Angst vor der Wahrheit

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Langsam und schwer öffnete Sirius seine Augen. Es dauerte einige Sekunden bis sich seine Augen an das Licht gewöhnten und seine Sicht klar wurde. Er sah dass er sich nicht in seinem Bett im Schlafsaal lag und es dauerte einige Zeit bis ihm klar wurde, wo er sich befand. Ihm fiel die letzte Nacht ein und er ließ sich jedes Detail noch mal durch den Kopf gehen. Er dachte an das Monster, an den Zentaur, an James und dann riss es Sirius aus seinen Gedanken. Wo war James. Sirius wusste nur mehr, dass James eine starke Unterkühlung bekommen hatte und es ihm deshalb nicht gut ging. Sirius setzte sich schnell auf und wollte schauen wo James ist, aber sobald er sich aufgesetzt hatte, durchfuhr ein heftiger Schmerz seinen Kopf. Sein Kopf hämmerte so stark, dass ihm schwindlig wurde, doch Sirius wollte wissen wo James ist und versuchte aufzustehen, doch sobald er die Decke wegzog und aufstehen wollte, drückte ihn eine Hand wieder ins Bett zurück und Sirius hatte keine Kraft um sich dagegen zu währen. Als er wieder lag sah er zu seinem Bettende, da er wissen wollte wer ihn wieder zurückgedrückt hatte und kurzes Lächeln huschte über seine Lippen, als er am Bettende Remus stehen sah.
Remus stand da und hatte einen blauen Kapuzenpulli und eine schwarze Hose an. Er hatte seine Arme vor der Brust verschränkt und seine grünen Augen waren auf Sirius fixiert. Sirius konnte in seinen Augen eine Mischung aus Besorgtheit und Angst erkennen. Unter seinen Augen waren auch tiefe und dunkle Ringe und Sirius erkannte, dass er letzte Nacht nicht geschlafen hatte. Aus Remus Gesicht war auch jede Spur von Farbe verschwunden und sein hellbraunes Haar, war fast genauso verwuschelt wie das von James. Es herrschte ein Moment Stille zwischen den beiden Jungs, bevor Remus mit leisen Worten zu Sirius sprach.
"Was zur Hölle, habt ihr euch dabei gedacht?" Sirius wusste nicht was er sagen sollte und es tat ihm weh seinen besten Freund so enttäuscht zu sehen.
"Es tut mir leid Remus." sagte Sirius leise. Er wartete auf eine Antwort von Remus, doch da die nicht kam, sprach er leise und Kopf hängend weiter.
"Es war meine Schuld, meine alleinige. Ich habe James da rein geschaukelt. Also wenn du auf wen böse sein willst, dann bitte auf mich und nicht auf James." Sirius traute sich nicht aufzuschauen, weil er den Gesichtsausdruck von Remus nicht sehen wollte, er hörte nur wie sich Remus vom Bettende wegbewegte und sich neben Sirius aufs Bett setzte und ihn ansah.
"Ich bin niemanden böse Sirius, es ist einfach nur, ihr seid gestern nicht mehr zurückgekommen und ich hatte große Angst um euch. Als ihr heute in der früh immer noch nicht da wart, bin ich zu Professor McGonagall gegangen und habe nach euch gefragt, als sie gesagt hat, dass ihr zwei hier im Krankenflügel seid, bin ich sofort aufgestanden und hierher gerannt."
Sirius sah auf und sah Remus an, der neben ihn saß.
"Also bist du uns nicht böse?" fragte er.
Remus schüttelte den Kopf und Sirius war so erleichter, dass er sich aufsetzte und sich um Remus Hals warf. Er drückte Remus fest und zum ersten Mal wurde Sirius bewusst, das Remus nach Schokolade roch. Als er ihn wieder los ließ, huschte ein Lächeln über Remus Gesicht und auch Sirius freute sich sehr, seinen Freund bei sich zu haben.
"Remus? wo ist James?" fragte Sirius, dem plötzlich klar wurde, dass sein bester Freund nicht im Krankenflügel lag.
"James wurde heute wieder entlassen und soll sich einfach ausruhen, damit er für Weihnachten wieder fit ist."
"Fährst du Weihnachten nachhause Remus?" fragte Sirius.
Remus nickte.
Madam Pomfrey kam auf einmal rein und scheuchte Remus raus, da Sirius Ruhe brauchte und als Remus draußen war, widmete sich die Krankenschwester Sirius Bein. Als sie den Verband um sein Bein abnahm, bekam Sirius einen Schock. An seinem Bein, befand sich eine tiefe Fleischwunde und als Madam Pomfrey eine grüne Flüssigkeit darauf tropfte, durchfuhr ein unmöglicher Schmerz sein Bein und er drückte sich in sein Kissen und hoffte, dass die Schmerzen nachließen, doch das geschah nicht, es dauerte einige Minuten bis das Bein wieder verbunden war und die Schmerzen nachließen. Ihm wurde ein Glas mit schlecht riechender Flüssigkeit auf den Nachttisch gestellt und nachdem Sirius es ausgetrunken hatte, wurden seine Augen schwer und es dauerte nicht lange, bis er eingeschlafen war.

Nach vier Tagen wurde Sirius wieder aus den Krankenflügel entlassen. Seine Wunde war großteils wieder verheilt, er musste nur die nächsten Tage noch einen Verband tragen, damit sich die Wunde nicht wieder entzündete. Als oben im Schlafsaal ankam, sah er seine drei Freunde, die schon mit dem Packen beschäftigt waren. James war wieder vollkommen gesund und auch den anderen zwei ging es gut und das freute Sirius sehr. Auch er holte den Koffer unter dem Bett hervor und packte sein Gewand ein, damit sie morgen dann in aller Ruhe nachhause fahren konnten um Weihnachten bei ihren Familien zu feiern.
Während sie packten, flog plötzlich Peters Eule Obi aus dem Schlafsaal raus. Peter rannte ihr schreiend hinterher und auch Sirius und James wollten Peter helfen und rannten der Eule hinterher.
Remus räumte in der Zwischenzeit weiter ein und nahm sich seinen Pulli, den er auf Sirius Bett gelegt hatte und stieß auf etwas Hartes, was unter der Decke lag. Remus gab die Decke weg und sein Herz setzte einen Takt aus, als er sah was da lag. Es war das Buch "Geschöpfe der Nacht" welches sich Sirius und James aus der Bibliothek ausgeborgt hatten. Er sah einige Seiten die umgeknickt waren und als er die Seiten ansah, waren es Kreaturen, mit großen Krallen, die hier in der Umgebung lebten, auf der letzten umgeknickten Seite lag ein Stück Pergament drinnen, was mit Sirius Schrift geprägt war. Es standen die Monster von den umgeknickten Seiten drauf und Fakten über die Monster. Remus nahm den Zettel raus und als er umblätterte bekam den Schock seines Lebens, als er sah, dass das nächste Kapitel "Werwolf" war. Die Seite war zwar noch nicht gelesen worden, aber Sirius und James würden es sich durchlesen und dann würden sie draufkommen dass Remus in Wirklichkeit ein Monster war und dann würden sie nicht mehr mit ihm befreundet sein wollen, Remus bekam so Panik und wusste nicht was er machen soll und weil er die Schritte von seinen Freunden hörte, die wieder zurück kamen, nahm er das Buch und schmiss es unter seine Matratze und setzte sich rauf und versuchte sich wieder zu beruhigen und die rote Farbe aus seinem Gesicht zu bekommen.
"Man Peter, du musst echt besser auf deine Eule aufpassen." sagte Sirius als sie wieder in den Schlafsaal kamen. Peter nickte und gab seine Eule wieder in den Käfig zurück und schaute dass er gut verschlossen war, dass sie nicht wieder weg flog.
"Remus alles gut bei dir? Du siehst ein wenig blass aus." fragte James seinen Freund.
"JA! Alles gut bei mir, ich meine warum auch nicht, ist doch alles schön oder etwa nicht." sagte Remus mit lauter Stimme und fing dann an zu Schwitzen.
James sah ihn kurz verwirrt an, beschloss dann jedoch nichts zu sagen und widmete sich wider seinen Koffer.
"Ich ähm geh kurz raus, ähm ein wenig Luft schnappen." sagte Remus und stand auf und verließ schnell den Raum und ging hinaus aufs Schlossgelände. Er stapfte durch den Schnee und setzte sich auf eine Bank. Eine einsame Träne rollte ihm über die Wange, es machte ihn fertig zu wissen, dass Sirius, James und Peter vermutlich bald erfahren würden, was er ist und er hatte Angst vor dem was dann passiert. Tausende Fragen schossen ihm durch den Kopf und Remus verzweifelte immer mehr. Er merkte vor lauter Denken gar nicht wie sich die Kälte immer mehr um ihn schloss und nach wenigen Minuten seine Lippen blau werden ließ. Seine grünen Augen waren auf die peitschende Weide gerichtet und er fragte sich was sie bereits alles wussten und wie sie damit umgehen würden wenn sie herausfinden das Remus ein Werwolf war.
Nach einer geraumen Zeit fragte sich Remus wie lang er nun schon hier draußen war. Er wusste nicht ob es Minuten waren oder Stunden, aber es interessierte ihn auch nicht. Er wollte einfach draußen sitzen bleiben und den eisigen Wind um seine Ohren ziehen lassen. Er fror immer mehr und zitterte auch stark und er wusste dass es schon lange draußen saß. Gerade als er sich fragte ob man ihn schon suchen würde, bekam er als Antwort eine Decke über die Schultern gelegt und einen Kakao gereicht. Professor McGonagall stand hinter ihm und sah ihn mit einem besorgten Blick an.
"Was machen Sie hier draußen Mr. Lupin?" fragte sie ihn leise.
"Nachdenken." murmelte Remus.
"Mr. Lupin, ich sehe, dass Ihnen etwas am Herzen liegt und ich wollte wissen ob Sie nicht einfach darüber reden möchten?" die Stimme von McGonagall war ruhig.
Remus sah sie kurz an, bevor er den Kopf schüttelte. Er nahm einen großen Schluck von seinem Kakao und fühlte wie er von innen gewärmt wurde. McGonagall blieb weiterhin hinter Remus stehen und als er seinen Becher ausgetrunken hatte, reichte er ihn seiner Professorin und murmelte ein "Dankeschön".
"Kommen Sie Mr. Lupin. Wir gehen wieder ins Schloss hinauf, hier draußen erfrieren Sie mir." Remus nickte, stand auf und folgte McGonagall zurück ins Schloss und sie begleitete ihn hinauf in seinen Gemeinschaftsraum. Remus bedankte sich noch einmal für den Kakao und schritt langsam in den Gemeinschaftsraum. Kein Schüler war hier und als er auf die Uhr sah, bemerkte er dass er drei Stunden weg war und die Schüler gerade alle sich fertig fürs Bett gemacht haben werden. Remus sah aus den Fenster und bemerkte erst jetzt wie dunkel es draußen war und er war sehr erstaunt dass er draußen nicht gemerkt hatte, wie dunkel und spät es wirklich war.
Remus war todmüde und wollte schlafen gehen und schritt langsam hinauf in den Schlafsaal. Er hatte ein wenig Angst vor der Reaktion seiner Freunde und er hatte auch Angst dass sie bemerkt hatten, dass das Buch nicht mehr hier war und vielleicht hatten sie es schon unter seiner Matratze gefunden. Vielleicht standen sie drinnen und wenn er reinkommen würde, sagten sie ihm dass sie nicht mehr mit ihm befreundet sein wollen und er woanders schlafen soll.
Remus blieb vor der Türe stehen und seine Hand zitterte, als er nach der Klinke griff. Als er sie umfasst hatte, blieb er noch ungefähr fünf Minuten stehen, bevor er sich ans Herz fasste und sie langsam runterrückte. Als er die Tür geöffnet hatte, strahlten ihm drei Gesichter entgegen, die sich Sorgen um ihn gemacht hatten. Remus schloss die Türe wieder und zog sich seinen Pyjama an, bevor er in sein Bett kletterte und das Licht losch.
"Gute Nacht Remi." eklang Sirius Stimme in der Dunkelheit.
"Nacht Siri." murmelte Remus zurück und kuschelte sich in seinen Polster. Morgen würde er wieder nachhause fahren und seine Familie sehen und mit einem Lächeln schlief Remus schließlich ein.

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