Kapitel 21

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Kapitel 21

Die Zeit vergeht wie im Flug und wir laufen durch den verschneiten, ruhigen Wald immer weiter den Berg hinauf. Es wird immer kälter, je höher wir gehen und ich ziehe die Mütze tiefer in mein Gesicht und wickle den Schal fester um meinen Hals. Zum Glück habe ich diesmal an die Handschuhe gedacht, sonst wären meine Hände schon längst Eisklötze. Bestimmt eine Stunde später sind wir fast am Gipfel angekommen und der Himmel über uns hat sich schon leicht verdunkelt. In mir breitet sich langsam eine Unruhe aus, die ich mir nicht erklären kann, weil mich eigentlich nichts beunruhigt. Ich versuche das Gefühl zu verdrängen und laufe einfach weiter hinter Bly her, der wenige Meter vor mir läuft und wie ein junges Rehkitz im Schnee rum springt. Er wird und wird nicht müde, ich dagegen schon und wenn wir nicht gleich oben ankommen, dann drehe ich gleich um bevor ich zu müde werde, um wieder herunter zu laufen. Aber es sind nur noch wenige hundert Meter und dann kommen wir oben an. Sobald wir oben sind sehe ich, wieso es auf einmal so dunkel geworden ist. Direkt auf uns zu zieht eine schwarze, riesige Wolkenfront und verschluckt jegliches Sonnenlicht.

„Scheiße..!" sage ich laut und krame in meiner Jacke nach meinem Handy, wieso habe ich heute morgen nicht nach den Wettervorhersagen geschaut. Das habe ich jetzt davon. Ich suche alle Taschen durch, aber ich kann mein Handy nicht finden.

„Das kann doch jetzt nicht wahr sein." fluche ich und gebe dann auf. Als ich in Gedanken durchgehe wo ich mein Handy das letzte Mal in der Hand hatte, lande ich in meinem Zimmer. Ich habe mein Handy einfach auf dem Nachttisch liegen gelassen, aber dort bringt es mir gar nichts, wenn ich hier jetzt vielleicht feststecke.

„Schlimmer kann es jetzt doch gar nicht mehr werden." lach ich ironisch und kurz darauf fängt es auch schon an zu schneien und ich könnte mir die Zunge abbeißen.

„Das ist doch ein beschissener Witz.." rege ich mich laut auf und pfeife Bly zurück. So schnell wie möglich machen wir uns an den Abstieg und ich könnte mich selbst dafür schlagen, dass ich nicht gleich umgedreht habe als es dunkel geworden ist. Wir haben bestimmt den halben Tag für den Anstieg gebraucht, bergab geht es zwar etwas schneller, aber es sieht aus als würde die Welt um uns herum untergehen und in Dunkelheit verschluckt werden. Besser hätte es echt nicht laufen können. Und weil es immer stärker anfängt zu schneien wird es für mich auch immer schwerer durch den hohen Schnee zu laufen so schnell es geht.
Schnell, geht jetzt überhaupt nicht mehr und schon nach wenigen Minuten schneit es so stark, das ich keine drei Meter mehr weit sehen kann. Ich rufe Bly zu mir und lege ihm die Leine an bevor ich ihn in diesem Schneetreiben verliere. Das wäre jetzt echt zu viel.

So schnell wie es mir möglich ist gehe ich weiter, welche Richtung weiß ich auch nicht genau, aber immer den Berg hinab. Mir wird es immer kälter und meine Arme und Beine fangen schon an zu schmerzen, bis ich schließlich das Gefühl in ihnen verliere und nur noch vor mich hinstolpere. Ich merke, dass ich nicht mehr lange durchhalte und suche nach einem kleinen Unterschlupf, anstatt weiter bergab zu laufen. Irgendwann fängt Bly an zu bellen und zieht mich vorsichtig in eine Richtung, ich folge ihm sofort und keine Minute später führt er mich zu einer Art kleinen Höhle. Ich stolpere schnell auf die Höhle zu und lasse mich dann zu Boden sinken. Hier liegt kaum Schnee und auch der beißende Wind erreicht uns hier nicht mehr. Zitternd reibe ich meine tauben Hände aneinander und mache mich so klein wie möglich, damit ich meine wenige Körperwärme bei mir behalten kann. Mein Atem kommt trotz der Kälte nur als schwache Wolke aus meinem Mund. Selbst mein Atem ist schon nicht mehr warm, kein gutes Zeichen. Ich nehme Bly mit zittrigen Händen die Leine ab und lege sie beiseite. Hier brauche ich mir keine Sorgen zu machen, dass ich ihn verliere und ich weiß auch, dass er nicht einfach abhauen würde.

Er legt sich an meine Beine und legt mir seinen Kopf in den Schoß während ich mich müde und komplett durchgefroren an die Wand der Höhle anlehne.

Selbst das Amulett, das mir sonst immer Wärme spendet, reicht nicht aus um diese Eiseskälte aus meinem Körper zu vertreiben.

Ich merke wie ich immer wieder kurz davor bin meine Augen zu schließen, aber jedes Mal fällt mein Kopf nach vorne und ich reiße sie wieder auf, bevor meine Lider wieder schwer sind. Ich weiß, dass das Schlimmste was ich jetzt machen kann, einschlafen ist, aber ich kann kaum noch gegen die Müdigkeit und diese Kälte ankämpfen. Es ist einfach zu kalt. Wenn vorhin schon minus 8 °C waren, dann sind es jetzt gefühlte minus 15°C und mein Anorak und die gefütterte Hose reichen schon lange nicht mehr aus.

Irgendwann fühle ich auch die Kälte nicht mehr und lege meine taube Hand auf Bly's großen Kopf. Aus blauen Augen mustert er mich besorgt und rutscht weiter an meinen Körper. Ich weiß er hat dickes Winterfell, aber ihm ist bestimmt auch kalt.

Die Müdigkeit übermannt mich immer mehr und ich kann meine Augen nicht mehr offen halten. In Gedanken bin ich bei meiner Mutter, sie macht sich bestimmt schon wieder unglaubliche Sorgen, wenn sie merkt, dass ich nicht zu Hause bin und auch nicht an mein Handy gehe. Jetzt muss sie sich schon wieder Sorgen um mich machen, sie macht so viel durchwegen mir.
Ich bin kein guter Sohn.
Sie sollte nicht immer so viel Sorgen wegen mir haben. Was werden sie morgen, an Weihnachten wohl machen, wenn ich nicht auftauche? Oh mein Gott ich bin so ein schlechter Sohn. Jetzt bin ich wahrscheinlich auch noch der Grund wieso sie Weihnachten nicht so feiern werden wie sie sollten.

Ich glaube wenn ich jetzt einschlafe, dann wache ich nicht mehr auf, aber ich kann meine Augen einfach nicht mehr offen halten. Auch nicht wenn ich an Nalia denke und an mein Versprechen, dass ich nicht aufgeben werde. Ich bin einfach nur noch müde und will schlafen. Vielleicht träume ich dann ja wieder von ihr und kann dieser Kälte entfliehen. Vielleicht träume ich ein letztes Mal von ihr bevor ich sie wirklich wiedersehe. Wenn man es so sieht, dann wäre es gar nicht so schlimm wenn ich jetzt einfach einschlafe. Dieser Gedanke ist stärker als das Gewissen meiner Familie gegenüber und deswegen kämpfe ich auch nicht mehr gegen die Müdigkeit an, auch wenn es falsch und egoistisch ist. Mit einem Lächeln auf den Lippen lasse ich mich von der Müdigkeit übermannen und falle ins Dunkel.
































































One Direction ff - Sacrifice or Destination?  (mindestens FSK 12)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt