J.I.L.Y.

•Zwölf•

...von Bambies und Mädchengesprächen.

Am nächsten Morgen wurde ich mal nicht von Petunias Stimme oder meinem Weckzauber geweckt, sondern schlief schön lange. Ziemlich gut gelaunt stand ich auf, zog mir schnell etwas an, da ich nicht vorhatte zu duschen und machte mich auf in Richtung Bad.

Als ich gerade den Lidstrich für mein eines Auge gezogen hatte und demnach ziemlich komisch aussah, kam James herein, offenbar auch mit der Absicht, sich fertig zu machen. Ich blickte nur kurz auf und sagte dann gut gelaunt: "Ich hoffe, du willst nicht duschen!"

Er schüttelte nur kurz verwirrt den Kopf und sah mich dann ein wenig belustigt von der Seite an. Wie schon gesagt, mit nur einem Lidstrich sah ich dezent merkwürdig aus. Ich drehte mich wieder zum Spiegel, von denen es hier zum Glück zwei gab und setzte den Eyeliner nun auch beim zweiten Auge an.

Ich merkte zwar, dass er in der Tür stand und mich immer noch anstarrte, aber ich ignorierte es einfach, denn a) hatte er wahrscheinlich noch nie einem Mädchen beim schminken zugeschaut und b) wollte ich mir meine äußerst gute Laune nicht verderben lassen.

Er war schneller fertig, als ich erwartet hatte und so waren wir gleichzeitig fertig. Wir hatte uns während wir uns fertig machten noch ein wenig unterhalten und ich hatte erfahren, dass ich, obwohl ich ein Mädchen war, weniger Zeit im Bad brauchte als Sirius.

In der großen Halle saßen bereits Marls, Mary und Remus, die ihr angeregtes Gespräch unterbrachen, um mich fragend anzusehen. Nachdem ich ihnen gestern mehr oder weniger aus dem Weg gegangen war und heute lachend mit James Potter zum Frühstück kam, hatten sie auch allen Grund dazu.

Ich setzte mich zu ihnen und sagte nur kurz: "Nach dem Frühstück, wo wir ungestört sind." Mary nickte nur kurz zustimmend, doch Marls sah nicht zufrieden mit meiner Antwort aus. Einzig und allein die Ankunft von Sirius, der gerade 'leicht' verschlafen die Halle betrat, konnte sie ablenken.

"Wow Tatze, was machst du denn schon vor zwölf außerhalb deines Bettes, hast du dich im Wochentag vertan?" "Sehr lustig Bambie", erwiderte der nur kurz und ich runzelte die Stirn. Bambie?

"Nenn mich nicht Bambie, Pfötchen!", verteidigte sich James, worauf eine große Diskussion zwischen den beiden ausbrach, in die schließlich ein leicht genervter Remus eingriff. Er hexte den beiden einen 'Silencio' auf den Hals und fünf Minuten später, als die beiden endlich bemerkt hatten, dass der andere sie nicht mehr hören konnte, verstummten sie auch.

Ich nahm den Zauber von ihnen und fragte dann interessiert: "Was sollen eigentlich diese dämlichen Spitznamen und Sirius, woher kennst du einen Muggelfilm?"

Die beiden sahen sich kurz an, bis James antwortete: "Sie kommen von unseren Patroni. Meiner ist ein Hirsch, deswegen Krone, Sirius' ist ein Hund, deswegen Tatze und Remus' ist ein Wolf, deswegen Moony." "Und ich kenne einen Muggelfilm, weil meine Eltern Muggelsachen verabscheuen."

"Wo ist da die Logik?", fragte Mary und Marls antwortete: "Er liebt alles, dass seine Eltern auf die Palme bringt." "Richtig erkannt, Marlene!"

Ich klinkte mich aus dem Gespräch aus, denn James' Erklärung hatte mich stutzig gemacht. Zunächst einmal war da das Zögern der beiden gewesen und außerdem hatten wir Patroni erst letztes Jahr gehabt, wo ich mit Schrecken feststellen musste, dass James das Gegenstück zu meinem Patronus hatte, allerdings nannten sie sich schon so seit der fünften Klasse. Außerdem machte mich die Sache mit dem Animagi-Buch immer noch stutzig und ich beschloss, es beim nächsten Besuch in der Bibliothek, auf jeden Fall mitzunehmen.

Marls stupsender Ellbogen riss mich aus den Gedanken und verwirrt blickte ich sie an. "Ich hatte gefragt, ob du fertig mit essen bist und wir jetzt reden können." Erst jetzt fiel mir auf, dass die Rumtreiber auch schon die Halle verlassen hatten. Ich nickte und Mary schlug vor, an den See zu gehen.

"Was?!" "James Potter ist in der Bibliothek gewesen?!" "Warum erzählst du uns das erst jetzt?" und "Naawww eine echte Jily-Aktion!", waren die Reaktionen der Beiden.

Wir hatten uns ein ruhiges Plätzchen eher Abseits gesucht und ich saß jetzt an einen alten, dicken Baum gelehnt, während Mary und Marls vor mir standen und geschockt, verwirrt und zufrieden auf mich hinunter blickten.

"Also Erstens: Ja, James Potter war in der Bibliothek und hat sogar ein Buch ausgeliehen und da es über Quidditch ist, bin ich mir ziemlich sicher, dass das nicht nur ne Ausrede war. Zweitens: Ich erzähle euch das erst jetzt, weil ich nicht wollte, dass ihr den ganzen Gemeinschaftsraum zusammen schreit. Und Drittens: Ihr habt schon nen Shipnamen für uns?!"

Marls nickte stolz. "Sirius war ja für Lames, aber ich finde, dass klingt mega Scheiße." "Halt", ich war wirklich schockiert, "ich meine, ihr denkt, dass ich jemals was mit James Potter anfangen würde?! Ich dachte, ihr kennt mich."

"Genau deswegen ja, Süße", sagte Mary jetzt und lehnte sich ebenfalls gegen den Baum. "Komm schon, Lily, gib dem armen Jungen eine Chance", redete Marls auf mich ein.

"Verdammt Marls, wie oft hatten wir dieses Gespräch jetzt schon? Ich gebe zu, dass ich festgestellt habe, dass er nicht komplett Scheiße ist, aber ich werde trotzdem niemals, NIEMALS etwas mit ihm anfangen, Verstanden?"

Langsam regte mich dieses Mädchen echt auf. Sie konnte doch nicht ernsthaft denken, dass ich in ihn verliebt war und, dass er wirklich in mich verliebt war. Irgendjemand hatte ihr definitiv auf den Kopf gehauen. Ich würde entweder auf Sirius oder James tippen oder einfach beide zusammen.

Sie seufzte bloß und blickte hilfesuchend Mary an, welche allerdings nur mit den Augen rollte und sagte: "Du kannst dir die Mühe sparen. Irgendwann wird sie eh von selbst drauf kommen." Ich verdrehte meine Augen und schnaubte nur einmal abfällig.

"Aber jetzt mal zu dem Part, den ihr anscheinend überhört habt", wechselte ich das Thema, "was haben die drei für ein Geheimnis?"

"Also ich finde, wir sollten erstmal an das Buch kommen und zwar so, dass keiner der drei, vor allem nicht James, etwas davon mitbekommt", schlug Mary vor und Marls nickte zustimmend, sah mich aber mit einem Blick an, der sagte, dass das James-Thema damit noch nicht beendet war und sie spätestens nächstes Wochenende einen Mädels-Abend ansetzen würde.

"Gut, ich werd mich drum kümmern. Ich muss jetzt auch. Das Schulsprecherzeug mit Dumbledore und McGonnie bespricht sich nicht von selbst", sagte ich und machte mich auf den Weg in Richtung Schloss.

Die ganze Zeit geisterte mir das Gespräch noch im Kopf herum. Ich wollte mir genau überlegen, was ich auf Marls Fragen beantworten sollte, denn ich wusste, dass sie nicht lockerlassen würde und ich hatte ehrlich gesagt keine Ahnung, was ich zu dem Thema sagen sollte, also lief Spontan eher gar nichts.