2* Beaten Up

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Dean saß zusammen mit Sam in der Bibliothek des Bunkers und blätterte durch ein Buch, dass er in einem der vielen Regalen gefunden hatte. Die Zeit verstrich und Deans durchgeblätterter Bücherstapel wurde immer höher und größer.

Kurz nach Mitternacht verabschiedete sich der schlaftrunkene Sam von seinem größeren Bruder. Nun saß er alleine mit seinem fast leeren Whiskeyglas in der linken Hand in der Bibliothek. Er schlug das momentan offene Buch vor ihm zu und trank den letzten Schluck aus seinem Glas.

In dem Moment hörte er das einzige Geräusch, das er jetzt hören wollte. Castiels Flügelschlag. Sofort sprang er auf und drehte sich zu Cas. "Cas! Wo warst du die letzten Wochen? Sam und ich haben dich gerufen. Wir haben uns Sorgen gemacht", meinte Dean. Er wollte und sollte eigentlich sauer sein, dass Cas sich solange nicht gemeldet hat, was er jedoch nicht war. Dean war erleichtert, dass es Cas gut ging und dass er wieder da war. "Dean, wir müssen reden", sagte Cas ernst mit einem strengen Unterton. "Brauchst du Hilfe bei etwas?", fragte Dean verwirrt. "Nein, Dean, hör einfach nur zu."

"Castiel, sag ihm, dass er viele Fehler gemacht hat. Zu Viele. Sag ihm er hat zu viele Unschuldige getötet."

"Dean, du hast viele Fehler gemacht, viele Fehlentscheidungen getroffen. Zu Viele. Du hast zu viele Unschuldige am Gewissen", wiederholte Cas die weibliche Stimme. "Was zur Hölle Cas?!"

"Gut. Jetzt Sag ihm, dass du das nicht länger erduldest. Du bist lang genug untätig daneben gestanden und hast zugesehen", legte Naomi Cas die Worte in den Mund.

"Ich werde das nicht länger zulassen. Ich habe lange genug untätig zugeschaut und dich nicht aufgehalten, Dean", sprach Cas. In Deans Gesicht stand die pure Verwirrung.

"Jetzt sag Dean: Es tue dir leid, aber es ist für das Wohl der Welt. Für das Wohl der Engel."

"Es tut mir leid, Dean, aber ist ist für das Wohl aller, auch für das Wohl meiner. Für das Wohl der Engel."

"Und jetzt töte ihn", forderte Naomi ihn auf, "Setze dein Training gut ein."

Castiel führte seine Hand zu seinem Engelsschwert, doch kurz bevor er es ergriff, wurde ihm bewusst, was er hier eigentlich tat. Seine Augen blickten in Deans. Das Smaragdgrün seiner Augen, welches vorhin noch blass schimmerte, funkelte auf einmal wieder. Castiels Herz schlug schneller, worauf er seinen Blick von dem Jäger abwand. "Nein... nein", murmelte der einer Gehirnwäsche unterzogene Engel, "Nein, Naomi, ich kann das nicht." "Cas, wer ist Naomi? Cas!", fragte ihn Dean besorgt. Cas' Augen fanden wieder den Weg in Deans.

"Castiel! Tue sofort, was ich dir aufgetragen habe!", schrie Naomi ihn an.

Die Augen des älteren Winchesterbruders wurden für den Engel wieder blasser, alles wurde wieder trauriger. "Cas, Buddy? Sag mir bitte, dass es dir gut geht", flehte er Cas an, der inzwischen sein Engelsschwert fest umklammerte. Deans Augen weiteten sich, als er sah, was hinter seinem Trenchcoat hervorkam. "Cas, was wird das?" Mit bedrohlichen Schritten ging der Engel auf den ratlosen Jäger zu. Die Waffen! Wo waren sie?

Im Impala! Sie haben sie nach der letzten Jagd gleich im Auto gelassen. Fuck!

Cas stand nun direkt vor Dean.

"Töte ihn."

Doch Cas tat es nicht. Stattdessen schlug er Dean mitten ins Gesicht. Dieser stöhnte vor Schmerzen auf. Deans Kopf, der vom Schlag nach rechts ausgerichtet war, blickte nun wieder zu Cas. Deans Augen spiegelten seine Gefühle wieder. Ratlos. Schmerz. Verletzt. Castiel nahm einen kleinen Funken davon wahr, was ihn schon zum Zögern brachte. Jedoch lange hielt es nicht an. Bald darauf landete seine Faust erneut in Deans Gesicht.

So ging das eine Weile lang weiter. Immer und immer wieder schlug er zu und Dean schlug nie zurück. Doch dann sank Dean in die Knie. Die Faustschläge nahmen ihm die Kraft, nahmen ihm das Vertrauen. Selbst als Dean vor Castiel kniete, hörte er nicht auf. Er kämpfte dagegen an, aber er war zu schwach, dennoch hielt ihn sein eiserner Wille ihn davon ab, Dean zu töten. Doch dann geschah es. Seine Wand brach ein und der Wille Naomis wurde zu seiner ersten Priorität. Cas umklammerte sein Schwert und holte damit aus, doch kurz bevor er zustechen konnte, fasste Dean mit seiner rechten Hand die von Cas'. Sein Kopf war starr auf den Boden gerichtet, wodurch Castiel sein Gesicht nicht sehen konnte, aber seine Stimme vernahm der Engel. "Cas, bitte. Erinnere dich an alles was wir zusammen durchgemacht haben. Cas, bitte. Kämpfe gegen das was in dir ist, was es auch immer sein mag." Deans raue, tiefe Stimme klang gebrochen, verletzt. War es seine Schuld?

Er schüttelte diesen Gedanken schnell wieder von sich und konzentrierte sich auf sein Ziel. Töte Dean Winchester. Der Mann, der ihn verändert hat. Zum Schlechten, laut Naomi. Castiel umgriff das Engelsschwert in seiner Hand noch fester. Seine Hand fing an zu zittern, aber nur seine linke. Die Rechte, die noch immer von Dean umfasst wurde, war entspannt.

Dean sah auf. Sein Gesicht war entstellt. Vor lauter offenen Wunden, aus denen das Blut nur so rann, konnte man seine Gesichtszüge kaum mehr erkennen. Seine Lippen waren wund und aufgesprungen. Sein linkes Augen war blau und geschwollen, deshalb strahlte nur noch vom rechten Augen aus das grünste Grün, das es auf dieser Erde gibt. Dean wagte seinen letzten Versuch, Cas' zurückzuholen. "Cas, bitte. Hör genau auf meine Stimme."

"Nein, Castiel. Töte ihn einfach."

Doch der Engel überhörte Naomi und lauschte Deans Stimme. "Cas, du bist mein allerbester Freund. Du bist mein Engel, der immer über mich wacht. Deshalb bitte ich dich, sie mir in die Augen und fühle das was ich fühle."

Cas tat was Dean von ihm wollte. Und tatsächlich, er sah Deans Erinnerungen an ihre gemeinsame Zeit und was noch wichtiger war, er sah Deans Gefühle. Wie er immer schon für den Engel im Trenchcoat empfunden hat. Cas sah Deans Liebe zu ihm.

"Cas, ich brauche dich", sprach Dean kraftlos und zwang sich selbst zu einem warmen Lächeln, "Cas, ich liebe dich."

Egal was Naomi mit Cas gemacht hatte, in dem Moment als Dean die entscheidenden Worte gesagt hat, war er davon befreit.

"Naomi, ich werde Dean nicht töten", schrie er sie ihn Gedanken an. "Castiel, entweder du tötest jetzt diesen nutzlosen Menschen, der so viel Schaden angerichtet hat oder wir, deine Familie, töten dich." Ab da war die Verbindung zu Naomi zerstört.

Über diese Worte konnte Cas nur lachen. Die Engel seine Familie? Vielleicht bevor er Dean aus der Hölle gezogen hatte, aber jetzt nicht mehr. Sam und Dean haben mehr für ihn getan, als je ein Engel zuvor. Sam und Dean waren seine einzig wahre Familie.

Cas ließ das Engelsschwert aus seiner Hand gleiten. Im gleichen Moment löste sich Deans Hand von Castiels und Dean ließ alles hängen. Aus seinem Mund tropfte das Blut zu Boden. "Es tut mir leid, Dean", meinte Cas mit Tränen in den Augen, hob den Kopf des Jägers an und setzte an, um ihn zu heilen. Ein unglaubliches Gefühl übermannte den Mann mit grünen Augen. Als Cas seine Finger wieder absetzte, konnte Dean wieder lachen. Sein Engel mit den Augen, blauer als der Ozean, blauer als der Himmel, antwortete mit den schönsten Worten, die Dean jemals gehört hatte.

"Ich liebe dich auch, Dean."

Destiel 4 life (One Shots)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt