Siebzehn Jahre später
Die Kopfschmerzen des Jägers wurden von Sekunde zu Sekunde immer unerträglicher. Der kräftige Wind blies die unzähligen Regentropfen gegen die Fensterscheiben des Impalas. Das Stechen brachte Dean dazu, dass er sich an den Kopf fasste und kurz die Augen zusammenkniff. „Alles okay bei dir, Dean?", fragte sein Bruder Sam besorgt, welcher ihm gleich danach anbot weiterzufahren. „Passt schon, Sammy", wimmelte er die Sorgen von Sam ab und beschleunigte den Wagen wieder auf mehr als 100 km/h. Ihr Ziel stand schon seit einigen Tagen fest, da in einer Stadt in einer Schule ein Mord an einem Schüler ausgeübt wurde und so wie es aussah, war es ein Fall für die Winchester Brüder. Beide wussten sofort welche Schule es war, denn die wenigen Wochen waren für beide unvergesslich gewesen. Es handelte sich hierbei um die Schule, wo Dean Cas kennengelernt hatte und auch sein Coming Out hatte. Die Stadt, in der ihr Vater John, der von ein paar Jahren verstorben war, Dean das erste und letzte Mal zusammengeschlagen hatte.
Sam, welcher mitten in der Fahrt eingeschlafen war, wachte auf, als der Impala nur mehr rollte und schließlich stehen blieb. Dean hatte vor dem selben Motel gestoppt, in dem sie auch schon vor siebzehn Jahren geschlafen haben. „Dean, bist du dir sicher, dass wir hier übernachten sollten?", fragte Sam misstrauisch und blickte seinen Bruder durchdringlich an. Dean, der schwach grinste, meinte: „Ja, warum nicht?" „Du weißt warum." „Und wenn schon. Meine Zeit hier war mit Abstand nicht die Schlimmste meines Lebens", beendete Dean das kurze Gespräch und stieg aus seinem Auto.
Am nächsten Tag erfuhren sie, dass letzte Nacht ein weiterer Mord auf dem Schulgelände stattgefunden hatte. Sofort zogen sie sich ihre Anzüge an, steckten ihre fake FBI-Marken ein und fuhren los. Sehr viel Zeit war nicht verstrichen, da parkte sich Dean bereits ein und betrachtete das nun schon etwas ältere Gebäude. Dean erkannte genauso wie Sam nicht viel Unterschied zu damals. Beide verließen den Chevy und schritten zum Eingang, als Sam bemerkte, dass Dean immer langsamer wurde, bis er plötzlich stehen blieb. Sein Bruder starrte auf eine Stelle am Boden, doch Sam erkannte nichts außer Pflastersteine, aber Dean schien mehr zu sehen, so wie dieser dort hinstarrte. Dean sah in diesem einen Punkt auch mehr als Sam und gerade als er seinen Blick abwenden wollte, kamen seine Erinnerungen an diesen einen Tag wie eine stürmische Welle zurück.
Wie ihm die Tränen übers Gesicht gelaufen sind, als er Castiel damals dort knien sah, weil er wegfahren musste. Wie er kurz davor seinen kleinen Stalker noch im Arm gehalten hatte, ihn berührte und ihn küsste. Wie er Cas abgelenkt hat, indem er ihm den Anhänger überreicht hatte, um zu verschwinden ohne dabei in sein Gesicht zu blicken und den exakten Moment miterleben zu müssen, in dem Castiels Herz in tausend Stücke zerbrechen würde. All diese schmerzhaften und verdrängten Erinnerungen schwappten in einem Bruchteil einer Sekunde übers Ufer und überschwemmten die Emotionen des Jägers. Sam konnte den Moment sehen, als Deans sonst so harter Charakter brach und sich wieder in den Zustand zurückverwandelte, den er damals besaß, als er Cas kennengelernt hatte. Tränen bahnten sich ihren Weg aus seinen Augen und tropften auf die kalten Steine. „Dean?", versuchte Sam seinen Bruder aus seiner Starre zu befreien und legte seine Hand auf dessen Schulter. Deans Kopf schoss hoch. Es benötigte keine Worte, um Sam mitzuteilen, dass er weitergehen sollte. Stumm nickte Dean Sam zu, wodurch dieser ihn stehenließ. Dean würde gleich nachkommen.
Für Dean fühlte sich die Zeit, die er starr dort stand, an wie Sekunden, doch als Sam wieder zurückkam, teilte ihm dieser mit, dass eine halbe Stunde vergangen war und er bereits alles geklärt hatte. „Wer ist unser Mordopfer?", fragte Dean Sam, während sie Richtung Impala gingen. „Ein Junge namens Richard Holster. Der Sheriff hat mir erzählt, dass Richard ein sehr zurückgezogener Typ war. Hat mit nur wenigen ein Wort gewechselt, wurde von anderen öfters fertiggemacht, weil er sich letztes Jahr als homosexuell geoutet hat. Dennoch tat er nie etwas, war trotz allem immer freundlich. Außerdem trifft fast all dies auch auf das erste Opfer zu", erzählte Sam und fuhr fort, „Bis jetzt deutet alles auf einen rachsüchtigen Geist hin. Aber warum sollte dieser einen so unschuldigen Jungen wie Richard töten? Wenn wir zurück im Motel sind werde ich recherchieren. Todesfälle in den letzten Jahrzehnten und sowas." „Klingt gut", erwähnte Dean nebenbei, bevor er den Motor seines Autos aufheulen ließ, „Nichts wie weg von hier."
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Destiel 4 life (One Shots)
FanfictionIn diesem Buch werde ich One-Shots über Destiel veröffentlichen (Destiel= Dean Winchester, Jäger + Castiel, Engel des Herrn). Die Kurzgeschichten werden manchmal AU's sein, manchmal aber auch nicht. Enjoy. :)