Kapitel 7

1.3K 49 3
                                    

'So ein Arschloch bin ich nicht.', äffe ich Roman auf dem Weg nach Hause einige Male nach. Und er hat sogar Recht, denn er ist ein noch viel größeres Arschloch! Er hätte einfach direkt sagen sollen, das er kein Bock auf mich hat, dann hätte sich das gehabt. Aber nein stattdessen muss er sich da so eine Geschichte aus den Fingern saugen. Verstehe ich echt nicht.

Zum Glück ist es am Sonntag bei einem einzigen Kuss geblieben und nicht noch zu mehr gekommen, denn das hätte das ganze noch unglaubwürdiger gemacht. Wäre ja auch zu schön gewesen. Einfach nur auf der Suche nach ein bisschen Spaß und Abwechslung, oder wie hätte ich das sonst interpretieren sollen? Wahrscheinlich lebt er nach seiner Freundin jetzt auch nach dem Motto- ich bin ja noch jung, da muss ich mich erst finden und gönne mir ein bisschen Spaß.
Männer sind da doch alle gleich. Die denken sie können sich alles erlauben und jeder tanzt nach ihrer Pfeife.

Vielleicht sollte ich doch meinen besten Freund heiraten. Ich bin jetzt immerhin 24 und habe immer noch niemanden gefunden. Ich muss mir auf Familienfeiern ständig anhören, dass meine Oma und Opa sich ja schon mit 17 verlobt hätten, aber früher war das eben auch noch ganz anders. Und dann gibt es da noch meine Cousine, die ja auch schon seit 3 Jahren mit ihrem Freund zusammen ist. Ich bin da eben etwas wählerisch, da geht das nicht so einfach. Wahrscheinlich werde ich doch 'forever alone' sterben.

Eigentlich hätte ich Roman anders eingeschätzt, aber am Ende kommt es doch für gewöhnlich IMMER anders als gedacht.
Völlig in meiner Wut versunken, wäre ich fast an meiner Wohnung vorbei gefahren. Ich kriege aber gerade noch die Kurve auf den Parkplatz und bleibe dann mit einer Vollbremsung stehen. Mein Atem geht stoßweise und ich versuche mich ein wenig zu beruhigen. Das klappt allerdings nur so mäßig. Ich merke, wie mir die Tränen in die Augen schießen und ich es nicht länger verbergen kann, ehe es aus mit herausbricht. Verzweifelt schlage ich einmal mit der Faust auf das Lenkrad vor mir und platziere daraufhin meinen Kopf auf diesem.

Kennt ihr das, wenn plötzlich alles zu viel wird, wenn aus banalen Kleinigkeiten plötzlich ein ganzer Weltuntergang wird, wenn man sich einfach nur noch in seinem Bett verkriechen möchte, weil auch wirklich gar nichts so läuft, wie man es sich vorgestellt hat? Genau so geht es mir in diesem Moment.
Ich raffe mich schließlich doch auf und betrete das Haus. An meiner Wohnung angekommen, fällt mir prompt auch noch der Schlüssel runter, was mich gleich noch ein bisschen wütender macht. Ich knalle die Tür hinter mir zu und entledige mich meiner Jacke und den Schuhen. Erst als ich in meinem Zimmer bin, fällt mir auf, dass ich meinen Schal gar nicht mehr um hatte. Das darf doch wohl nicht wahr sein, jetzt habe ich diesen blöden scheiß Schal auch noch bei Roman vergessen. Ich lasse mich völlig fertig bäuchlings auf mein Bett fallen und schreie einmal laut in mein Kissen.

Was habe ich nur getan, dass mein Leben mich so hasst? Das ist unfair. Ich habe das Gefühl, dass in diesem Moment alle Probleme der Welt auf mir Lasten und ich der Sündenbock der Nation bin. Ich muss mir jetzt erstmal Luft machen. Ich hoffe inständig, dass Hendrik zu Hause ist und Zeit hat, mir jetzt zuzuhören.
Sogleich wähle ich seine Nummer und warte sehnsüchtig darauf, dass er abnimmt. Nach dem 4. Tuten nimmt er endlich ab.
„Hendrik!", melde ich mich verzweifelt und kann jetzt wirklich nicht mehr an mich halten und lasse meinen Tränen freien Lauf. „Gib mir eine halbe Stunde, bleib wo du bist!" sagt er nur und hat schon wieder aufgelegt. Dafür liebe ich ihn so, er weiß einfach immer was zu tun ist und was ich brauche.

Während ich auf Hendrik warte, drehe ich mich auf den Rücken und starre die Zimmerdecke an.
Als es dann endlich klingelt, springe ich vom Bett auf und laufe zur Tür. Ich öffne sie und werfe mich Hendrik in die Arme. Dieser schiebt mich durch die Tür ins Wohnzimmer und setzt mich auf dem Sofa ab. Er geht noch einmal zurück um sich seine Sachen auszuziehen und kommt dann wieder zu mir. Er sieht mich ein wenig mitleidig an und zieht mich dann wieder in seine Arme. Ich klammere mich regelrecht an ihm fest und schluchze auf. Die Tränen laufen von meinen Wangen runter bis zum Kinn und Tropfen dann auf Hendriks Pullover. Er streicht mir beruhigend über den Rücken und wartet bis ich mich beruhigt habe. Nach bestimmt 10 Minuten löse ich mich aus der Umarmung und wische mir noch einmal mit meinem Ärmel übers Gesicht.
„Willst du erzählen was los ist?", fragt Hendrik.
„Eigentlich ist es gar nicht so schlimm, aber irgendwie ist eben einfach alles scheiße. Ich hab mich ja heute mit Roman getroffen, weil er mir erklären wollte, warum er sich nicht gemeldet hat." sage ich. „Und?", fragt er nach. „Ja, dass hat er dann auch. Aber wie. Erst meinte er als Ausrede, dass er meine Nummer ja nur hätte, dass er sich an jemanden wenden kann, wenn er Probleme hat. Stimmt ja quasi auch, aber ich hätte eben trotzdem gedacht, dass er sich melden würden, weil wir uns den Abend echt gut verstanden haben und normalerweise meldet man sich dann doch, oder nicht? Naja auf jeden Fall war das noch nicht alles. Er hat gesagt, dass die Mannschaft ihm sehr gut aufgenommen hat und er sich halt trotzdem bei mir melden wollte. Er hat mir erzählt, dass seine Freundin, beziehungsweise jetzt Ex-Freundin, ihm verboten hat mir zu schreiben, weil sie wohl sehr eifersüchtig und bestimmend war, alles kein Problem. Aber jetzt pass auf: er hat sich vor 2-3 Monaten von ihr getrennt. Ich meine hallo? Danach hätte er sich schließlich immer noch bei mir melden können. Das habe ich ihm dann auch gesagt, aber dann meinte er nur, dass er sich in der Zeit erstmal mit sich beschäftigen musste und keine Zeit und Lust hatte, mir zu schreiben. Deutlicher geht es ja wohl kaum, genau das hätte er mir von Anfang an sagen können, dann hätte sich das gegessen und ich wäre mir nicht so scheiße vorgekommen. Er hätte mir einfach direkt schreiben können, dass er kein Bock hat, oder dass seine Freundin ihm da ein Strich durch die Rechnung macht. Aber stattdessen, ist er so ignorant und schreibt mir gar nichts, wahrscheinlich mit dem Glauben, dass Dortmund ja eine so große Stadt ist, da kann man sich ja gar nicht über den Weg laufen. Kann er ja auch nicht wissen, dass ich mit dir und auch mit den anderen Jungs so gut befreundet bin. Aber das hat er nun davon.", beende ich ein wenig außer Atem meine Erzählung. „Woah okay, viele Informationen, die ich jetzt erstmal einordnen muss.", sagt Hendrik und lehnt sich auf dem Sofa zurück.

„Also ich kann ihn da schon ein wenig verstehen, ich meine wenn er sagt, er wollte sich melden, dann wird er das wohl auch so meinen. Das mit seiner Freundin ist zwar doof gelaufen, aber theoretisch müsste er genau das doch auch schon gewusst haben, als du ihm im Sommer deine Nummer gegeben hast, oder nicht?", harkt Hendrik nach. „Ja eigentlich schon, aber er meinte, dass diese Eifersuchtsprobleme in Freiburg noch nicht so exzessiv waren. Wahrscheinlich ist die Alte einfach nicht damit klar gekommen, dass Roman ihr jetzt nicht mehr alleine gehört, sondern sie ihn mit tausenden Fangirls teilen muss.", sage ich und kann schon wieder ein bisschen lachen, weil ich mir vorstelle, wie diese Nastassja mit ihrer Handtasche auf die 13-15 jährigen Fangirls einschlägt und immer wieder schreit, dass Roman ihr gehört.
„Aber du hast Recht, danach hätte er sich wenigstens bei dir melden können. Das Ganze klingt für mich ziemlich komisch und auch ein wenig zusammenhanglos, vielleicht sollte ich da noch mal mit ihm drüber reden?", fragt er mich. „Oh Gott bloß nicht. Dann denkt der noch, dass ich ihm jetzt hinterher weine, weil er mir nicht geschrieben hat. Und dass ich das nicht mal selber mit ihm klären kann, sondern dich vorschicke. Ich denke nicht, dass das so eine gute Idee ist. Das wäre echt Kindergarten, aber danke!", sage ich und lächle Hendrik an. „Aber das war doch nicht der einzige Grund, warum du mich so verzweifelt angerufen hast, oder? Ich kenn dich doch, so schnell fängst du nicht an zu weinen", fragt er weiter. „Ja stimmt, es war irgendwie alles scheiße in dem Moment. Das mit Roman war da nur die Spitze des Eisbergs. In der Uni läuft es halt gerade auch nicht so wie es soll, dann hab ich meinen Lieblingsschal bei Roman auch noch vergessen und bevor ich die Wohnung aufschließen konnte, ist mir der Schlüssel runtergefallen. Da konnte ich einfach nicht mehr.", sage ich und muss selber über mich schmunzeln.
„Dann hast du dir ja jetzt hoffentlich den Frust von der Seele gesprochen. Wenn es okay ist, würde ich dann jetzt wieder abhauen, mein Soll ist getan.", sagt Hendrik und ich stimme ihm zu.

„Vielen vielen Dank noch mal, du weißt einfach immer was ich brauche. Komm gut nach Hause und melde dich.", sage ich zu ihm an der Tür.
Wir umarmen uns noch mal, ehe ich die Tür hinter ihm schließe und ich zurück ins Wohnzimmer gehe um mich vor den Fernseher zu setzen.

________________________________________________
Ich versuche es jetzt 2 mal die Woche zu updaten, kann aber nichts versprechen🙏🏼

FEEDBACK?!:)

Easy Love (Roman Bürki FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt