Kapitel 10

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Die Woche bis Heiligabend vergeht rasend schnell. Ruck zuck ist der Donnerstag da und zu meinem Glück ist mir Roman noch nicht über den Weg gelaufen, das bedeutet wohl, dass er wohl wirklich nicht über Weihnachten hier ist.

Ich bin gerade dabei die restlichen Geschenke einzupacken, ehe wir nachher in die Kirche gehen. So viel ist es gar nicht mehr, das meiste habe ich ja schon in Dortmund besorgt und eingepackt, aber ein paar Kleinigkeiten fehlen eben doch noch.

Es hat immer noch nicht geschneit und es wird wohl dieses Weihnachten auch nicht mehr dazukommen, aber mir soll es recht sein. Es hat auch seine positiven Seiten, denn dann friere ich in meinem Kleid und der Strumpfhose nicht so. Jacke und Schal müssen aber natürlich trotzdem sein.
Um 11:00 Uhr kommen meine Oma und Opa zu uns, damit wir gemeinsam zur Kirche gehen können, die ist ja direkt bei uns um die Ecke.
Ich freue mich schon riesig die beiden nach langer Zeit mal wiederzusehen.

Völlig gut gelaunt laufe ich die Treppe runter, als es klingelt. Ich reiße die Tür auf und falle meinen Großeltern in die Arme. „Na meine Süße! Wir haben uns ja auch lange nicht gesehen, gut siehst du aus.", begrüßt mich mein Opa. Ich grinse die beiden nur an und lasse sie dann endlich ins Haus. Ich schnappe mir meine Jacke und meine Overknee Stiefel und ziehe mich an. Meine Eltern und mein Bruder betreten jetzt ebenfalls den Flur und begrüßen meine Großeltern, ehe sie sich auch anziehen. Als letztes binde ich mir noch meinen Schal um und dann gehen wir alle plaudernd los. Man hat sich eben doch viel zu erzählen, wenn man sich nicht so oft sieht.

In der Kirche ergattern wir tatsächlich noch eine Reihe, in der wir alle zusammen sitzen können. Bevor der Gottesdienst und das Krippenspiel losgehen, ist noch ein wenig Zeit und solange beobachte ich die Menschen, die ebenfalls die Kirche betreten. Viele kennt man und man winkt sich zu oder lächelt. Eigentlich schade, dass man so selten diese Gelegenheit hat und es immer nur zu Weihnachten, Ostern oder sonstigen besonderen Anlässen ist.

Als ich mich das nächste mal von meiner Oma abwende und zum Eingang schaue, traue ich meinen Augen nicht. Da kommt doch tatsächlich Familie Bürki samt Roman durch die Tür. Na toll und ich hatte gehofft ich hätte wenigstens über Weihnachten mal Ruhe vor ihm. Hoffentlich sehen sie uns nicht. Aber dieses Glück ist mir nicht gegönnt. Karin hat sofort meine Mutter gesehen und winkt freudig rüber, ehe sie die anderen auffordert ihr zu folgen. Wenigstens sind hier nur noch vereinzelt Plätze frei, sodass sie sich bestimmt nicht hier her setzen werden. Die 4 steuern also direkt auf uns zu und begrüßen uns herzlich.
Zum Glück sitze ich ganz hinten, sodass es nicht zu einer unangenehmen Situation zwischen Roman und mir kommt. Wir beide ignorieren uns nämlich gekonnt.

Nachdem unsere Eltern sich ein wenig unterhalten haben, suchen sie sich einen Platz etwas weiter hinten, wo noch etwas frei ist. Ich bin froh, dass ich ihn nicht weiterhin sehen muss, denn ich habe keine Lust, dass er mir meine gute Laune versaut. Ich hoffe das ist das erste und letzte mal, dass ich ihn hier gesehen habe. Aber bei meinem Glück wird es eh anders kommen.

Der Gottesdienst und das Krippenspiel sind wie jedes Jahr sehr schön. Dennoch kann ich Romans blicke in meinem Rücken spüren. Es ist nicht unangenehm zu wissen, dass er mich nahezu die ganze Zeit über anstarrt, dennoch fühlt es sich komisch an.

Danach gehen wir alle zusammen wieder zu uns nach Hause und meine Mutter und ich beginnen damit das Essen vorzubereiten. Nachher kommt noch mein anderer Opa und dann sind wir für heute komplett. Morgen fahren wir zu meiner Tante nach Bern und verbringen da unseren Tag im größeren Kreis der Familie.

Während der Braten im Ofen ist und soweit alles fertig ist, setzen wir uns zu den anderen ins festlich geschmückte Wohnzimmer. Wir unterhalten uns über alles mögliche und spielen schonmal ein paar Gesellschaftsspiele, bis das Essen fertig ist. Währenddessen gibt es Kaffee und Kuchen und ich merke jetzt schon, wie ich bestimmt mit 5 Kilo mehr auf der Wage nach Dortmund zurückkommen werde.

Gegen 18 Uhr setzen wir uns an den gedeckten Tisch und verspeisen die Vorspeise. Der Hauptgang und das Dessert folgen. Danach räumen wir gemeinsam den Tisch ab und machen es uns wieder auf der Couch gemütlich. Dann ist Bescherung und jeder übergibt jedem sein Geschenk.
Die Ausbeute wird auch mit den Jahren immer weniger, denn eigentlich hat man ja schon alles was man braucht.
Und es wird auch immer schwieriger sich noch etwas Orginelles für jeden einfallen zu lassen. Da bin ich schon echt froh, dass ich keinen Freund habe, denn ich hätte absolut nie eine Ahnung, was ich ihm schenken sollte. Bei den männlichen Mitgliedern meiner Familie fällt es mir schon immer echt schwer, denn auf Dauer fällt einem da auch nichts mehr ein.

Den Rest des Abends verbringen wir scherzend mit Spielen und gemütlichem beisammensitzen, ehe sich meine Großeltern wieder verabschieden.
Danach entledige ich mich dann endlich meines Kleides und mache mich bettfertig. Es ist immerhin schon 00:16 Uhr.

Am nächsten Tag verläuft es wie folgt, dass wir um 12 Uhr bei meiner Tante sind und uns dann dort ordentlich die Plauze vollschlagen, bevor es gegen Abend dann wieder nach Münsingen geht.

Zusammen bei einem Glas Wein, sitzen meine Mutter und ich dann noch im Wohnzimmer. „Du sag mal, hast du eigentlich den Kontakt zu Roman gehalten in Dortmund?", fragt mich meine Mutter, nach einiger Zeit des Schweigens. Innerlich stöhne ich auf, warum muss sie denn ausgerechnet jetzt darauf zu sprechen kommen? „Wir haben uns 1-2 mal gesehen ja, wieso fragst du?", antworte ich ihr wahrheitsgemäß. Sie muss ja nicht wissen, dass es da nicht ganz so gut verlaufen ist. „Das ist schön, das freut mich. Ich frag nur, weil die Bürkis ja morgen zu uns zum Essen kommen.", sagt sie und mir entweicht jede Farbe aus dem Gesicht. Ist das jetzt ihr ernst? Warum müssen sie nur so gut befreundet sein, dass sie gefühlt alles zusammen machen müssen. Ich habe keine Lust allen etwas vorzuspielen und einen auf beste Freunde mit Roman zu machen. Was habe ich eigentlich getan, dass mein Leben mich so sehr hasst? „Das ist ja toll, wann kommen die denn?", bringe ich gequält hervor und zwinge mich zu einem Lächeln. „Nachmittags so gegen 15 Uhr zu Kaffee und Kuchen und dann essen wir noch gemeinsam etwas gegen Abend.", verkündet meine Mutter freudig. „Super! Warum habt ihr mir davon nicht schon etwas früher erzählt?", frage ich nach. „Naja es hat sich nicht wirklich die Gelegenheit geboten, da dachte ich besser jetzt als nie.", lacht sie. Ich lache gekünstelt mit und lasse mich dann zurück aufs Sofa fallen. Daraufhin muss ich erstmal einen großen Schluck aus meinem Weinglas nehmen, sonst ertrage ich das nicht. Meine Mutter und ich plaudern noch über dies und das, bis die Weinflasche irgendwann leer ist und wir ins Bett gehen.

Am nächsten Tag, ist es bereits 12 Uhr, als ich die Augen öffne. Stöhnend lasse ich meinen Kopf zurück auf das Kissen fallen, als ich mich daran erinnere, dass ein gewisser Roman Bürki nachher in meinem Haus zu Gast sein wird. Ich habe keine Ahnung, wie ich mich ihm gegenüber verhalten soll. Soll ich ihn wie in der Kirche ignorieren, soll ich ihn mir zur Seite nehmen und ihm noch eine Ansage machen, oder sollen wir beide einfach so tun als ob alles in Ordnung wäre? Ich weiß es nicht. Ich tendiere da eher zu dem ignorieren, aber das würde unseren Familien auffallen und es würden nur unnötige Fragen aufkommen. Dann müssen wir eben allen was vorspielen und so tun, als verstünden wir uns super. Eigentlich kann ich darauf verzichten, aber jetzt ist es zu spät, mir noch eine Ausrede einfallen zu lassen, warum ich heute nicht dabei sein könnte.

Ich hüpfe also fix unter die Dusche und mache mich so weit fertig, dass ich mich wohl fühle. Ich entscheide mich für dezentes Make-up, eine weiße Bluse und dazu meinen schwarzen Hochrock. Darunter ziehe ich eine schwarze Nylonstrumpfhose und graue overknee Strümpfe. Meine Haare lasse ich lufttrocknen, sodass sie in Wellen über meine Schulter fallen. Nur weil Roman bei mir unten durch ist, heißt es ja nicht, dass ich mich nicht mit den anderen Mitgliedern seiner Familie gut verstehen kann. Mit Karin und Martin habe ich mich ja damals schon gut verstanden. Warum sollte ich das jetzt also ändern, bloß weil ich Roman nicht leiden kann?

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Erstmal danke an alle, die immer fleißig Voten und für die über 1K Reads🙏🏼❤️

Doch noch nicht so viel Roman🙈
Aber jetzt im nächsten!☝🏼️
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Easy Love (Roman Bürki FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt