Kapitel 30

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Kapitel 30


„Ich kann es gar nicht glauben.." flüstert er erleichtert und ungläubig. „Woher kannst du wissen was ich denke und fühle?" fragt er verwirrt.

Ich schmunzle wegen seiner Frage und gebe ihm statt einer Antwort mehrere Gegenfragen.
„Wie kann ich mit dir reden? Wie kann ich in deinem Kopf sein und deine Gedanken höre? Wie kann ich deinen Traum ändern? Wie kann ich am Leben sein wenn ich eigentlich tot war? Wie kann ich neben Bly herlaufen und gleichzeitig mit dir reden? Normalerweise sollte das alles nicht gehen. Ich sollte gar nicht hier sein und doch ist es so. Ich habe auch keine Ahnung wie das alles möglich ist.."sage ich ehrlich und genauso verwirrt wie er. Aber unglaublich glücklich, das es so ist wie es ist.
Ich sehe wie Niall's Augen anfangen zu glänzen und wie eine Träne über seine Wange läuft. Das verwirrt mich und besorgt sehe ich ihn von unten an.
„Wieso weinst du? Geht es dir nicht gut? Hast du Schmerzen? Habe ich etwas Falsches gesagt? Was ist denn?" schieße ich meine Fragen auf ihn  ab und mein Herz schmerzt, weil ich nicht weiß was ihn zum Weinen bringt.
„Mein Gott Nalia, mir tut nichts weh. Mir geht es gut. So gut wie noch nie um ehrlich zu sein." sagt er unter Tränen lachend und jetzt verstehe ich nichts mehr. Wie kann man lachen wenn  man traurig ist.

„Ich bin doch nicht traurig Nalia. Ich bin überglücklich, das du am Leben bist. Dass ich deine Stimme hören und deine Anwesenheit spüren kann. Ich weine nicht weil es mir schlecht geht oder weil mich etwas belastet. Ich weine weil ich so glücklich bin. Ich kann es einfach nicht fassen. Ich habe nicht mehr zu hoffen gewagt dich jemals wieder zusehen. Ich bin einfach so glücklich." erklärt er mir schmunzelnd.
„Man weint wenn man glücklich ist?" frage ich mehr als verwirrt. Es ist mir neu zu weinen, wenn man eigentlich glücklich ist. Aber durch Niall's Erklärung und durch seine Gefühle, die mir wie eine Welle entgegen schlagen, kann ich ihn ansatzweise verstehen. Er droht fast zu platzen vor Glück. Ängstlich sehe ich zu ihm und sehe wie er seine Stirn in Falten legt.
„Wovor hast du Angst?"fragt er mich besorgt.
„Ich habe Angst das du platzt..."antworte ich ihm ernst und besorgt, stoppe aber als er plötzlich anfängt laut und herzlich zu lachen.
„Wieso sollte ich denn platzen?" fragt er wieder und schüttelt sich vor Lachen.
„Hörauf zu lachen!" sage ich laut und ängstlich. „Das ist nicht witzig. Ich könnte es nicht aushalten wenn du stirbst." rede ich weiter und meine Stimme zittert immer mehr. Ich kann ihn nicht verlieren, jetzt wo ich ihn eben erst gerettet und wiedergefunden habe. Augenblicklich verstummt sein Lachen als er merkt wie ernst mir das alles ist.
„Nalia, ich werde nicht platzen. Zumindest noch nicht." sagt er wieder ruhig. „Meine Gefühle überrumpeln mich nur gerade und es ist ein bisschen viel auf einmal. Ich kann nicht durch meine Gefühle platzen. Nur wenn ich zu viel esse." ergänzt er und lächelt zu mir nach unten wo er mich vermutet, aber nicht sehen kann.
„Wirklich nicht?" frage ich trotzdem noch besorgt und mit pochendem Herzen.
„Nein wirklich nicht." wiederholt er sich ernst, aber mit einem sanften Lächeln auf den Lippen und blickt nach unten. In seinen Augen kann ich unzähmbare Freude, Erleichterung, Besorgnis und dieses seltsame starke Gefühl sehen. Erleichtert atme ich aus und glaube seinen Worten sofort, weil ich spüre das sie von Herzen kommen und das er mich nicht anlügen würde.
„Du kannst meine Gefühle auch spüren?" frage ich ihn weil mir einfällt, dass ich meine Angst nicht laut ausgesprochen habe.
„Ich glaube schon, genau wie du. Das ist wirklich seltsam im Kopf von jemand Anderem zu sein und seine Gedanken nicht laut aussprechen zu müssen um sich zu unterhalten. Noch seltsamer ist es Jemand in seinem Kopf drinnen zu haben. Aber es ist cool." sagt er lächelnd und jetzt muss ich auch lächeln, auch wenn er es nicht sieht und wenn ich nicht weiß was cool bedeutet.
„Cool sagt man wenn man etwas großartig oder toll findet. Wieso kann ich dich eigentlich nicht sehen und wo bist du?" fragt er mich und mittlerweile ist er wach und sitzt aufrecht auf dem Ding, wo er zuvor geschlafen hat.
„Das worauf ich geschlafen habe nennt man Bett."erklärt er mir belustigt, aber freundlich.
„Aha.."sage ich nur und schicke ihm ein Bild von der Höhle wo ich ihn und Bly gefunden habe und dann kurze Ausschnitte von dem Weg, den ich bis zu der großen Hütte, wo ich ihn zurückgelassen habe, gegangen bin.
„Du hast mich hierher gebracht??" fragt er mich erstaunt.
„Ja?"frage ich mehr als das ich antworte.
„Du hast mir das Leben gerettet. Ohne dich wäre ich erfroren." sagt er und uns Beiden läuft bei dem Gedanken daran ein eiskalter Schauer über denRücken.
„Ich weiß." antworte ich geschockt und schlucke einmal. „Ich war fast zu spät. Du warst schon eiskalt und bist blau angelaufen. Dein Herz schlug nur noch schwach und unregelmäßig. Ich hätte es fast nicht rechtzeitig geschafft. Du hättest mich fast alleine hier zurückgelassen" flüstere ich als ich die Bilder von vorhin in meinem Kopf erscheinen lasse. Ich fühle wie auch Niall einmal kräftig schlucken muss und ein Zittern kurz durch seinen jetzt warmen Körper geht.
„Du fühlst ja wirklich alles was ich fühle. Das ist irgendwie ein bisschen gruselig.... Nalia es tut mir wirklich leid. Es war so kalt und ich war so müde, ich konnte meine Augen nicht mehr offen halten. Und ich habe dich so vermisst, dann war es mir egal ob ich einschlafe oder nicht. Ich dachte ich würde dich wiedersehen. Es tut mir leid." antwortet er schwermütig und reuevoll.
„DU hättest mich fast verlassen. Was hätte ich denn ohne dich machen sollen?" frage ich ihn beinahe vorwurfsvoll, aber ich verstehe ihn. Ich muss ihn verstehen können nachdem ich all seinen Schmerz gespürt habe und weiß wie es in ihm drinnen aussieht. Ich bin die Einzige, die die ganze Zeit wusste wie es in ihm aussieht, bis jetzt hatte ich nur nie die Möglichkeit ihm zu zeigen, dass er nicht alleine ist.
„Du warst wirklich die ganze Zeit da?" fragt er mich verblüfft.
„Ja." antworte ich ihm und zeige ihm seine Träume aus meiner Sicht und wie ich ihm durch das Amulett Kraft gegeben habe.
„Das warst alles du?!?" fragt er laut und aufgedreht.
„Hm." stimme ich ihm zu. „Du warst nie alleine, auch wenn es sich so angefühlt hat. Ich habe dich nie alleine gelassen, auch wenn ich dir das nicht zeigen konnte."
„Du hast mir jetzt schon so oft das Leben gerettet. Zweimal hast du mich wirklich vor dem Tod gerettet und hättest du mir durch das Amulett keine Kraft gegeben, dann hätte ich mich ganz aufgegeben. Ich stehe in deiner Schuld, mehr als nur ein bisschen. Wie kann ich dir das je zurückgeben?"
„Sterbe einfach nicht, mehr brauchst du nicht zu tun. Und gebe nie wieder auf. Das ist alles was ich mir wünsche. Und bitte lasse mich hier nicht alleine." flüstere ich.
„Niemals." sagt er und meint es für alle meine Forderungen. „Solange wie du mich bei dir haben willst werde ich dich nicht verlassen." verspricht er mir.
„Dann wirst du mich wohl niemals verlassen dürfen." sage ich schmunzelnd.
„Damit habe ich kein Problem." sagt er lachend. „Wo genau bist du?"
„Warte kurz.." sage ich und ziehe mich kurz aus der gedanklichen Verbindung zurück.

One Direction ff - Sacrifice or Destination?  (mindestens FSK 12)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt