•Sechzehn•

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...von kranken Lilys, besorgten James und verliebten Marlenes.

Immer noch geschockt, totmüde und verschwitzt wachte ich auf. Ich wusste, dass heute Unterricht war. Ich wusste, dass es nicht so klug war, in der zweiten Woche als Schulsprecherin zu spät zu kommen. Und ich wusste, dass wir heute in der ersten Stunde Zaubertränke hatten und Slughorn mich vermissen würde. Trotzdem blieb ich im Bett liegen.

Ich hörte ein Klopfen an der Tür und mit all meiner gerade vorhandenen Kraft griff ich zu meinem Zauberstab, um sie zu öffnen. Ich hatte niemand Anderen erwartet, aber dennoch überraschte es mich,  als James mein Zimmer betrat.

"Lily, wir müssen lo-", er brach ab, als er mich im Bett liegend erblickte, "Merlin, was ist denn mit dir los? Ich nehme mal an, du gehst heute nicht zum Unterricht." Ich hatte gehofft, nicht so schlimm auszusehen, aber so wie er mich ansah, musste ich einer Leiche ähneln.

Er legte seine Hand an meine Stirn und blickte mich mit sehr besorgtem Blick an. #

Momentmal, seit wann konnte James Potter besorgt sein, fragte ich mich.

Es gab normalerweise kaum Momente, in denen er nicht eins seiner Grinsen auf den Lippen trug, auch wenn er sehr viele verschiedene hatte.

"Du hast ja Fieber, Lily! Ich hol mal Madame Pomfrey", und schon war er aus dem Zimmer. Ich grunzte kurz, drehte mich auf die andere Seite und schaffte es tatsächlich wieder einzuschlafen, bis mich eine Hand wieder aufweckte, indem sie mich packte und zurück drehte.

Ich blinzelte kurz und sah dann verschwommen in das Gesicht von Madame Pomfrey, die jetzt auch meine Stirn betastete und dann etwas sagte, dass ich nur gedämpft wahrahm und so nicht wirklich verstand. Nur vereinzelte Wortfetzen fanden den Weg in mein Gehör. Darunter 'sehr hohes Fieber', 'viel Ruhe' und 'Unterricht', was auch immer Letzteres damit zu tun hatte.

Ich kam nicht dazu, mir mehr Gedanken darüber zu machen, denn der Schlaf übermannte mich erneut.

Marlene

Ich war soo Glücklich! Selbst beim Aufwachen hatte ich ein Lächeln auf den Lippen gehabt und normalerweise war ich immer der Morgenmuffel hoch 7.000. Komisch war nur, dass ich Lils noch nicht getroffen hatte. Sie war doch sonst immer so überpünktlich.

Naja, auch Lily Evans durfte mal verschlafen, dachte ich mir. Außerdem hatte ich gerade eine momentan viel wichtigere Person entdeckt. Louis. Allein wenn ich ihn ansah, merkte ich, wie mein Herz fast zersprang und ich kaum noch stehen konnte, weil meine Knie sich anfühlten, als hätte mir jemand einen Wabbelbein-Fluch angehext!

Ich lief auf ich zu und begrüßte ihn stürmisch mit einem leidenschaftlichen Kuss, den er natürlich erwiderte. Das Date war echt fantastisch gelaufen, aber das war ja auch kein Wunder, wenn man es mit so einem perfekten Typen hatte. Louis war super süß und romantisch und nett und witzig und...

Ich wurde aus meinen abdriftenden Gedanken gerissen, als wir in der großen Halle ankamen und Louis mich fragte, ob wir uns an den Ravenclaw- oder den Gryffindor-Tisch setzten sollten. Da ich komischerweise weder Lily, noch James erblickte, stimmte ich für Rawenclaw, wo er mich erstmal seinen Freunden vorstellte.

Sie schienen allesamt ganz nett zu sein. Es waren vom Typ her Leute, mit denen ich hin und wieder quatschen würde, aber ansonsten lebten wir getrennte Leben. Sie redeten über irgendein Thema, dass mich nicht wirklich interessierte und so driftete ich mit meinen Gedanken wieder etwas ab, während ich mich dichter an Louis Brust kuschelte. Sie war nicht so durchtrainiert, wie zum Beispiel James' oder Sirius', aber ziemlich bequem!

Ich war wirklich froh, dass ich jetzt offiziell seine Freundin war. Wir hatten uns ja schon in den Ferien getroffen und regelmäßig Briefe gewechselt. Es hatte sich halt alles einfach so gut angefühlt. So hatte ich mich noch nie gefühlt. 

Ich lächelte bei dem Gedanken, wo ich dieses Gefühl zum ersten Mal verspürt hatte.

Wir waren uns zufällig in der Winkelgasse über den Weg gelaufen, im Bücherladen um genau zu sein, und waren dann zusammen noch einen Kaffee trinken. Er war so zuvorkommend gewesen, dass es sich dauerhaft in mein Gedächtnis gebrannt hatte. Er hatte die Bestellung komplett alleine geholt, obwohl er dafür zweimal laufen musste, und hatte auch alles bezahlt. Ein richtiger Gentelman eben!

Und dann, als wir uns da so gegen über saßen und unseren Cappuccino schlürften, traf mich dieses Gefühl wie ein Blitz. Es musste eine Art Liebe auf den zweiten Blick gewesen sein. Ich blickte in seine wunderschönen meeresblauen Augen und zum ersten Mal fiel mir auf, wie wunderschön Louis eigentlich war.

Er hatte zwar keine Modelmaße wie zum Beispiel Sirius, aber er war auf seine Art und Weise so einzigartig wunderschön gewesen und war es natürlich immer noch! Ich ärgerte mich wirklich, dass ich diesen Typen all die Jahre in Hogwarts übersehen hatte.

Nach diesem Treffen blieben wir weiterhin in Briefkontakt und er schickte mir sogar regelmäßig meine Lieblings Süßigkeiten, was ich super süß von ihm fand. Auch jetzt noch, wo wir uns fast jeden Tag sahen, hockte einmal die Woche seine Eule an meinem Fenster.

Louis holte mich mal wieder aus meinen Gedanken. Diesmal allerdings indem er mir einen sanften Kuss gab. Wie aus Reflex zog ich mich noch dichter an ihn ran. Die 'nehmt euch ein Zimmer'-Rufe seiner Freunde ignorierend vergrub ich meine Hände in seinen weichen Haaren und seufzte leicht vor Glück. Er lächelte mich an, ebenfalls glücklich.

Meine Sorgen um Lily und James waren schon lange in den Hintergrund geraten. Ich lief glücklich wie noch nie an Louis Hand mit ihm zum Unterricht.

James

Es tat mir in der Seele weh, Lily so leiden zu sehen, ohne etwas dagegen tun zu können. Es wunderte mich ehrlich gesagt, dass Marlene hier noch nicht total besorgt aufgekreuzt war. Gut, Poppy hatte nur mich und Lily vom Unterricht befreit. Mich, weil sie der festen Überzeugung war, dass man Lily nach dem was gestern passiert war nicht alleine lassen konnte. Aber das würde die Marlene, die ich kannte, noch lange nicht davon abhalten, hier hereinzustürmen und ein riesiges Theater zu veranstalten.

Da war aber noch eine Sache, die mich nachdenklich machte. Und zwar die Tatsache, dass Lily meinen Namen im 'Schlaf' geflüstert hatte. Die Frage die meinen Kopf nun die ganze Zeit durchlief war: Ist das gut oder schlecht? Ich wusste es nicht und genau das wurmte mich so.

Sie hatte zwar zugegeben, dass sie mich nicht mehr hassen würde und wir waren uns in der letzten Woche näher, als in den sechs Jahren davor zusammen. Aber ich wusste einfach nicht, wo ich momentan bei ihr stand.

Eigentlich war es doch ein gutes Zeichen, dass sie mich gestern Abend nicht von sich gestoßen hatte, überlegte ich. Es hatte sich so gut angefühlt, sie in den Armen zu halten. Auch wenn es wegen so einer Sache war. Doch andererseits hatte sie mir zugetraut, eine Schülerin so zuzurichten, dass diese für nicht absehbare Zeit im Krankenflügel gelandet war, was wiederum nicht von einem guten Verhältnis zwischen uns beiden zeugte. 

Ich wusste in Bezug auf Lily momentan rein gar nichts. Außer natürlich, dass ich sie liebte!

Was ich jedoch wusste, war, dass der Krieg vor der Tür stand.

Und, dass ich alles tun würde, um Lily zu beschützen, egal ob sie in meinen Ring am Finger trug oder den eines anderen!

J.I.L.Y.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt