23 Tage vorher

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"Ich habe die Beziehung nicht beendet.", sagte ich zu Alaska, auf deren Bauch mein Kopf in mitten der Blumenwiese ihres Garten ruhte.

"Hab ich mir schon gedacht.", antwortete sie, pflückte ein Gänseblümchen und betrachtete es genauer.

"Denkst du es war ein Fehler?"

Ich drehte mich auf den Bauch und schirmte mit meiner Hand meine Augen ab, um ihr Gesicht besser sehen zu können.

"Nicht direkt. Weißt du, ich habe mal ein Buch gelesen in dem es um zwei Liebende ging. Sie waren glücklich, aber sind bald an ihrer Beziehung zerbrochen. Ich denke, manchmal sind Leute einfach nicht dafür bestimmt zusammen zu sein. Auch wenn sie sich noch so sehr lieben."

Ich ließ meinen Kopf in das Gras fallen, sah in den wolkenlosen Himmel und dachte über ihre Worte nach. Zu dem Zeitpunkt begriff ich nicht was sie damit meinte. Warum sollten zwei Menschen, die die selbe Liebe verspüren nicht zusammen sein können?

"Denkst du, so ist es mit Elijah und mir?"

"Wir werden sehen."

Wir lagen eine Weile schweigend da und ließen unseren Gedanken freien Lauf.
Dann drehte sie sich auf die Seite, stützte ihren Kopf auf den Ellenbogen und grinste mich an.

"Lust heute Abend was zu unternehmen?"

"Nicht sonderlich.", sagte ich.

"Komm schon, wir haben so lang nichts mehr zusammen gemacht."

Ich seufzte. Ihr konnte man sowieso nicht widersprechen, also ließ ich einfach zu, das sie unseren Abend plante.

Die angenehme Stille wurde von dem vibrieren meines Handys unterbrochen. Ich holte es aus meiner Tasche und sah das ich eine Nachricht von Elijah bekommen hatte.

"Elijah will mich sehen.", sagte ich und sah Alaska entschuldigend an.

"Geh schon. Wir verschieben es einfach auf ein anderes mal."

Dankend umarmte ich sie und machte mich auf den Weg zu Elijah.

"Was gibt's so dringendes?", fragte ich ihn, als er mir entgegen kam.

"Komm mit. Ich will dir was zeigen.", lächelte er und stieg in sein Auto ein.

Ich machte es ihm gleich und nach einer Stunde Fahrt hielt er am Fuße eines Berges an.

"Was hat das zu bedeuten?", fragte ich, als wir ausstiegen.

"Du wirst sehen.", antwortete er mit dem selben Lächeln auf den Lippen.

Er zog mich auf einen sorgfältig angelegten Pfad der immer steiler zu werden schien.
Hätte ich gewusst das wir wandern gehen hätte ich es mir nochmal überlegt, mit ihm mitzukommen. Ich hatte nichts gegen wandern, ich war gerne in der Natur, doch das kam unerwartet.

"Elijah, ich kann nicht mehr.", keuchte ich schwer atmend, als wir gefühlte Tage unterwegs waren.

Er blieb stehen und betrachtete mich schmunzelnd.

"Glaub mir, es wird sich lohnen.", sagte er und zog mich weiter.

Neben uns erstreckte sich ein Buchenwald, die ihr Blattwerk sanft im Wind treiben ließen. Die Sonne drang nur spärlich durch das Blätterdach, wofür ich dankbar war, denn in der prallen Sonne war es gleißend heiß. Elijah zog mich immer weiter, bis wir auf dem Gipfel des Berges angelangt waren. Ich sah mich um und es verschlug mir den Atem. Vor meinen Augen erstreckte sich ein riesiges Blumenmeer, die in allen erdenklichen Farben in dem warmen Abendwind wiegten. Am Horizont sah man schemenhaft die Umrisse der umliegenden Berge. Es dämmerte bereits und der Himmel sah aus wie eine Leinwand, auf der ein Maler ziellos Farben zusammenlaufen hatte. Vereinzelt sah man die ersten frühen Sterne aufleuchten und die Vögel sangen ihr letztes Abendlied.

"Wenn man hier oben steht, realisiert man erst wie wundersam und unendlich schön die Welt doch ist.", murmelte Elijah und nahm meine Hand.

Mein Blick schweifte noch immer über die schroffen Felsen, bis hin zu den Tannen die sich am Fuße des Berges säumten.

"Es ist so friedlich hier. Als hätte alles Leid der Welt diesen Ort nicht bekümmert, nicht berührt.", sagte ich lächelnd und sah in sein Gesicht.

Die Farben verblassten und langsam kam der Mond zum Vorschein. Die Lichter gingen in dem kleinen Dorf im Tal an und ich wusste nicht was schöner war. Der Sonnenuntergang oder die mondbeschienene Nacht.

"Müssen wir den ganzen Weg im dunkeln zurücklaufen?", fragte ich erschrocken, als es mir in den Sinn kam und machte den schönen Moment kaputt.

Lachend schüttelte Elijah den Kopf.
"Komm mit."

Er zog mich auf die andere Seite des Gipfels, auf dem eine kleine hölzerne Hütte stand. Vor der bernsteinfarben Eingangstür, stand eine Gartenbank und unter den Fenstern waren Blumenkübel aufgehängt worden.

"Wir übernachten hier.", lächelte Elijah und öffnete die Tür.

Die Hütte war in vier Zimmer aufgeteilt, mit einem gemütlich eingerichteten Eingangsbereich. Die Möbel sahen alt aus, aber nicht heruntergekommen oder verstaubt was heißen muss, dass sie bewohnt war.

"Wer lebt hier?"

"Niemand. Die Hütte gehört einem Förster, der sie pflegt und putzt, für Wanderer die hier vorbeikommen und übernachten wollen."

Ich nickte.
"Aber müssen wir morgen nicht in die Schule?"

"Ist das so wichtig?"

"Ich muss meinen Bruder Bescheid sagen."

Er nickte und deutete auf ein Münztelefon, das in der Ecke des Häuschens hing.
Nachdem ich alles mit Luke besprochen hatte ging ich zu Elijah, der sich draußen auf der Gartenbank niedergelassen hatte.

"Danke. Es ist wunderschön.", sagte ich.

Er beugte sich lächelt zu mir runter und legte seine Hand auf meine Wange.

"Das bin ich dir schuldig."

Dann schmiegte er sanft seine Lippen auf meine und es fühlte sich an, als würden wir vom Boden abheben und den Himmel erreichen.

Später, als wir etwas gegessen hatten, saßen wir auf der Bank und rauchten eine Zigarette, weswegen ich mich ziemlich schlecht fühlte, da ich die frische Bergluft mit dem Industriegestank verpestete. Ich hatte mich an Elijahs Schulter gelehnt und er malte mit seinem Zeigefinger kleine Kringel auf meinen Oberschenkel. Seine Berührungen hinterließen eine angenehme Gänsehaut und mein Herz schlug doppelt so schnell als sonst.

"Wie lange es wohl braucht die Sterne zu zählen?", fragte ich leise und ließ meinen Blick über die unzähligen kleinen Lichter schweifen.

"Jahrtausende."

Er sah mich lächelnd an, und fing erneut an mich zu küssen. Dann hob er mich hoch und trug mich auf das große, hölzerne Bett und wir erreichten tatsächlich den Himmel.

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