Kapitel 2

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Langsam drehe ich mich um und finde mich plötzlich Auge in Auge mit einem riesigen, pechschwarzen Wolf wieder, dessen Augen genau das gleich Eisblau wie meine haben.. Bewegungslos mustern wir uns gegenseitig bis er auf einmal einige Schritte auf mich zu kommt, mich erneut anknurrt, die Nackenhaare aufstellt und die letzten Zentimeter zwischen uns beiden überwindet, indem er mich anspringt und zu Boden wirft. Sein Gewicht drückt mich in den Boden und presst mir für kurze Zeit die Luft aus der Lunge, japsend schnappe ich nach Luft und schaue in das Gesicht des schwarzen Wolfes, der meinen Blick herausfordernd erwidert und seine schneeweißen, scharfen Zähne zeigt. Langsam nähert er sein geöffnetes Maul meinem Gesicht und leckt sich mit der Zunge über die hochgezogenen Lefzen, nähert seine tödlichen, spitzen Zähne immer mehr seinem Ziel, kurz bevor er mein Gesicht berührt schnappt er nach mir und schaut mich siegessicher an.. Pah nicht mit mir, er hatte seinen Spaß!!

Belustigt erwidere ich seinen Blick, packe ruckartig mit meiner rechten Hand in seinen Nacken, greife mit der linken Hand unter seinen Kiefer und drücke seinen Kopf von mir weg, sofort ziehe ich ihn mit einem Ruck von mir herunter und rapple mich auf. Verblüfft über meine Reaktion schaut der Wolf mich einige Sekunden an bis er sich wieder fasst und in geduckter Haltung um mich herumschleicht, versucht meinen Totenwinkel zu entdecken und auszunutzen, doch den Gefallen tue ich dem Schwarzen nicht. Provozierend schaue ich den Riesen an, dessen Schulter mir bis zur Hüfte geht und seinen muskulösen, drahtigen Körper perfekt als Waffe einzusetzen weiß. In ähnlicher Haltung bewege ich mich synchron zu ihm, lasse meine Stimmbänder vibrieren und stoße gleichzeitig die Luft aus, sodass ein ähnlicher Laut erklingt wie eben bei dem Wolf.. Schnell mache ich einen Schritt auf ihn zu, doch er zuckt nur kurz mit Muskeln seiner Schulter und wird so ein Stück kleiner, ich ergreife meine Gelegenheit und springe mit einem Satz auf seinen Rücken, klammere mich so fest ich kann daran und versuche ihm die Vorderbeine wegzuziehen. Kurz gelingt es mir, doch er rappelt sich sofort wieder auf und lässt seinen Kopf nach hinten schnellen, wobei seine scharfen Zähne mich nur um wenige Zentimeter verfehlen. Er beginnt sich jetzt wie wild zu schütteln um mich abzuwerfen, doch ich hänge auf ihm wie eine Klette und er wird mich nicht los...kurz bleibt er stehen und scheint zu überlegen wie er mich wieder los wird, als er sich auch schon zur Seite fallen lässt und mich unter seinem massigen Körper begräbt.. Das war jetzt echt mies..! Wieder entweicht mir die Luft unter seinem Gewicht und ich lockere meinen Griff, sofort befreit er sich daraus und steht nun wieder direkt über mir. Die gewaltigen Vorderpfoten neben meinem Oberkörper, sein Oberkörper direkt über Meinem und seine Hinterläufe neben meinen Beinen, er hat mich ganz unter sich begraben, versperrt mir jeden Fluchtweg und in seinen Augen sehe ich den Triumph. Die Arme vor meinem Gesicht verschränkt sehe ich wie er langsam meinen linken Arm fixiert und ihn schließlich schnell zwischen seine Kiefer nimmt. Erneut sehe ich in seine Augen und sehe darin nur den Schalk aufblitzen, immer noch meinen Arm in seinem Maul, baut er langsam immer mehr Druck auf und schaut mir dabei direkt in die Augen. Ruhig erwidere ich den Blick aus seinen eisblauen Augen die meinen so ähnlich sind und kann mich selbst darin wiedererkennen. Er hebt eine Augenbraue an und sieht amüsiert und provokativ in mein Gesicht, langsam wird der Druck den er auf meinen Arm aufbaut wirklich unangenehm und beginnt zu schmerzen.

„ Niro! Jetzt reicht's aber, sonst beißt du mir am Ende wirklich noch den Arm ab! " sage ich lachend und gebe meinem Freund einen leichten, liebevollen Klaps auf die Schnauze, augenblicklich lässt er meinen Arm los und leckt wie zur Entschuldigung darüber, allerdings sagt mir sein Du-hast-es-nicht-anders-gewollt-Blick, dass es ihm nicht wirklich leid tut. Gespielt beleidigt versuche ich ihn von mir herunter zu schubsen, was allerdings das genaue Gegenteil bewirkt und anstatt von mir herunter zu gehen, lässt er sich mit seinem ganzen Gewicht auf mich drauf fallen.

„ Uff " sage ich und mit einem Zischen wird mir zum dritten Mal die Luft aus der Lunge gepresst und ich lasse geschlagen meine Arme neben den Körper sinken.

„ Na schön du hast gewonnen, aber jetzt geh verdammt nochmal von mir runter ich bekomme keine Luft mehr ..! Du bist nicht gerade leicht! " presse ich belustigt und atemlos zugleich hervor. Als er von mir heruntergegangen ist drehe ich mich schnell zur Seite weg, falls er noch einmal auf die brilliante Idee kommen sollte sich auf mich fallen zu lassen. Nach Luft japsend liege ich immer noch auf dem Boden und richte mich langsam wieder auf, Niro hat sich unschuldig neben mich gesetzt und beobachtet mich mit einer Engelsmine als hätte er mir nicht vor wenigen Sekunden fast die Rippen zerquetscht. Spaßend stecke ich ihm die die Zunge heraus was er mit einem Kuss über mein ganzes Gesicht quittiert.

„ Iiiih, du Ekel, lass das, was habt ihr denn zuletzt gegessen? Weißt du das du einen üblen Mundgeruch hast? " beschwere ich mich, schiebe schnell seinen Kopf von mir weg und wische mir mit dem Arm über das Gesicht. Na toll jetzt werde ich die ganze Zeit nach Wolfs-Essen-Überresten stinken..! ;) Schmunzelnd betrachte ich den großen schwarzen Wolf, der mir seit ich ihn vor dem Ertrinken gerettet habe, sein Vertrauen geschenkt hat und mit den Jahren zu meinem besten Freund geworden ist.. Ich krabble auf ihn zu und lehne mich gegen seinen breiten, starken Rücken, bis er sich schließlich auf die Seite legt und ich meinen Kopf auf seinem Rücken ablegen kann.. Gedankenverloren kraule ich ihm das Fell hinter den Ohren und schließe die Augen. Es ist unglaublich das mir dieser Riese von einem Wolf sein Vertrauen geschenkt hat und so vorsichtig und freundlich mit mir umgeht, so als würde ich mit zu seinem Rudel gehören.. Apropos Rudel, ich öffne die Augen und sehe wie Niro entspannt die Augen geschlossen hat und meine Streicheleinheiten genießt.

„ Wo ist den Rest von euch Monsterchen?" frage ich ihn amüsiert und sehe wie er unfreiwillig die Augen öffnet und den Kopf hebt um mich anzusehen.. Es sieht schon putzig aus wenn er mich so verpennt und müde anschaut, aber ich kann es verstehen. Das Leben als Rudelführer und Vater von kleinen Quälgeistern mit spitzen Zähnen ist bestimmt nicht gerade langweilig.

„ Na komm, steh auf du Schlafmütze" sage ich und kneife ihm leicht in die Schulter, doch er knurrt nur unwillig und legt den Kopf wieder hin.. Tja Pech gehabt, denke ich und stelle mich schnell auf und sehe wie er jede meiner Bewegungen beobachtet. Ein Jäger dem nichts entgeht und zu meinem Glück gehöre ich nicht zu seiner Beute, denn wenn er es darauf anlegt, hätte ich bei seiner Größe garantiert keine Chance. Auch wenn ich nicht gerade ein schwacher Winzling bin.

„ Dann halt nicht" sage ich belustigt und schulterzuckend, drehe mich um und renne los. Aufmerksam und flink sprinte ich durch den Wald, darauf bedacht nicht zu stolpern oder gegen einen Baum zu rennen, aber so oft wie ich hier schon langgelaufen bin dürfte garnichts passieren. Nach wenigen Sekunden vernehme ich das Geräusch von großen, trommelnden Pfoten und weiß ohne mich umzudrehen, dass Niro mir an den Fersen hängt. Den Ablauf und den Rhythmus seines Ganges könnte ich aus hunderten wiedererkennen so oft wie wir zwei schon zusammen durch die Wälder gezogen sind, auf der Jagd oder einfach nur so zum Vergnügen. Ich beschleunige mein Tempo und flitze an den Bäumen vorbei, immer gefolgt von Niro, der inzwischen neben mir her rennt und mit Leichtigkeit dieses Tempo halten kann. Erheitert springt er mit großen Sätzen neben mir her, ich kann bei jedem Sprung sehen wie die Muskeln ihre Arbeit leisten und aus dem für mich ungefährlichen Gefährte einen tödlichen Gegner machen können.. Im Einklang sausen wir durch das Unterholz, immer weiter den Berg hinauf bis wir schließlich oben angekommen sind und ich etwas außer Puste kurz stehen bleibe und verschnaufe. Niro atmet nur ein wenig schneller, ansonsten sieht man ihm unseren kurzen Marathon nicht an. Vier Beine, voll mit Muskeln gegen zwei, zwar auch bemuskelte, ist echt nicht fair,. Wie soll ich den mit so einem Powerpaket mithalten? Ich kann zwar richtig schnell rennen aber so schnell wie ein Wolf noch lange nicht.. Jetzt schaue ich mich um und genieße wie immer staunend die Aussicht, das „ Ende " des Berges ist keine Spitze wie man es sich eigentlich vorstellt, sondern ähnelt einem riesigen Plateau, das meistens am Rand von großen Steinen abgegrenzt wird. Wenn man vom Berg hinunter schaut, kann man in die mehr oder wenige ebene Tallandschaft blicken, die von Bächen und Feldern durchzogen wird. Ich gehe auf einen der großen Steine zu und setze mich hin um den Ausblick und meine Freiheit zu genießen, die hier oben noch größer zu sein scheint. Zutiefst glücklich schließe ich die Augen und lege mich entspannt zurück, verschränke die Arme hinter dem Kopf und fühle mich hier oben einfach nur wohl.

One Direction ff - Sacrifice or Destination?  (mindestens FSK 12)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt