•Achtundzwanzig•

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...von 'schlafenden' Lilys und einer tollen Familie.

Die nächsten Tage hing ich oft auch mit Hestia rum. Ich hatte den anderen zwar die komplette Geschichte erzählt, aber sie verstanden trotzdem nicht wirklich, warum ich ihr so leicht verziehen hatte. Nur James hatte nachdem die anderen ihr Unverständnis ausgedrückt hatten gesagt: "So ist Lily halt. Immer nett und sieht in jedem das Gute. Dafür lieben wir sie doch alle oder nicht?"

Der Satz hatte mich irgendwie verwirrt. Klar hatte er damit recht gehabt, ich fühlte mich wegen den kleinsten Dingen schlecht und versuchte immer positiv zu bleiben. Aber der letzte Satz gab mir Stoff zum Nachdenken.

"Dafür lieben wir sie doch alle."

Klar, er hatte es auf die Freundschaft zwischen uns allen bezogen, aber dennoch wurde ich das Gefühl nicht los, dass dahinter mehr steckte. Und was mich noch mehr verwunderte, ich wusste nicht, ob es schlecht war, dass vielleicht noch mehr dahinter steckte.

Die Aufgabe, die er mir gegeben hatte, hatte ich geschafft und so war es nicht zu einem, pardon zwei, Küssen gekommen. Das kam mir sehr entgegen, da mich ein Kuss noch mehr verwirrt hätte.

Ich saß gerade zusammen mit Hestia, Sirius und Mary draußen am Fluss, während Remus in der Bibliothek war und James noch seiner Mutter schreiben musste. Sie erwartete, wie Sirius mir erzählt hatte, jeden Monat einen Brief und da heute der 30. September war, wurde es höchste Zeit.

Während wir in der Sonne saßen und unseren Freitagnachmittag genossen, dachte ich über James nächste Aufgabe nach. Sie sollte nicht zu leicht sein, aber auch nicht zu fies, da ich ehrlich gesagt nicht allzu viel gegen ein weiteres Date hatte.

Sirius hatte seinen Arm um mich gelegt und sein Kopf lag auf meiner Schulter. Er war echt müde. Vorsichtig verwuschelte ich sein Haar. Ich war eine der Wenigen, die das durften. Ich lächelte. In letzter Zeit waren wir wie Bruder und Schwester geworden und wenn ich ehrlich war, bedeutete er mir jetzt schon mehr als Petunia.

Gerade als auch ich meine Augen geschlossen hatte, hörte ich die sehr angenehme Stimme von Hestias ehemaliger besten Freundin Dorcas. Sie lief kreischend auf Hestia zu und riss sie von Mary weg, mit der sie sich bis eben unterhalten hatte.

Die ganze Zeit rief sie irgendwas von Verrat und Schlampe. Ich versuchte gerade so aufzustehen, dass Sirius' Kopf nicht auf den Boden schlug, als Mary sich um die Angelegenheit kümmerte.

Sie war von uns diejenige gewesen, die Hest immer noch am skeptischsten gegenüber stand und umso mehr wunderte es mich, dass sie sich plötzlich so stark für sie einsetzte.

Das Ganze endete damit, dass Dorcas heulend davon stapfte und Mary sich zufrieden wieder hinsetzte und Hest beruhigte. Über Sirius' Haarberg hinweg lächelte ich ihr zu.

Nach einer Weile, in der ich fast schon eingeschlafen war, legte sich auch um meine andere Seite ein Arm. Ich drehte mühsam meinen Kopf und blickte mit halb geöffneten Augen in James' Gesicht.

"Schlaf ruhig weiter", lächelte er mich an, "du kannst es echt gebrauchen." Er hatte mich auch schon in den letzten Tagen mehrfach darauf angesprochen, dass ich neben dem ganzen Lernen zu wenig Schlaf bekam.

Als ich wieder aufwachte, lag ich immer noch zwischen den beiden Schwarzhaarigen Jungs, die sich über meinen Kopf hinweg leise miteinander unterhielten. Gerade sprachen sie über einen Streich, den sie für nächste Woche ansetzten. Ich tat weiter so, als würde ich schlafen und hörte ihnen gespannt zu.

Ich erfuhr unter anderem, wo und wann der Streich stattfinden würde und dass Remus genau deswegen in der Bibliothek saß. Er suchte nämlich nach Schlupflöchern in den Schulregeln, die ihnen diesen Streich erlaubten.

Plötzlich hörten sie auf zu Reden und ich konnte James' Atem an meinem Ohr spüren. Woher ich wusste, dass es James war? Weil er rechts von mir saß.

"Wie viel hast du gehört, Kleine?", fragte er flüsternd und ich konnte das fette Grinsen quasi hören.

Ich tat so als hätte er mich gerade geweckt, blinzelte verschlafen und fragte dann: "Hmm?" "Tu nicht so unschuldig", kam es jetzt von links, "egal wie viel es war, vergiss es am besten wieder."

Jetzt musste ich auch lächeln. "Was hat mich verraten?"

"Willst du das wirklich wissen?", Sirius Grinsen wurde mir eine Spur zu breit, "dein Atem ging schneller als Krone deine Hand genommen hat."

Ich wurde auf der Stelle knallrot. Sirius brach in lautes Gelächter aus und zog die Blicke vieler anderer auf uns. Unter anderem die von Snape und Mulciber, der sofort ein Kommentar dazu abgeben musste: "Jetzt hat das Schlammblut schon was mit zwei Blutsverrätern am laufen." Snape hingegen starrte einfach nur wütend auf uns und ich glaubte auch etwas wie Schmerz in seinem Blick zu sehen.

Sirius hörte auf zu lachen, stand auf und ging in Richtung der Slytherins, seinen Zauberstab lässig schwenkend. James sprang ebenfalls auf und auch ich folgte den Beiden.

"Suchst du Probleme, Mulciber?", fing Sirius an, "ich zumindest kann es nicht ab, wenn man meine Schwester beleidigt und als Schlampe hinstellt." Bei dem Wort 'Schwester' zuckte Snape zusammen und Mulciber grinste gehässig.

"Schwester? Ach wie niedlich, erst der Blutsverräter-Bruder und jetzt die Schlammblut-Schwester. Was kommt als nächstes? Die Muggel-Cousine?"

"Du hast den Werwolf-Bruder vergessen", sagte ich und ließ meinen Zauberstab kreisen, während ich mich an James lehnte.

Kurz war Mulciber aus dem Konzept gebracht, da er nicht verstand, worauf ich hinaus wollte. Wie denn auch? Snape hingegen sah nicht verwirrt aus. James hatte mir bereits von dem Vorfall mit ihm erzählt.

"Was genau will diese ach so glückliche Familie denn jetzt von uns?", sagte er.

"Klarstellen, dass sie Beleidigungen an Familienmitgliedern nicht duldet", kam es aus James Mund. Inzwischen waren auch Mary und Hest zu uns gestoßen.

Hauptsache wir waren nicht die, die zuerst angriffen, dachte ich mir und sendete den anderen einen Blick, der genau das deutete.

"Was wenn uns das aber nicht interessiert?", fragte Mulciber frech, "ich halte mich normalerweise nicht an die Dinge, die Blutsverräter und Schlammblüter zu mir sagen."

"Jaja, wir haben verstanden, dass du uns alle für Abschaum hältst. Trotzdem möchte ich dich daran erinnern, dass James und ich Schulsprecher sind und es nicht viel braucht, euch so viele Punkte abzuziehen, dass Slytherin den Pokal in den nächsten vier Jahren nicht mehr gewinnen und Dumbledore uns das nicht mal als Amtsmissbrauch eintragen wird."

"Was juckt mich der Pokal? Ich bin in nem Jahr eh weg von hier."

"Ich denke auch, dass wir nicht lange brauchen werden, Dumbledore davon zu überzeugen, dass du jetzt schon gehen und dich von Voldemort ausnutzen lassen kannst", James' Stimme zitterte vor Wut und ich drückte leicht seine Hand, um ihn zu beruhigen.

James brachte damit allerdings das Fass zum Überlaufen und ehe ichs mir versah, hatte Mulciber mich zu sich rüber gezogen und drückte seinen Zauberstab gegen meinen Hals, "Wenn du es noch einmal wagst seinen Namen auszusprechen, ist deine kleine Schlammblut-Freundin tot."

James blickte fassungslos zu mir und ich sah die Angst in seinen Augen. Auch Sirius blickte mich mit einem Hauch von Schrecken an.

"Hat noch jemand was zu sagen? Nicht? Gut, dann wird die liebe Evans uns jetzt begleiten. Wehe es rührt sich auch nur einer von der Stelle."

Er schubste mich grob vorwärts und als James Anstalten machte, uns hinterherzurennen, wurde der Zauberstab noch mehr in meine Kehle gedrückt und James bekam einen Fluch von Snape auf den Hals gehetzt.

Ich stolperte weiter vorwärts. In Richtung der Höhle des Löwen oder eher gesagt der Schlangen, da wir uns die Treppe runter zu den Kerkern begaben.

Juhuu, besser konnte ein Freitag ja gar nicht laufen, dachte ich und verfluchte meinen Sarkasmus, der in solchen Situationen nichts besseres zu tun hatte, als Kommentare abzugeben.

J.I.L.Y.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt