18. Oktober 1967

786 30 6
                                    

Es war ein warmer Oktobertag. Der Wind blies leicht und seine warme Luft brachte die Blätter von den Bäumen und Sträuchern dazu sich hin und her zu bewegen und so erklang ein Rascheln das mit dem Wind zusammen beruhigend klang.
Die Blätter der Bäume hatten sich schon in die rote und gelbe Farbe verfärbt und die bunten Blätter ließen den Laubbaum Wald gleich viel schöner aussehen.
Der Waldboden war übersät von den vielen Blättern und hin und wieder huschte ein Waldbewohner wie ein Fuchs oder ein Dachs über den Wanderweg auf die andere Seite um im Schutz der Bäume zu verschwinden.
Die warme Temperatur brachte viele Menschen dazu noch einmal wandern zu gehen, bevor der Winter hereinbrach und alles unter seiner weißen Schneedecke begrub.
Unter den vielen Familien die durch den Wald wanderten waren auch Lyall und Hope Lupin dabei, die mit ihrem Sohn Remus zelten gehen wollten. Die beiden gingen langsam Händchen haltend den Waldpfad entlang und ließen das warme Wetter auf sich wirken. Vor ihnen lief ihr sieben-jähriger Sohn den Pfad entlang und rannte die ganze Zeit durch Blätterhaufen und schmiss die Blätter in die Höhe und blieb dann stehen um zu sehen wie die Blätter die er hochgeworfen hatte langsam wieder heruntersegelten. Als dass letzte Blatt schließlich den Boden berührt hatte, drehte er sich um um zu sehen ob seine Eltern ihm auch folgten und immer wenn er seine Eltern sah, rannte er auf sie zu und warf sich mit voller Wucht in die Arme seines Vaters oder seiner Mutter.
Remus war auch diesmal wieder zurückgelaufen und hatte sich in die Arme seiner Mutter geworfen. Sie hatte sich hingekniet um ihren Sohn besser an sich zu drücken und als sie sich von seiner Umarmung löse, sah sie in das Gesicht ihres Sohnes, der ein breites lächeln im Gesicht hatte und ein Funkeln in seinen hellgrünen Augen.
Hope strich ihrem Sohn über das hellbraune Haar und holte dabei ein paar Blätter heraus, die sich darin verfangen hatten. Sie lächelte ihn ebenfalls zu, bevor sie aufstand und die kleine Familie weiter ihrer Wege ging.
Der Weg begann aufwärts zu gehen und sie mussten aufpassen, dass sie nicht über eine Wurzel stolperten die aus der Oberfläche ragte und nur schwer zu erkennen war, weil die Blätter sie überdeckten. Remus hatte aufgehört den Weg entlang zu laufen, nachdem er mehrmals über eine Wurzel gestolpert und hingefallen war. Er ging nun zwischen seinen Eltern und hielt deren Hände, da er nicht nochmal hinfallen wollte und es funktionierte, jedesmal wenn Remus stolperte zogen seine Eltern ihn hoch, damit er nicht hinfiel. Remus fand es lustig wie er jedesmal ein Stück durch die Lüfte flog wenn seine Eltern ihn hochzogen.
Nach einer Stunde wurde der Weg wieder flacher und sie waren oben am Berg angekommen, an dem sie zelten wollten. Remus ließ die Hände seiner Eltern los und rannte über die Lichtung rüber zu Klippe wo er stehen blieb. Als er hinuntersah wurde er blass im Gesicht und wich ein paar Schritte zurück. Sie waren viele hundert Meter nach oben gewandert und hier an der Klippe ging es Kerzengerade nach unten.
Aber Remus gefiel die Aussicht. Er konnte weit hinüber schauen und sah unten auch weiter entfernt das Dorf wo er lebte. Remus stand mit geöffneten Mund da und konnte nicht aufhören die Aussicht zu genießen. Er konnte sehen, wie die Sonne langsam sank und den Horizont blutrot färbte und wie ein Vogelschwarm auf den Sonnenuntergang zuflog.
Remus wurde aus seiner Starre gerissen, als sein Vater ihm die Hand auf die Schulter legte. Lyall sah seinen Sohn an und zusammen sahen sie sich die wunderschöne Kulisse an bis sie von Hope Lupin gerufen wurden. Die beiden drehten sich um und Remus war erstaunt dass schon das Zelt aufgestellt war und ein Picknick hergerichtet war. Der Junge wusste dass sein Vater ein Zauberer war und das Zelt wahrscheinlich schnell mit einem Spruch aufgebaut hatte. Die zwei setzten sich zu Hope auf die Decke und zusammen aßen sie Abendessen und genossen den atemberaubenden Sonnenuntergang. Während des Essen sprachen die drei nicht miteinander sondern sahen runter ins Tal oder sahen zu wie die Sonne hinter den Bergen verschwand. Nachdem die Sonne hinter den Bergen verschwunden war und die drei fertig gegessen hatten, brachten sie Geschirr ins Zelt und begannen abzuwaschen. Remus durfte noch ein wenig draußen bleiben und tollte mit den Blättern herum die unter den Bäumen lagen. Nach einer Zeit legte sich Remus auf den Blätterhaufen und sah in den Nachthimmel. Der dunkle Himmel war übersät von unzähligen Sternen die einen größer als die anderen.
"Kann man die Sterne zählen?" fragte sich Remus und er begann sie zu zählen
"13,14,15,..." hatte er den Stern jetzt schon gezählt oder nicht. Remus gab es auf und sah sich weiterhin im Himmel um und suchte nach dem größten und schönsten Stern.
Plötzlich und wie aus dem Nichts vernahm Remus ein Rascheln hinter sich und er drehte sich um und sah direkt in den Wald. Er konnte jedoch nichts erkennen, da das Licht der Sterne das Waldinnere nicht erreichen konnte. Er vermutete dass ein Fuchs oder so ähnlich schnell vorbeigehuscht war und wandte sich wieder dem Himmel zu und versuchte nochmal die Sterne zu zählen. Kaum hatte er begonnen zu zählen vernahm er nochmal ein Rascheln hinter sich und er konnte schwören er hatte etwas knurren hören.
Er bekam ein mulmiges Gefühl im Magen und stand auf um zum Zelt zu gehen, das auf der anderen Seite der Lichtung stand, er sah noch ein letztes Mal in den Himmel und als sein Blick auf den vollen, leuchtenden Mond fiel bekam er Angst und begann zu rennen. Als er begann zu rennen, hörte er wie das Rascheln lauter wurde und die Füße von einem großen Tieren sich ihm näherten. Er hörte das Hecheln dass immer näher kam und als er die Hälfte der Lichtung hinter sich gelassen hatte, wurde er am Oberarm gepackt und zurückgezogen. Er wurde zurück geschmissen und landete mit voller Wucht in der Erde. Ein pochender Schmerz zog sich durch seinen Arm und als er sich umdrehte, wollte er vor Schreck schreien, aber kein Mucks verließ seine Lippen. Eine große wolfsähnliche Kreatur stand vor ihm. Die Augen der Kreatur waren leer und mit Hass gefüllt, aus dem Maul des Monsters rannte Blut, wahrscheinlich sogar sein eigenes Blut und der Atem des Tieres roch nach Verwesung und tot. Remus fing an zu weinen und als er zu seinem Arm sah, sah er wie ihm das Blut nur daraus floss und er wollte aufstehen und wegrennen doch das Monster fuhr seine Krallen aus und ritzte dem Jungen über das Brustbein. Remus fing an zu kreischen und schreien vor Schmerz und er konnte sehen wie seine Mutter aus dem Zelt auftauchte und ebenfalls anfing zu schreien und nach ihrem Mann rief. Als der aus dem Zelt kam hatte das Monster sich ihm zugewandt und sah ihn mit einem bösen Blick an, bevor er sich wieder zu Remus drehte, der am Boden lag und noch mehr anfing zu weinen. Er sah in die Augen des Monsters.
"Es ist gleich alles vorbei, du musst noch kurz stark sein. Dann hören die Schmerzen auf." flüsterte sich Remus zu bevor er die Augen schloss und hoffte dass gleich alles vorbei ist. Er spürte noch einen letzten tiefen Schnitt in seinem linken Unterarm, bevor er Ohnmächtig wurde.
Lyall rannte auf den Wolf zu und feuerte einen Fluch auf das Monster ab, worauf es auf die andere Seite der Lichtung geschleudert wurde. Lyall kniete sich neben seinen Sohn und rief Hope die zu ihm eilte. Als sie da war und Lyalls Hand nahm wurde auf einmal alles komisch und sie drehten sich und plötzlich waren sie in einer Eingangshalle, anscheinend von einem Krankenhaus. Hope war hier noch nie gewesen und fragte sich ob dass hier ein Gebäude von Zauberern ist, weil Hope ein Muggel war und daher mit den Zauberersachen nicht vertraut war. Sie sah sich um und sah ihren Mann der immer noch Remus im Arm hielt, mit einem Mann in einem limettenfarbenen Gewand sprach, der Remus auf eine Liege lag und mit ihm verschwand. Lyall drehte sich um und ging zu seiner Frau die genauso blass wie er im Gesicht war.
"Was ist passiert Lyall. Was war dass für eine Kreatur?" ihr Mann sah kurz zum Boden bevor er sie ansah und zu einem Sessel führte damit sie sich hinsetzten konnte.
"Remus wurde von einem Werwolf angegriffen."
"Wass??!! Und was passiert jetzt, mit ihm? Wird er..."
Hope stiegen Tränen in die Augen und sah ihren Mann an, doch sie sah ihm an, dass er genauso ratlos war wie sie. Er setzte sich neben sie und sie blieben eine gefüllte Ewigkeit dort sitzen bis ein Mann auf sie zukam der ebenfalls ein limettengrünes Gewand trug.
"Mrs. Lupin, Mr. Lupin. Ich bin Marc Holdi und habe gerade ihren Sohn behandelt. Keine Angst sein Zustand ist stabil aber es gäbe trotzdem ein paar Sachen die ich mit ihnen besprechen muss und deshalb würde ich sie bitten mit zu kommen."
Hope und Lyall standen auf und folgten dem Heiler bis zum Zimmer ihres Sohnes und betraten dieses. Als Hope ihren Sohn sah, kullerte eine Träne über ihre Wange. Remus lag da an etliche Geräte geschlossen und er war kreidebleich im Gesicht.
"Es tut mir sehr leid ihnen die folgende Nachricht zu überbringen aber Remus wurde von dem Werwolf gebissen und es war schon so sehr fortgeschritten, dass wir es nicht mehr aufhalten konnten. Es tut mir sehr leid."
Hope sah ihren Mann fragend an.
"Remus wird sich ab sofort einmal im Monat in einen Werwolf verwandeln." sagte er leise und mit hängendem Kopf. Hopes Augen weiteten sich und nachdem sie ihren Mann angesehen hatte, drehte sie sich zu ihrem Sohn um und ging langsam zu seinem Bett. Sie setzte sich auf die Kante streichelte ihrem ohnmächtigen Sohn über den Kopf und gab ihm einen Kuss auf die Stirn.
"Ich liebe dich Remus, ganz egal was du bist und werde dich auch immer lieben. Versprochen." flüsterte sie ihm leise zu. Bevor sie aufstand und mit ihrem Mann das Krankenhaus verließ, damit Remus Ruhe bekam.

3 Jahre später

Familie Lupin saß am Frühstückstisch und aß in Ruhe ihr Frühstück. Hope und Lyall unterhielten sich über die Pläne am Wochenende, während Remus seinen Eltern genau zuhörte und dabei sein Spiegelei aß.
Ganz plötzlich klingelte es an der Türe und Remus erkannte an den Blick seiner Eltern, dass sie keinen Besuch erwarteten. Lyall stand auf und ging ins Fortzimmer um die Türe zu öffnen und nachdem man viele Stimmen reden gehört hatte, kehrte Lyall wieder ins Wohnzimmer zurück, gefolgt von einem Mann, mit einer Halbmondbrille und einem langen Bart. Der alte Mann begrüßte die beiden und klärte dann die fragenden Blicke.
"Ich entschuldige mich sehr, sie beim Frühstück zu stören aber ich habe ein paar Sachen mit dem jungen Remus Lupin zu besprechen." Remus sah äußerst verwirrt rein und wusste nicht was er sagen sollte.
"Ich bin Albus Dumbledore. Leiter von Hogwarts. Hogwarts kennst du bestimmt?"
Remus nickte. Sein Vater hatte ihm viel über die Zauberschule erzählt die er besucht hatte.
"Ich bin hier um dir zu sagen, dass wir dich in Hogwarts aufnehmen wollen, da du wie dein Vater ein Zauberer bist. Der Grund warum ich jedoch persönlich bei dir bin ist dass mir bewusst ist dass du ein Werwolf bist und deshalb wollte ich ein paar Sachen mit dir klären, damit du dich auch in Hogwarts verwandeln kannst ohne irgendwem zu schaden. Wir haben bei uns In Hogwarts einen Baum gepflanzt. Die sogenannte peitschende Weide und dort kannst du dich in Vollmondnächten zurückziehen. Aber genaueres besprechen wir in Hogwarts oke?" Dumbledore lächelte und reichte Remus den Brief von Hogwarts und Remus konnte nichts anderes als lächeln sein ganzes Leben lang war es sein Wunsch nach Hogwarts zu gehen, aber er hatte gedacht wegen der Lykanthropie durfte er nicht nach Hogwarts gehen.
Der Direktor von Hogwarts verabschiedete sich wieder und ließ die Familie weiter ihr Frühstück essen. Remus sah zu seinen Eltern und sah, dass sie ein genau so breites Grinsen im Gesicht hatten wie er.
"Weißt du was mein Sohn. Wir gehen heute in die Winkelgasse deine Schulsachen besorgen. Was hältst du davon?"
"Ja Papa bitte." war dass einzige was Remus herausbekam und bereits eine Stunde später bummelte Remus mit seinem Vater durch die Winkelgasse und sie kauften alles was Remus für sein erstes Jahr in Hogwarts benötigte.
Zwei Wochen später saß Remus in seinem Zimmer und packte mit seiner Mutter alle Sachen ein die er in Hogwarts benötigen würde. Nachdem er gepackt hatte legte er sich ins Bett und schlief sehr schnell ein. Im Moment war er der glücklichste Junge der Welt.

Kannst du die Sterne zählen?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt