•Elf•

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...von lesenden James und rotwerdenden Lilys.

Ich ging Marls und Mary so gut wie möglich und mit der sehr kreativen Ausrede 'ich muss noch in die Bibliothek, lernen und so' aus dem Weg. Nicht, dass ich sauer auf sie war, weil ich wegen ihnen neben Potter oder James, wie auch immer, sitzen musste, sondern, weil ich keine Lust auf ihre Fragen hatte und die würden sie nach dem Vorfall eben hundertprozentig stellen.

So stand ich also, um meine Ausrede zu unterlegen und weil ich Bücher brauchte in der Bibliothek und durchstöberte die Regale nach etwas interessantem. Auf meinem Arm waren bereits fünf Bücher gestapelt. Eins über Patroni, eins über Animagi, zwei für Zaubertränke und eins, dass ich nur mitgenommen hatte, weil der Einband so schön aussah.

James:

Ich befand mich gerade in der Bibliothek. So komisch es klingen mag, auch James Potter, Rumtreiber, Streichemeister, unangemeldeter Animagus und so weiter, befand sich mal in der Bibliothek.

Der Grund war nicht Moony. Ich kannte auch eigentlich niemanden, der so verrückt war, schon am ersten Schultag zu lernen, geschweige denn seine Freunde dazu zu zwingen. Außer vielleicht , außer die dummen Rawenclaw-Schlampe, die Tatze in Zaubertränke klar gemacht hatte. Nicht einmal Lily würde so etwas tun.

Apropos Lily, ich könnte ja mal nach dem Muggelbuch suchen, obwohl es eher unwahrscheinlich war, dass sie hier in Hogwarts Muggelbücher hatten.

Der eigentliche Grund, warum ich hier war, war, dass Tatze mein 'Quidditch im Wandel der Zeiten' zerstört hatte und ich jetzt, bis das neue Exemplar kam, einen Ersatz brauchte.

Ich mochte lesen nicht wirklich gerne, das war eher Lilys oder Moonys Ding, aber ohne mein 'Quidditch im Wandel der Zeiten' konnte ich einfach nicht.

Ich hatte es gerade gefunden, als eine mir bekannte rothaarige, in Gedanken versunkene Person in mich hinein lief. Wir fielen beide geradewegs auf den Boden und gut sieben Bücher segelten auf uns herab. Ich konnte das Buch über Animagi erkennen, dass ein Teil zu unserer Verwandlung beigetragen hatte und beschloss, es so unauffällig wie möglich verschwinden zu lassen.

Lily war eine sehr schlaue Hexe und würde sie das Buch lesen, würde sie mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit die richtigen Schlüsse ziehen, was ich eher vermeiden wollte. Ich wollte es nicht ewig vor ihr geheim halte, schon gar nicht, falls wir irgendwann zusammen kommen würden, aber a) wusste ich nicht, was Tatze dazu sagen würde und b) müsste ich dann auch Moonys Geheimnis preisgeben.

Ein süßes Räuspern riss mich aus meinen Gedanken. Moment! Wie konnte ein Räuspern süß sein? Das kam definitiv aus dem Teil meines Gehirns, der nicht mehr richtig funktionierte, seit ich Lily Evans das erste Mal begegnet war.

Ich blickte auf und direkt in ihr gerötetes Gesicht. Ich hatte sie außer vor Wut noch nie in gerötet gesehen. Ein Lächeln fand den Weg auf mein Gesicht.

"Entschuldigung", murmelte sie, "aber ich dachte, ich wäre alleine in der Bibliothek. Am ersten Tag kommen noch nicht so viele. Apropos, was machst du eigentlich hier? Seit wann geht James Potter freiwillig in die Bibliothek? Ich hoffe doch nicht, um mir nach zu spionieren."

Bei ihren letzten Worten verengten sich ihre Augen zu Schlitzen. "Nein, nein, Tatze hat nur mein Buch geschrottet und bis das neue kommt, brauch ich Ersatz", wie zum Beweis hielt ich das Buch hoch, welches neben mir gelandet war. Sie nickte nur kurz, doch wurde spürbar freundlicher.

Ich rappelte mich vorsichtig auf und half dann erst ihr und dann ihren Büchern hoch, vorbei ich das Animagi-Buch heimlich einsteckte. Glücklicherweise hatte sie so viele Bücher mitgenommen, dass ihr das Fehlende momentan nicht auffiel.

"Danke", sagte sie und strich sich eine ihrer Haarsträhnen aus dem wunderschönen Gesicht. Merlin, was würde ich nicht alles tun, um das an ihrer Stelle zu tun. Ich sagte doch, dass der teil nicht mehr funktionierte.

"Hast du alles?", fragte ich sie und auf ihr Nicken hin fuhr ich fort: "Dann könnten wir doch zusammen hoch zu unseren Räumen gehen oder nicht?" Wieder nickte sie, wenn auch ein bisschen zögernd.

Lily:

Merlin, was hatte das Schicksal denn gegen mich? Da geht man den dummen Fragen aus dem Weg und rennt in der Bibliothek, in der BIBLIOTHEK, in James Potter rein. Ich wusste nicht einmal, ob er und Sirius lesen konnten. Fairer Weise musste ich zugeben, dass das vielleicht ein bisschen übertrieben war, immerhin hatten beide ihre Zags bestanden.

Ich hatte sehr wohl bemerkt, dass er eins der Bücher eingesteckt hatte. So blöd war ich nun auch wieder nicht. Gut, ich hatte ihn angestarrt und es nur deshalb bemerkt, aber wer nimmt es mir übel, so gut wie er aussieht? Meine Gedanken waren definitiv in die falsche Richtung unterwegs!

Ich wusste, dass er nicht wollte, dass ich es lese, denn ich ging mal stark davon aus, dass er mich gefragt hätte, wenn er es einfach selber lesen wollte, dennoch rieb ich es ihm nicht unter die Nase, denn ich wollte selber heraus finden, warum ich ein Buch über Animagi nicht lesen sollte.

Ich bemerkte erst, dass wir schon angekommen waren, als James mich mit hochgezogener Augenbraue ansah und mich fragte, ob ich denn nicht rein wolle.

Ich blinzelte zweimal kurz, um die Gedanken loszuwerden und trat dann durch das Portrait. Ich stellte meine Bücher neben das Sofa mit den Flauschkissen und schnappte mir das mit dem schönen Einband.

Relativ schnell musste ich feststellen, dass das Buch eine sehr große Ähnlichkeit mit den meisten von Sirius' jetzt Ex-Freundinnen hatte: Schöner Einband, grottiger Inhalt. Allerdings tat ich weiterhin so,  als würde ich lesen und dachte über die Zaubertrankstunde und Snape nach.

Wann war es soweit gekommen, dass mein bester Freund Leute wie mich verabscheute? Warum hatte ich das nie bemerkt?

Marls, Mary, Sirius, James, Remus, ja sogar Alice hatten mich vor ihm gewarnt, hatten gesagt, dass er mit den falschen Leuten rumhing, dass er immer tiefer in die dunkle Magie reinrutschte, dass er immer mehr zum Todesser, zu den Leuten, die mich tot sehen wollen, wurde.

Bei Sirius, James und Remus hatte ich es immer als Vorurteil gegen Slytherin abgetan und bei Marls und Mary als Eifersucht, weil ich oft mehr mit ihm als mit ihnen gemacht hatte.

Ich spürte, dass mir gleich die Tränen kommen würden, und da ich wusste, dass James immer noch neben mir auf dem Sofa saß und sein lebensnotwendiges Quidditch-Buch las oder mich anstarrte und ich nicht vor ihm weinen wollte, stand ich auf und ging nach oben in mein Zimmer.

Ich legte mich auf mein Bett und die Gedanken kreisten weiter.

Severus Snape, der Junge, der mir die Magie gezeigt hatte, der für mich da war, als Petunia mich 'Freak' nannte, aber mich fünf Jahre später Schlammblut nannte und so langsam zum Todesser wurde. Der Junge, den ich immer vor den Leuten verteidigte, die jetzt mich vor ihm verteidigten.

Ich strich mir kurz die Tränen aus den Augen, doch es waren nicht so viele, wie ich erwartet hatte.

Dann Remus, den ich schon immer mochte, auch, wenn er mit James und Sirius abhing und irgendein Geheimnis vor mir hatte, dass ich auf jeden Fall noch herausfinden wollte.

Sirius, der mich vor dem verteidigte, den ich einst vor ihm verteidigte und der immer mehr Snapes Platz einzunehmen schien. Ich wusste, dass er es schwer mit seiner verkorksten Familie hatte, ähnlich  wie ich mit Petunia, und trotzdem knickte er nicht ein, sondern war Selbstbewusst wie kaum jemand. Früher hatte ich ihn dafür angeprangert, doch jetzt wusste ich, dass es keine Arroganz sondern Stärke war.

Und zu guter Letzt James, der gutaussehende schwarzhaarige Junge, der mich immer wieder zur Weißglut trieb, der Junge, der mich in letzter Zeit so verwirrte. Vielleicht sollten wir das Kriegsbeil begraben?

Vielleicht...

Irgendwann...

J.I.L.Y.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt