20* AU Homeless & Kind

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Die harten Regentropfen schlugen Cas ins Gesicht und machten jede seiner Bewegungen mühevoll. Die Eiseskälte der Lachen am Boden ließen den barfüßigen Mann zitternd und bibbernd zurück. Mit allerletzter Kraft fiel er schließlich zu Boden und zog seine halb erfrorenen Füße ein. Der Karton unter seinem Körper saugte sich mit dem frischen Regenwasser voll. Erschöpft kramte Castiel in seiner Tasche herum, bis er endlich sein Feuerzeug fand und sich eine Zigarette anzündete. Zufrieden seufzend blies er den schädlichen Rauch davon. Mit einem aufgesetzten Grinsen starrte er die graue Wolkendecke über sich an. Als seine Zigarette sich dem Ende näherte, schnipste er sie mit einem Finger weg. Der Regen wurde von Minute zu Minute dichter und stärker. Wenn Cas jetzt nicht aufstand, würde er wahrscheinlich erfrieren, aber wofür sollte er aufstehen? In dem Moment sah er eine große dunkle Gestalt auf ihn zukommen.

„Dean?" Verblüfft waren Castiels Augen auf den jungen Mann vor ihm gerichtet. „Komm, ich helfe dir hoch", meinte dieser und streckte ihm seine Hand entgegen. Nach kurzer Zeit ergriff Castiel diese und hievte sich hoch. „Danke."

„Ich kann dich doch nicht hier im Regen erfrieren lassen." „Hättest du schon können, aber du hast es nicht getan", sprach Cas nachdenklich, „Du bist ein guter Mensch, Dean. Du bist der Einzige, der immer wieder nach mir sieht, ob ich noch lebe. Du bist der Einzige, den es interessiert." Castiels Worte zauberten ein warmes Lächeln auf Deans Lippen, welches sogleich Cas' Herz in Brand steckte. „Du bist eine echte Drama Queen", grinste Dean und bot Castiel an mit ihm zu kommen. Cas nahm das Angebot nach längerem Zweifeln nach, natürlich nicht ohne, dass Dean darauf bestehen musste. Castiel war die Art von Mensch, die es hasste, jemanden etwas schuldig zu sein. Vielleicht war er auch deshalb immer wieder halb am Verhungern. Er war zu stur, um sich helfen zu lassen und das, obwohl er in einer miserablen Lebenslage war.

„Wo ist eigentlich Hufflpuff?" Castiel sah von seiner Tasse Tee auf, richtete den Pullover zurecht, welcher rechtmäßig Dean gehörte, und atmete einmal tief ein. „Er ist vor ein paar Tagen verstoben. Ein Auto hat ihn angefahren und der Fahrer hat ihn einfach liegen gelassen." Cas wirkte geknickte. Er hatte das Mistvieh wirklich geliebt. Vielleicht war es sein flauschiges Fell, vielleicht war es deshalb, weil er seine Lieblingsrasse von Hund war, aber vielleicht auch deswegen, weil sich die beiden in vielen ähnlich waren. Beide streunten durch die Gassen und als Cas ihn eines Tages fand, wusste er, dass er von nun an nicht mehr alleine nach Essen suchen musste. „Das tut mir leid, Cas." „So ist das Leben: Man wird geboren, lebt und stirbt. Manche kürzer, dafür andere umso länger", fügte Castiel dem Gespräch hinzu. Dean nickte aufmerksam. „Willst du die nächsten Tage hierbleiben? Der Sturm wird nicht vor Montag vorbei seien."

„Nur sehr widerwillig, aber mir wird nichts Anderes übrigbleiben. Eines Tages werde ich mich revanchieren, Dean." Dieser lachte auf. „Das wird nicht nötig sein, Cas. Jetzt muss dir einmal etwas Gutes getan werden. Du gibst so viel, obwohl du nur so wenig besitzt. Jetzt sorgen wir erstmal dafür, dass du wieder ins normale Leben findest."

„Dean, das musst du nicht tun. Ich-" Gegen seinen Willen hielt Dean Castiel den Mund zu. „Kein Wort mehr", flüsterte Dean. Gezwungener Maßen willigte Cas nickend ein, worauf Dean seine Hand von Cas entfernte. „Gute Nacht, Cas. Die Couch gehört dir", grinste Dean und verschwand. Cas tat es seinem neuen Mitbewohner gleich und ging zu Bett. „Gute Nacht, Dean", hauchte Castiel in die Dunkelheit, wissend, dass ihn niemand hören konnte.

Am nächsten Morgen stand Dean vor einer leeren Couch. Cas war verschwunden. Nur einen Brief mit schnell zu Papier geschriebenen Wörtern hat er hinterlassen.

Danke für alles was du jemals für mich getan hast, tust und tun wirst.

Mehr war darauf nicht zu lesen. Wo ist er hin? Mit zusammengezogenen Augenbrauen sah er aus dem Fenster. Es stürmte, wodurch die Regentropfen regelrecht gegen Deans Fenster schlugen. „Dieser Mistkerl. Zu stur, um sich helfen zu lassen", murmelte der besorgte Mann, zog rasch seine Jacke über und rannte wie vom Blitz getroffen ohne Schuhe nach draußen. Es dauerte keine Minute, da war Dean schon durchnässt. „CAS!" Verzweifelt schrie Dean durch die Gassen, darauf hoffend, dass Cas ihn vielleicht hören würde. Niemand antwortete. Das Einzige, was Dean bemerkte, waren die Leute, die sich nach ihm umsahen, als er durchnässt in der Gasse stand und nach Cas rief. Dean versuchte sein Glück woanders, doch weit kam er nicht. Als er gesprintet um die Ecke schoss, fiel er über ein lebloses Bein. Mit voller Wucht fiel er in eine eiskalte Lache. Sofort stand er wieder auf und verfluchte das Wetter, als er verstummte, nachdem er einen Blick zurückgeworfen hatte, um zu sehen über wen oder was er gestolpert war.

