Der November ist wie im Flug vergangen, der Dezember angebrochen und somit haben auch der Winter, Frost und Schnee Einzug gehalten. In wenigen Tagen ist Weihnachten und um uns herum herrscht tiefster Winter. Doch der Winter in meinem Herzen klingt nur langsam ab, auch wenn schon sechs Wochen vergangen sind seit ich Nalia verloren habe. Die Zeit zieht rasend an mir vorbei.
In den letzten Wochen habe ich viel mit meiner Familie unternommen, habe mich von meiner Mum durchfüttern lassen, bin oft mit Bly joggen gegangen und habe ein wenig an Muskelmasse und Gewicht zugenommen. Das war auch nötig, denn als ich zu Hause angekommen bin, ist mir erst aufgefallen wie dünn ich geworden bin. Die Kälte und Leere die ohne das Amulett in meinem Herzen herrschen würden, werden wie durch Magie von der Wärme und der Hoffnung vertrieben. Deshalb habe ich das Amulett seitdem ich es bekommen habe auch kein einziges Mal abgenommen, nicht mal zum Duschen oder Schlafen. Die Augenringe sind auch wieder verschwunden, zusammen mit den Albträumen die sich von Nacht zu Nacht verändern und immer weniger einem Albtraum denn einem Märchen gleichen.
Trotz des Amuletts, der vergangenen Zeit und dem Spruch „das die zeit alle Wunden heilt" , scheint der Prozess des Heilens bei mir noch nicht wirklich einzusetzen. Ich meine, es geht mir zwar nicht mehr so schlecht wie am Anfang, aber in meinem Herz klafft immer noch ein hässliches Loch, eine Wunde die nicht heilen will. Und irgendwann wird diese Wunde zu einer noch hässlicheren Narbe.
Ob ich jemals wieder ganz sein werde ? Werde ich irgendwann wieder jemanden außerhalb meiner Familie und meiner Freunde in mein Herz schließen können und es verschenken können? Oder wird mein Herz für immer kalt und gebrochen bleiben? Ohne Liebe und jemandem dem ich meine Liebe schenken kann? Allein, ohne jemanden der mich glücklich macht und den ich glücklich machen kann? Schöne Aussichten das Leben zu verbringen. Aber ich muss das Beste daraus machen, denn sonst ist Nalia völlig für umsonst gestorben und das Schlimmste was ich machen kann, ist aufgeben.
Also mache ich das was ich eigentlich am Besten kann. Singen, Gitarre spielen und neue Songs schreiben. Zumindest versuche ich es, aber wie bei allem anderen fehlt mir die Inspiration, die Motivation. Das Einzige was ich auf das Blatt bekomme sind Schmerz, Trauer und Verlust. Traurige Emotionen. Aber eigentlich sind doch die Emotionen, egal welcher Art das, was einen Song ausmacht, damit man ihn gerne hört oder? Und wenigstens habe ich so ein kleines Ventil gefunden um meinen Gefühlen freien Lauf zu geben.
Gedankenverloren zupfe ich an den Saiten meiner Gitarre und suche nach irgendeiner Melodie, die zu meinen Gedanken und meinen Gefühlen passt. Langsam formen sich in meinem Kopf Wörter und Wörter die zu Sätzen werden. Leise summe ich sie und spiele dazu auf der Gitarre, versuche die passende Melodie zu finden.
Got a picture of you,
I carry in my heart.
Close my eyes to see it,
when the world gets dark.
Got a memory of you,
I carry in my soul.
I wrap it close around
when the night gets cold.Nur ein kleiner Teil des Songs, aber alleine diese wenigen Zeilen beschreiben genau wie ich mich fühle. Alle meine Gedanken kreisen ständig um Nalia, wenn ich meine Augen schließe sehe ich sie, genau wie ihre Augen in meinen Träumen. Das Einzige was ich von ihr habe ist das Amulett und Erinnerungen. Bilder die durch meinen Kopf schießen: Nalia als sie aus dem Wald tritt, als sie gegen die Männer kämpft, als sie mir die Hand zum Aufstehen reicht und dieses angenehme Kribbeln das durch meinen ganzen Körper geflossen ist genau wie die Wärme. Nalia als sie in den Armen des Widerlings hängt und wir dabei zusehen müssen wie er ihren Hals mit seinen ekelhaften Lippen berührt, dann, wie ihr Bauch sich sofort rot färbt und wie sie zu Boden fällt. Zuletzt wie ich ihren schlaffen Körper in meinen Armen halte und zusehe wie ihre Gesichtszüge sich immer mehr entspannen, sodass es aussieht als würde sie schlafen. Der Schmerz der durch meine Brust gefahren ist als ich sie nicht zurückholen konnte und dieses Gefühl der Leere und der Taubheit kurz bevor ich in Ohnmacht falle und dann erst wieder im Krankenhaus aufwache.
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One Direction ff - Sacrifice or Destination? (mindestens FSK 12)
FanfictionSie ist eine Einzelgängerin, die die Einsamkeit, die Natur und ihre Bewohner liebt und nichts mit dem Stadtleben anzufangen weiß. Sie unterscheidet sich grundlegend von allen Anderen, angefangen bei ihrem Aussehen, bis hin zu ihrer gesamten Art mit...