32 Tage vorher

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Schönen Valentinstag :)
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Keuchend schreckte ich aus einem Alptraum auf. Es war immer der selbe, ich rannte vor irgendetwas davon und wenn ich mich in Sicherheit wägte, kamen Gestalten auf mich zu und streckten ihre langen, knochigen Finger nach mir aus.

Mein Schlafanzug klebte wie immer an meinem verschwitzen Körper also sprang ich unter die Dusche und ließ das kalte Wasser die scheußliche Nacht von mir abwaschen.

In der Schule würdigte Alaska mich keines Blickes. Elijah war nicht da und Will ging mir peinlich berührt aus dem Weg.
Genervt von dem ganzen Theater setzte ich mich in der Pause mit meinem vollbeladenen Tablett neben ein unscheinbares Mädchen, das alles und jedem aus dem Weg ging. Anny hieß sie, glaub ich zumindest. Es machte mich wütend, das Alaska immer noch sauer auf mich war, natürlich war der Kuss zwischen mir und Will nicht gerade lobenswert, aber ich habe nichts unverzeihliches getan und wegen so etwas die Freundschaft zu kündigen ist erbärmlich.

Anny hob leicht ihren Kopf und sah mich schüchtern an. Als ich den Blick erwiderte sah sie sofort woanders hin und stocherte nervös in ihrem Essen herum.

"Hallo.", sagte ich.

Vorsichtig sah sie mich wieder an und schob ihre Brille nach oben.

"Hi.", antwortete sie zart.

"Ich bin Fay."

"Anny."

"Du magst Game of Thrones?", fragte ich und zeigte auf ihr Winterfell T-Shirt.

Sie nickte. Anscheinend war sie nicht sonderlich an einem Gespräch interessiert, weshalb wir schweigend unser Essen aßen.

"Bis morgen.", sagte ich als ich aufgegessen hatte.

Anny schaute mir verwundert nach und widmete sich dann wieder ihrem Buch, welches neben ihr gelegen hatte.
Es war ziemlich angenehm, in Ruhe essen zu können, nicht so wie es mit Alaska immer war.

Nach der Schule beschloss ich bei Elijah vorbeizuschauen. Ich wollte eine Erklärung für gestern. Nachdem er mich geküsst hatte, war er einfach gegangen, ohne noch ein Wort zu sagen.

Als ich vor seiner Haustür stand und geklingelt hatte, dauerte es eine ganze Weile bis jemand hektisch die Tür öffnete. Eine, etwas in die Jahre gekommene, kleine Frau stürmte fast in mich hinein als sie mich bemerkte.

"Oh, ich hab dich gar nicht gesehen, tut mir wirklich leid. Suchst du jemanden?", fragte sie und lächelte mich warm an.

"Äh, ist der Elijah da?", stammelte ich.

"Nein, leider nicht."

"Achso, dann geh ich mal wieder.", sagte ich und machte ein paar Schritte nach hinten.

"Du könntest hier warten, er müsste bald wiederkommen.", antwortete die Frau.

Ich nickte und bedankte mich.

"Ich bin übrigens Bell, Elijahs Mutter."

"Fay. Freut mich Sie kennen zu lernen."

"Die Freude liegt ganz meinerseits. Du kannst mich ruhig Duzen. Ich muss jetzt leider in die Arbeit aber warte einfach in Elijahs Zimmer und falls du was brauchen solltest, dann bedien dich."

Sie fuhr mir lächelnd über den Arm und tippelte dann mit schnellen Schritten davon.
Warum war sie so nett zu mir? Verwundert ging ich in das Haus und zog die Türe hinter mir zu. Ich ging durch den hell gehaltenen Flur, er war altmodisch eingerichtet und es hangen ziemlich viele Familienfotos an den Wänden, auf denen Elijah richtig glücklich aussah. Ich strich über sein Gesicht. Warum war er in der Schule so anders? Warum verstellte er sich? Um cool zu sein? Das konnte ich mir nicht vorstellen, als ob er sich darum schert was die anderen über ihn denken.
Ich stand vor seiner Tür, meine Hand ruhte auf der Türklinke, unschlüssig ob ich rein gehen sollte oder nicht. War das nicht Eingriff in seine Privatsphäre? Ich könnte sein ganzes Zimmer durchsuchen, wenn ich wollte. Was ich natürlich nicht tat, doch woher sollte er das wissen? Bevor ich noch mehr darüber nachdenken konnte, öffnete ich mit einem Ruck die Tür und kam mir furchtbar blöd vor. Ich dachte einfach zu viel über Dinge nach, anstatt sie einfach zu tun.
Vorsichtig setzte ich mich auf sein Bett und sah mich um. Es war alles genau so, wie beim letzten Mal. Als Elijah nach einer Stunde noch immer nicht da war, legte ich mich hin und döste ein.

PlatinblondWo Geschichten leben. Entdecke jetzt