„Cas." Dean rüttelte Castiels trägen Körper. Nichts. Er maß seinen Puls. Nichts, dachte er zuerst, bis er plötzlich ein leichtes Schlagen vernahm. „Danke", seufzte er erleichtert, „Du bist nicht tot." Vorsichtig hob er Cas auf und ging mit ihm nachhause.

Als sich die Augenlider von Castiel wieder öffneten, lag er verlassen in Deans Wohnung auf der Couch. Dort, wo er bereits vor wenigen Stunden aufgewacht war. Er schlug die Decke zurück und lief zur Tür. Abgeschlossen. Ein Post-it war an ihr angeklebt.

Denk nicht mal dran.

Genervt platzierte er es wieder an der Tür und sah an sich herunter. Dean hatte ihn umgezogen. Zumindest Großteils. Seine nasse Unterhose konnte er förmlich an ihm klebend spüren. Plötzlich erklang ein klingelndes Telefon. Cas brauchte eine Weile, bis dieser es schließlich in der Küche fand. Als Castiel es in die Finger bekam, war es zu spät. Doch eine Nachricht blinkte auf. Jemand hatte ihm auf die Box gesprochen. Neugierig wie Cas war, hörte er sich diese sofort an.

„Hey Dean, hier ist Justin. Hast du die Party heute bei mir eh nicht vergessen? Ich brenne schon darauf, dass du mir endlich die Person vorstellst, die dein Herz diesmal erobert hat. Bis dann."

In dem Moment, als Cas das Handy beiseitelegte, trat Dean durch die Wohnungstür. „Cas?" Sofort huschte er ins Wohnzimmer. „Keine Sorge, ich bin noch da." „Gut. Ich habe keine Lust nochmal hinaus zu gehen", scherzte Dean, woraufhin er ernst wurde, „Ich habe mir Sorgen gemacht, als ich dich draußen bewusstlos auffand. Was ist passiert?"

„Ich weiß auch nicht. Plötzlich wurde mir schwarz vor Augen, in meinem Kopf drehte sich alles und dann schlug mein Kopf gegen die Wand. Vielleicht liegt es an der Kälte oder daran, dass ich schon Tage nichts gegessen habe."

„Warum sagst du mir so etwas nicht?", regte sich Dean auf und lief in die Küche. Cas folgte ihm. Während Dean irgendetwas schnelles kochte, versuchte Cas einen Weg zu finden Dean auf die Party anzusprechen, ohne, dass dieser erfährt, dass Cas an seinem Handy war, doch Dean nahm ihm die Gedanken ab. „Weißt du, ich gehe heute auf eine Party. Wenn du willst kannst du mit. Ich kann dir Klamotten von mir borgen." Castiel freute sich, dass Dean ihn mitnehmen wollte und warf einmal seine Sturheit von Board. „Klar komm ich mit." Dean erstrahlte, als Cas ihm zusagte. „Weißt du, es gibt da einen Freund von mir. Justin. Ich würde dich ihm gerne vorstellen", meinte Dean, worauf seine Wangen leicht erröteten. Könnte es sein, dass Cas? Nein. Oder doch? Cas wollte es herausfinden. „Warum denn?" „Naja, er... er würde dich gerne kennenlernen." Cas lachte auf. Unglaublich wie ein erwachsener Mann in einem Moment wieder zu einem süßen schüchternen Jungen werden konnte. „Du hast eine neue Nachricht in deiner Mailbox. Die solltest du dir mal anhören", grinste Cas und nickte Dean zu. Verwundert tat er das, was Cas von ihm wollte.

„Hey Dean, hier ist Justin. Hast du die Party heute bei mir eh nicht vergessen? Ich brenne schon darauf, dass du mir endlich die Person vorstellst, die dein Herz diesmal erobert hat. Bis dann."

Castiel glaubte zu erkennen, wie Deans Herz in die Hose rutschte und er sich wünschte zu verschwinden. „Hast du dir die Nachricht...?" Castiel nickte zustimmend. „Willst du noch immer mitkommen?", fragte Dean noch einmal.

Anstatt eine Antwort zu geben, packte Castiel sanft Deans Kiefer und zog ihn zu sich. Dean war vom plötzlichen Kuss überrascht. „Ich hoffe, dass ich noch lange dein Herz beherrschen werde." Mit diesem Satz entlockte Cas Dean ein breites und echtes Lachen. „Oh, das wirst du." Deans Hände klammerten sich an Castiels Hüfte fest, während seine Lippen dem kleineren Mann ein weiteres Aufeinandertreffen ihrer Lippen entlockte. Plötzlich hob Dean Castiel auf und warf ihn sich über die Schulter. „Hey, was soll das?" Lachend grinste Dean vor sich hin, als er mit Cas Richtung Schlafzimmer stampfte.


Destiel 4 life (One Shots)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt