Gelassen saß der Mann mit den stählernen blauen Augen auf der Bank, rauchte seine dritte Zigarette an diesem Tag und sah den anderen Insassen zu, wie sie sich prügelte, als zwei Beamte in den Hof stürmte und die zwei Raufbolde auseinanderzerrten. Früher war er genauso. In diesem Gefängnis musste man sich den Weg hinauf kämpfen, anders bekommst du hier keinen Respekt. Von weiten bekam Castiel nur sporadisch mit, was die Gefängniswächter sagten. Irgendetwas von zwei Neuen und keine Schlägerei. Innerlich lachte Castiel. Das Erste, das man hier machen musste, war kämpfen. Selten nur noch wurde Cas herausgefordert. Nachdem sein letzter Gegner fast gestorben wäre und Castiel dafür einige Schläge der Wächter hinnehmen musste, meinte er jetzt, dass alles, was er hier verprügelt hat, die Strafe wert war. Es gab niemanden, der ihn wie Dreck behandelte. Man könnte fast sagen er wäre hier der Big Boss. Am Anfang war es mehr als nur hart. Jeden Tag wurde er verdroschen, weil irgendeiner herausgefunden hatte, dass er homosexuell war und es wie ein Lauffeuer herumerzählt hatte. Eigentlich war Castiel auch eher gegen Gewalt, aber irgendwann fing er an sich zu wehren. Sein Prinzip war: Nur Zuschlagen, wenn du auch wirklich töten willst. Dieses Motto hatte er inzwischen schon fast vergessen.
Seine tiefgründigen Gedankengänge wurden von der plötzlichen Stille unterbrochen, die aufkam, als die vorhin schon angekündigten Häftlinge ins Freie traten. Auch Castiels Blick wandte sich ihnen zu. Sein Freund Balthazar winkte ihn zu sich herüber. Langsam erhob Cas seine müden Knochen und schritt auf seinen engsten Freund zu. Dieser flüsterte ihm etwas zu, worauf er nickte. Nun stand er vor den zwei größeren und muskulöseren gebauten Männern, hinter ihm, im ganzen Gelände verteilt, seine Anhänger. „Eure Namen?", fragte Castiel mit erhobener Stimme. Der Größere wollte antworten, doch der Mann neben ihm hielt ihn zurück. „Das ist Sam, mein Bruder. Ich bin Dean." Castiel betrachtete die Brüder und nickte langsam. Der als Sam Beschriebene hatte braunes Haar, fast schulterlang, wobei der Andere goldbraune, kurze Haare hatte. So, wie sie nun dastanden, würde man sie nicht für Brüder halten. Cas hielt den Großen für nichts Besonderes, aber an Dean könnte er Gefallen finden. Irgendetwas war an diesem Mann, dass Castiel anzog, warum oder was es war, konnte er sich nicht erklären. Im nächsten Augenblick flüsterte ihm Balthazar erneut etwas ins Ohr. „Die Jungs wollen einen Kampf sehen. Den Großen gegen Big Jim." Castiel schob ihn zur Seite und trat näher an die zwei Brüder heran. „Es hat Tradition bei uns, dass der Neue einen Kampf bestreitet. Da ihr zwei seid, wird nur einer von euch kämpfen. Ich dachte da an dich, Samuel, so heißt du doch?"
„Ich werde kämpfen", sprach Dean Castiel dazwischen. „Dean, nicht-" „Sammy, du wirst auf gar keinen Fall gegen einen dieser Männer kämpfen", beendete Dean die noch nicht angefangene Diskussion. Für ihn war klar, er sollte derjenige sein, der sich Feinde machte. Er sollte derjenige sein, der Sammy um jeden Preis von allem Ärger fernhielt. Like it always was, like it always will be.
„Na gut. Big Jim", rief Cas in die Menge, worauf ein gefühlt riesiger, vollschlanker Mann hervortrat. Bei seinem Anblick schluckte Dean schwer, trotz allem zog er es durch und stellte sich "Big Jim". Der Riese setzte ein fieses Grinsen auf und machte sich bereit. „Fangt an", läutete Cas den Beginn ein und trat einige Schritte zurück.
„Stopp!", unterbrach Castiel den Kampf nach fünf Minuten. Es war ein Wunder, dass noch keine Wache den Kampf gestoppt hatte, weshalb es nun Cas machte. Die Menge buhte, als er dies tat, doch als Cas seine Hand hob, schwiegen alle. Big Jim war klar vorne nach anfänglicher Ausgeglichenheit. Castiels Herz schmerzte eigenartigerweise bei Deans schrecklich zugerichtetem Anblick, was auch der Grund für den Abbruch seinerseits zu sein vermag. Die vor Aggressivität lodernde Flamme in den Augen Big Jims erlosch, als er den schweratmenden Dean zu Boden warf und abtrat. Deans Augen waren halbgeschlossen, sein ganzes Gesicht war mit Blut beschmutzt. „Dean!" Sofort eilte Sam seinem Bruder zur Hilfe und richtete ihn auf. Dean wies seinen Bruder danach ab und versuchte so gut es ging auf eigenen Beinen gerade zu stehen. Falsch grinsend kam Castiel auf Dean zu. „Willkommen bei uns, Dean Winchester", lachte er und klopfte ihm zum Zeichen seiner Freundschaft auf die Wange. Deans Blut wischte er sich darauf in seinem Overall ab. „Warum kennst du meinen Nachnamen?", röchelte Dean so leise wie möglich. „Weil ich alles weiß." Cas lachte höhnisch und wandte sich ab. Nun löste sich die Masse auf und jeder ging seiner vorherigen Aktivität wieder nach, so auch Castiel, der sich erneut auf die Bank setzte und seine Mithäftlinge beobachtete. „Es wird niemals alt", hauchte er und zündete sich eine neue Zigarette an.
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Destiel 4 life (One Shots)
FanfictionIn diesem Buch werde ich One-Shots über Destiel veröffentlichen (Destiel= Dean Winchester, Jäger + Castiel, Engel des Herrn). Die Kurzgeschichten werden manchmal AU's sein, manchmal aber auch nicht. Enjoy. :)