannte seine angespannten Schultern und sah hinauf zum Mond. Dieser beruhigte den Jäger, worauf dieser die Augen schloss und tief einatmete. Benommen schlenderte dieser dann zu einer Bank und holte seine Pistole heraus, die er hinter seinem Rücken versteckt hatte, unter seinem Hemd und seiner Jacke. Dean entnahm das Magazin und checkte seine Munition. „Fünf Kugeln", murmelte er und steckte sie zurück in ihr Versteck. Ellen hatte Waffenverbot für diesen Abend ausgesprochen, aber man konnte ja nie wissen. In letzter Sekunde hatte Dean sich seine mitgenommen und jetzt versicherte er sich nur, ob er sich damit überhaupt noch verteidigen konnte.

In dem Moment, in dem er seine Waffe verstaut hatte, hörte er eine vertraute Stimme seinen Namen rufen. „Dean?" Es dauerte nicht lange, da entdeckte Cas den Jäger und schritt auf diesen zu. „Cas, hey." Der Engel schaffte es immer wieder Dean zum Lächeln zu bringen. Der glimmernde Mondschein ließ Castiels Gesicht schöner erscheinen für Dean, welcher seine Liebe zu dem übernatürlichen Geschöpf abstritt. „Was hat dich so lange hier draußen gehalten?"

Deine Nähe. Dein Lächeln. Deine Unsicherheit, die mich immer wieder zum Grinsen bringt. Meine Lippen und mein Herz.

„Der Alkohol und die vielen Menschen. Ich brauchte einfach einen stillen Moment für mich", log Dean und verfluchte seine Gedanken & Gefühle. „Verstehe", murmelte Castiel und tat es Dean gleich, indem er seinen Blick Richtung Himmel richtete. „Die Sterne funkeln schon seit tausenden Jahren breit, aber damals sah man sie greller brennen", flüsterte Cas vor sich hin und hoffte, dass Dean ihn gehört hatte. „Du musst es ja wissen", lächelte Dean und widmete seine Aufmerksamkeit den zwei glitzernden Ozeanen in Castiels Augen. „Dean." Ein leises 'Mhm' kam bloß von seinen Lippen. Der Jäger bemerkte nicht, wie sehr er Cas fokussiert hatte, auch nicht, als die zwei blauen Saphire in seine Smaragde zurückstarrten. „Dean." Castiels Stimme klang weich und wenn der Engel Deans Namen aussprach, wusste er, dass er dort sicher war. Sein Engel würde seinen Namen nie missbrauchen. Manchmal fragte er sich, warum Cas seinen Namen mit so viel Leidenschaft und Zuwendung aussprach.

Erst als sich Dean langsam nach vorne beugte, merkte erst, was er gerade tat. Der Jäger wollte die Lippen seines Engels auf seinen spüren. Anscheinend hatte Cas nichts dagegen, da ihm kein Wort mehr über die Lippen huschte. Bevor Deans Kopf ihn wieder klar denken lassen konnte, nutzte sein Herz die Vernebelung des Alkohols aus und beschleunigte das Vorhaben seines Besitzers. Deans Hände fuhren zu Castiels Nacken und zogen den Engel regelrecht in den Kuss hinein. Cas wusste nicht recht was gerade passierte, als er Deans Zunge plötzlich über seine Lippen streichen spürte, aber komischerweise gefiel es ihm. Auch der Engel ließ nun seine Gedanken in der Ecke stehen und alleine seine Gefühle übernahmen nun die Kontrolle über seine Hülle. Castiels kräftige Hände legten sich auf die glühenden Wangen des Jägers, welcher darauf spürte, wie die Engelszunge mit seiner in Kontakt kam. Gänsehaut breitete sich auf Deans Haut aus, schneller als ein gelegtes Feuer. „Dean, bist du hier draußen?" Die plötzlich ertönende Stimme seines kleinen Bruders ließ den älteren Winchester erstarren und brachte Dean dazu genauso schnell von Cas abzulassen, wie er sich auf ihn eingelassen hat. Zusätzlich rutschte er etwas von dem Engel weg und versuchte seine geröteten Wangen zu verstecken.

Sam kam zu den beiden. „Hey, wo bleibt ihr denn? Ihr seid einfach so verschwunden." „Tut mir leid, Sammy. Ich habe Cas gesagt, dass ich frische Luft brauche und irgendwann wurde es ihm wohl auch zu voll. Wir hätten dir sagen sollen, dass wir kurz verschwinden." „Ist schon vergessen", grinste Sam, „Kommt ihr jetzt wieder rein oder bleibt ihr hier?" „Wir bleiben noch, Sam", beantwortete Castiel diesmal die Frage des jüngeren Winchester, worauf dieser die Schultern zuckte und die beiden wieder alleine ließ. Der Engel und der Jäger brauchten kein einziges Wort miteinander zu wechseln. Sobald Sam nicht mehr zu sehen war, machten sie dort weiter, wo sie aufgehört haben.


Destiel 4 life (One Shots)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt