•Vier•

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... von perfekten Kleidern und nervigen Typen.

Die nächste Woche bei Marls war wirklich schön! Wir unternahmen viel, aber hatten auch unsere Nachmittage und Abende, an denen wir einfach nur redeten oder jede für sich ein Buch las.

Auch unsere Kleider hatten wir schon besorgt. Meins war grün, knielang, trägerlos und wunderschön. Wäre ich Marls, wüsste ich noch viel mehr über den Stoff und den Schnitt des Kleides. Aber ich war nicht Marls und würde auch nicht lügen, wenn ich sagen würde, ich mochte kein shoppen und den ganzen Kram.

Es war auch schon recht erstaunlich, dass ich nicht aufgegeben hatte, sondern das perfekte Kleid gefunden hatte.

Ich saß gerade auf meinem beziehungsweise Marls Bett und wartete darauf, dass ebengenannte endlich mit dem Duschen fertig werden würde. Unterdessen machte sich mein Gehirn mal wieder tausende Gedanken um den restlichen heutigen Tag.

Der Tag würde gut werde, redete ich mir ein. Klar, Potter würde da sein , aber ich würde ihn einfach ignorieren und mit Marls Spaß haben. Wer weiß, versuchte ich mich aufzumuntern, vielleicht würde ich ja einen hübschen Jungen treffen!

Als Marls dann endlich aus dem Bad war, ging ich hinein, duschte mich und zusammen machten wir uns fertig. Ich beschloss meine goldenen Kreolen zu dem Kleid zu tragen und suchte jetzt nach etwas was dazu passte. Leider war das, wie Marls ganz richtig feststellte, das Armband von Potter.

Nach einer kurzen Diskussion band ich mir das  Ding dann schließlich um. Ich dachte mir einfach, Potter sollte schon sehen, dass ich den Schmuck hübsch fand, vielleicht würde er mir dann mehr von der Sorte schenken.

Nach einer guten Stunde hatten wir es endlich geschafft, Marls Ansprüchen nach zu kommen und nahezu perfekt auszusehen.

Wir gingen nach unten, wo die restlichen McKinnons bereits auf uns warteten, und apparierten mit ihnen zu einem mir unbekannten Gebäude.

Mrs. Mckinnon erklärte mir, dass das eines ihrer Hauptquartiere war, was in meinen Ohren ein wenig komisch klang. Meiner Auffassung nach hatte man normalerweise nur ein HAUPTquartier.

Nachdem festgestellt wurde, dass wir keine Todesser waren, durften wir den Saal betreten, der mich mit seinen Tischreihen und dem freien Platz vorne, der hier wahrscheinlich eine Tanzfläche darstellen sollte, an die große Halle in Hogwarts erinnerte. Alles war schön dekoriert und leise Musik dudelte, die allerdings von den verschiedensten Unterhaltungen übertönt wurde.

Marls steuerte zielsicher auf einen Tisch zu. Anscheinend gab es hier sowas wie Stammplätze. Ich folgte ihr einfach mal und wollte mich gerade neben sie setzen, als ich eine mir bekannte Stimme hörte.

"Hey Evans, was machst  du denn hier?", rief Black nicht gerade leise, was ihm einen strafenden Blick von Mrs. Potter einbrachte, die gerade mit ihrem Mann, ihrem Sohn und Black in den Saal getreten war.

Potter zuckte zusammen, als er meinen Namen hörte, blickte in meine Richtung, fuhr sich mit der Hand durch das eh schon zerstrubbelte Haar und lächelte mich mit diesem Ich-bin-James-Potter-und-bekomme-jedes-Mädchen!-Auch-dich-ob-du-willst-oder-nicht!-Lächeln an. Ich rollte nur mit den Augen und warf den Beiden dann einen bösen Blick zu.

Marlene unterbrach dann schließlich das Angestarre und Angelächle indem sie sagte: "Lils hat in der letzten Woche bei mir gewohnt, weil sie ihre Schwester und das Nilross satt hatte." Black, der gerade ein Schluck Kürbissaft hatte trinken wollen, prustete diesen jetzt fast über den Tisch vor lachen, als er das Wort 'Nilross' hörte.

Potters Reaktion hingegen fiel anders aus. Er hatte, was hätte man auch anderes erwartet, nur den Teil des Satzes mitbekommen, in dem gesagt wurde, dass ich die letzte Woche nur drei Straßen weiter gewohnt hatte, ohne dass er das wusste.

Er starrte Marlene wütend an: "Warum habt ihr uns das nicht gesagt? Wir wären bestimmt auch mal vorbei gekommen." "Also 1. Krone, wäre es nicht 'mal', sondern die ganze Woche und 2. wahrscheinlich um genau das zu verhindern", erklärte Black, der sich von seinem Lachen erholt hatte, seinem besten Freund.

"Wow, du bist schlauer als ich dachte Black", erwiderte ich sarkastisch und mit einem nicht ganz echten Lächeln. "Tja Evans, es gibt so einiges, was du von mir nicht weißt", sagte dieser darauf mit einem gekonnt lässigen Unterton, während Potter Marls immer noch mit seinen Blicken erdolchte.

Ich erhob mich schließlich, bevor mein 'Gespräch' mit Black noch ausgeartet wäre, und ging zur Toilette. Auf dem Weg dorthin stieß ich allerdings mit jemandem zusammen.

Er war recht groß und muskulös und sein 'perfektes' Gesicht zierte ein noch arroganteres Grinsen, als das von Potter manchmal. Ich entschuldigte mich und wollte schnell zur Toilette flüchten. Doch anscheinend war er mit dieser Planung nicht ganz zufrieden, denn er hielt mich am Arm zurück,  sah mich immer noch mit diesem Grinsen an und fragte mich: "Wer bist du denn? Ich hab dich noch nie auf diesen Treffen gesehen."

Ich schloss die Augen und atmete seehr tief durch. Ganz ruhig Lily, versuchte ich mich zu beruhigen, das hier ist nicht Hogwarts, du kannst diesen Typen nicht vor versammelter Mannschaft zusammen schreien.

Dann drehte ich mich zu ihm um, zeigte ihm ein 'leicht' übertriebenes und falsches Lächeln und antwortete: "Lily Evans"

Er runzelte kurz die Stirn und es sah so aus, als würde er nachdenken, was ich ihm definitiv nicht zutraute. Ich begann mich langsam zu fragen, wie seine Eltern die Aurorenprüfung geschafft hatten, wenn sie so ein Kind aus ihren Genen gebracht hatten. Aber andererseits hatten auch Potters Eltern die Prüfung bestanden.

Anscheinend war er fertig mit Nachdenken, denn leider sprach er jetzt: "Evans? Hab ich noch nie gehört. Ach und ich bin Jack McLaggen."

"Könnte daran liegen, dass ich Muggelstämmig bin", ich versuchte meinen Arm aus seinem Griff zu befreien, doch ich hatte seine Kraft, die das Einzige war, was er im Überfluss besaß, neben Dummheit natürlich, unterschätzt.

"Was machst du dann hier?", fragte er und das brachte bei mir das Fass so langsam zum Überlaufen. "Nun, das hier ist ein Aurorentreffen und keine Todesserversammlung", mit einem starken Ruck zog ich meinen Arm dann doch aus seiner Hand.

Ich wollte gerade wieder Flüchten, doch dieser Typ war echt hartnäckig! Diesmal lies ich gar nicht erst zu, dass er meinen Arm festhielt, sondern blieb mit genügend Abstand von ihm stehen und drehte mich mit einem genervten Gesichtsausdruck, der inzwischen das Fakelächeln besiegt hatte, zu ihm um.

"Das sollte nicht böse gemeint sein, aber es gibt keine Muggel-Auroren oder?" Ich wank mit einer Hand ab, was er anscheinend als Aufforderung zum Weitersprechen empfand, denn es sprudelte wie ein Wasserfall aus ihm heraus:

"Also, du gehst nach Hogwarts, oder? Wenn nicht, woher kennst du dann Potter und Black? Hast du einen Freund?  Wenn ja, ich denke, ich wäre da schon die bessere Wahl! Ich gehe übrigens nach Durmstrang. Ich glaube du hast schon von der Schule gehört oder? Hättest du Lust, dich in den nächsten Ferien mal mit mir zu treffen? Ach was frage ich, natürlich hast du Lust..."

Dass ich dabei nicht mal antworten konnte, interessierte ihn dabei herzlich wenig. Ich sah mich nach dem besten Fluchtweg und entdeckte eine kleine Tür, durch die der Schrank hier vor mir höchstwahrscheinlich nicht mal durchpasste. Ich unterbrach seinen Monolog und lenkte dann das 'Gespräch' auf seine Eltern. Als er diese dann holen wollte um sie mir vorzustellen, ergriff ich die Flucht und verschwand schnell in das Versteck, hinter der Tür.

Schweratmend und erleichtert lehnte ich mich gegen die Wand, als ich jemanden neben mir das gleiche tun sah. Überrascht und mit hochgezogener Augenbraue blickte ich zu ihm rüber: "Potter? Was machst du denn hier drin?"

J.I.L.Y.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt