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PoV Tobi

Stumm schaue ich Keiko nach als diese den Gang entlang hastet und hinter der nächsten Ecke verschwindet.
Unfähig etwas zu tun...
Unfähig etwas zu sagen...
Noch eine Weile nachdem ihre Schritte verklungen sind stehe ich einfach nur da bevor ich mich dazu durchringen kann, mich zu bewegen. Kurzerhand transportiere ich mich mit Kamui in mein Zimmer und lasse mich dort auf den Rand meines Bettes sinken.

"Lauf jetzt ja nicht weg! Und hör auf mich an zu lügen!", hallt Keiko's Stimme durch meinen Kopf.

Wenn es doch nur so einfach wäre...
Mein halbes Leben lang bin ich immer vor allem weg gelaufen. Ich habe gelogen und angefangen mich hinter einer Mauer zu verstecken. Und die Maske, die ich trage, ist das Symbol dafür.
Das Symbol für meine Feigheit.
Denn nichts anderes ist dieses Versteckspiel.
Angst.
Ich habe Angst der Wahrheit ins Auge zu blicken.
Ich habe Angst davor, was meine Zukunft mir bringen könnte.
So sehr, dass ich mir die Vergangenheit mehr wünsche als alles andere.
Rin...
Ich wünsche mir dich so sehr zurück. Ich will, dass alles so wie damals wird. Dass ich dein Lächeln wieder sehen und dein Lachen wieder hören kann.
Ich vermisse dich...
Durch einen weiteren Einsatz von Kamui lasse ich die kleine Holztruhe aus meiner Dimension in meinen Händen erscheinen.
Zaghaft streiche ich über das glatte Holz und die verschnörkelten Muster.
Rin...

"Du sagst ich soll dir vertrauen aber wie wäre es, wenn du zuerst lernst mir zu vertrauen."

Keiko...
Du hast ja so recht. Aber wie soll ich dir vertrauen, wenn ich bisher immer nur enttäuscht wurde. Wird es bei dir anders sein?
Wenn ich dir zeige wer ich wirklich bin...
Wenn ich mich dir öffne...
Wirst du mich akzeptieren wie ich bin?
Wirst du mich immernoch anlächeln und mir von deinen Träumen erzählen, so kindisch sie auch sein mögen?
Oder wirst du dich von mir abwenden?
Wirst du mich verlassen?
Wenn ich mich selbst schon so sehr hasse wie groß wird dann dein Hass sein? Wie groß deine Verachtung?
Auf diese Fragen weiß ich keine Antwort und auch diese Ungewissheit macht mir Angst. Leichter ist es eine Maske auf zu setzen und jemand anderes zu sein als der der ich bin.
Rin...
Was würdest du mir raten?
Was soll ich tun?
Ich möchte Keiko nicht verlieren...
Sie ist mir wichtig. Wenn ich ihr lausche, ihr und ihrer optimistischen Sicht der Dinge, kann ich für einen Moment den Schmerz deines Todes verdrängen.
Für einen Moment habe ich dann das Gefühl gemocht zu werden und das ist wirklich schön.
Schon lange habe ich das nicht mehr gespürt. Ich dachte, mein Herz wäre mit dir gestorben, Rin.
Doch das ist nicht wahr.
Keiko hat es geschafft, dass es wieder schneller schlägt.
Sie hat es geschafft, dass ich mich wieder lebendig fühle.
Ich würde so gerne ehrlich zu ihr sein und das alles sagen, was ich denke.
Zögernd lasse ich meine Finger über das Siegel auf der Holzkiste fahren und konzentriere etwas Chakra. Vielleicht wird es Zeit mich meiner Vergangenheit zu stellen.
Vielleicht wird es Zeit der Zukunft entgegen zu blicken.
Einer Zukunft mit Keiko...
Als das Siegel auf der Holzkiste langsam verblasst öffne ich vorsichtig den Deckel und lasse meinen Blick über den Inhalt schweifen. Eine Sammlung all der Dinge, die mir früher die Welt bedeutet haben.
Mein Stirnband liegt darin, verkratzt und verbeult durch den Felsbrocken, der meinen halben Körper zerquetscht hat. Auch ein kleiner, roter Armreif befindet sich hier.
Er hat Rin gehört. Jeden Tag hat sie den getragen und geliebt wie nichts anderes.
Ein kleines Lächeln schleicht sich auf mein Gesicht als ich daran denke.
Dann nehme ich das Foto zwischen den anderen Sachen heraus und betrachte es näher. Es zeigt Minato, Kakashi, Rin und mich. Das war unser erstes Teamfoto.
Seufzend lege ich die Sachen zurück und schließe die Holzkiste.
Ich sollte Keiko die Wahrheit sagen...
Und das werde ich...
Ich muss sie suchen.

PoV Keiko

Die Arme um meine Beine geschlungen und den Kopf darauf abgelegt sitze ich auf dem Boden. Tief seufze ich bevor ich den Blick hebe um mich um zu sehen.
Nichts als Stein um mich herum und ab und an eine Fackel. Schilder wären wirklich klasse. Ich habe nicht den leisesten Schimmer wie ich zurück kommen soll. Oder überhaupt irgendwo hin!
Und irgendwie weiß ich noch nicht einmal, wie ich Tobi jetzt begegnen soll. Ist es so viel verlangt einfach einmal ehrlich zu mir zu sein?
Madara Uchiha...
So ein Blödsinn. Der Kerl müsste gut achtzig, neunzig oder was weiß ich wie alt sein. Doch was mich stutzig macht ist das Sharingan, das er mir gezeigt hat. Das Erbe des Uchiha-Clans.
Die einzigen, die nach dem Massaker noch am leben sind, sind Itachi und Sasuke Uchiha. Einer davon hier bei Akatsuki der andere in Oto-Gakure.
Aber wenn Tobi nicht Madara ist, wer ist er dann?
Und wieso hat er es nötig sich eine Maske auf zu setzen und zu verstellen?
Kopfschüttelnd verdränge ich diese Gedanken. Es bringt nichts jetzt darüber nachzudenken. Ich sollte mich lieber darauf konzentrieren, zurück zu finden.
Eine dunkle Stimme neben mir lässt mich erschrocken zusammen zucken und ich hebe meinen Blick zu dem Mann, der neben mir steht.
"Fuck, wieso sitzt du auf dem Boden?"
Fragend mustert mich Hidan mit lilafarbenen Augen.
Den kann ich ja jetzt überhaupt nicht brauchen.
"Wieso kümmert's dich?", gebe ich pampig zurück.
"Weil du kleine Bitch verfickt nochmal einfach so mitten im Gang sitzt und ausschaust als würdest du gleich anfangen zu heulen. Und ich komme zufällig hier durch und bekomm' von dem Gotteslästerer namens Pain eine auf den Deckel, wenn ich mich, ich zitiere, nicht um die Neue kümmere.", antwortet Hidan genervt und verschränkt die Arme vor der Brust.
"Du willst mir helfen?", frage ich hoffnungsvoll und der Mann vor mir rollt mit den Augen.
"Von wollen ist wohl keine Rede. Von mir aus kannst du hier kauern bis Jashin dich holt. Oh Mann... Steh auf Bitch. Du machst dich ja lächerlich."
Hastig rappel ich mich vom Boden auf und richte mich zu voller Größe auf.
"Lächerlich? Ich sag dir mal was lächerlich ist. Deine scheiß Frisur. So. Und jetzt sei so gut und beweg deinen Arsch um mir zu zeigen, wie ich zu Tobi's Zimmer komme."
Ein verschmitztes Grinsen erscheint auf seinem Gesicht als er sich ein wenig zu mir vor lehnt.
"Bittet man so etwa um einen Gefallen?"
Automatisch weiche ich einen Schritt zurück.
"Ich brauche deine Hilfe nicht unbedingt also..."
"Nicht unbedingt!? Bitch, ohne mich bist du verfickt nochmal aufgeschmissen! Also versuch's nochmal ein wenig netter. Und sag schön bitte, bitte."
Ich hasse diesen Kerl...

Hinter deiner Maske (Tobi FF/Obito FF | #ObiKo) || #Eulenaward2017 GewinnerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt