Kapitel 1 Teil 1 / 6

393 11 0
                                    

Wie viel Leid kann ein Mensch ertragen? Der Gedanke schießt Lea durch den Kopf, als sie weinend das Krankenhaus verlässt. Zu dem Zeitpunkt weiß sie nicht das, dass längst noch nicht alles ist was sie aushalten muss oder besser gesagt kann.

Lea hat sehr lange, glatte, ganz dunkelbraune Haare, kristallblaue Augen und ist extrem sportlich.

Zehn Tage später in Südspanien, Lea sitzt am Strand und denkt darüber nach was alles geschehen ist. Die Bilder schwirren immer noch in ihrem Kopf herum. Es ist fast so als wäre es eben erst passiert. Das im Krankenhaus, als sie ihren sterbenden Sohn in den Armen hält. Dann die beiden Männer von denen sie brutal vergewaltigt wird. Und letztendlich noch die Beerdigung, das ist wohl für sie das schlimmste von den Bildern, weil das dann auch das erste umso realer wirken lässt.

Sie sitzt also alleine da und die letzten Sonnenstrahlen des Tages streicheln ihr Gesicht.

Leise Schritte reißen Lea aus ihren Gedanken, sie öffnet die Augen und schaut sich um. Eine junge Frau, nicht älter als sie selbst, kommt auf sie zu. Die junge Frau hat schulterlange blonde Haare, braune Augen und eine relativ schlanke Figur.

Die Frau grüßt mit einem kurzen: „Hola".

Lea grüßt höflich zurück mit einem genauso kurzen: „Hallo".

Die Frau bliebt stehen und fragt: „Was machen Sie so allein hier? Es wird gleich Dunkel."

Lea erwidert: „Ich wollte allein sein und die Dunkelheit macht mir nichts aus."

Die junge Frau lässt Lea nicht in Ruhe: „Ich bin Marie. Normal komme ich hier her wenn ich einen harten Arbeitstag hinter mir habe. Vor was laufen Sie weg?"

„Ich laufe vor niemandem weg, ich bin alleine hier"....Lea zögert, wie sie das Wort ‚alleine' aussprach, es kommt ihr wieder ihr Sohn in den Sinn und damit gleichzeitig das Bild vom Krankenhaus.... „Ich könnte vor mir weglaufen oder vor der Vergangenheit oder der Realität. Aber die letzten beiden Punkte holen einem ja Bekanntlich wieder ein. Ach ja und ich heiße Lea."

Marie steht da und denkt einen kurzen Moment darüber nach, warum ihr der Name nur so bekannt vorkommt. Plötzlich kommt es ihr in dem Sinn, sie hat kurz vor Feierabend noch eine Krankenakte von einer neuen Patientin gelesen, diese heißt Lea Herz. Das mit dem Namen ist bestimmt kein Zufall.

Marie: „Ich sollte jetzt weiter gehen, dass Sie wieder allein sein können."

„Sie können auch hier bleiben, wenn sie sonst immer hier sind. Da kann ich ja jetzt gehen", sagt Lea während sie aufsteht.

Die Beiden stehen sich Gegenüber und Marie schaut ihr tief in die kristallblauen Augen.

Sie bekommt dabei ein leichtes lächeln auf die Lippen und sagt: „Wenn ich hier her komme, warte ich bis die Sonne untergeht, danach gehe ich wieder und heute war ich etwas spät. Den Sonnenuntergang habe ich fast ganz verpasst. Darum werde ich jetzt gehen."

„Ich werde jetzt auch gehen, ich habe dem Meer lang genug zugehört", kommt es ziemlich leise von Lea. Während die Beiden zusammen in eine Richtung Reha am Strand entlang gehen, fragt Marie neugierig: „Haben Sie eine Antwort vom Meer bekommen?" Lea schüttelt den Kopf: „Nein, oder ich habe es nicht verstanden."

„Das kommt noch", ermutigt sie Marie. Als die Beiden am Reha-Zentrum stehen sagt Lea: „Ich muss jetzt da lang."

Marie bekommt wieder ein Lächeln auf die Lippen und meint: „Ich muss noch ein Stück hier weiter. Ich wünsche Ihnen eine Gute Nacht."

„Danke, die wünsche ich Ihnen auch", verabschiedet sich Lea, dreht sich um und geht. Marie ist noch in Gedanken und schaut Lea hinterher. >>Sie ist schüchtern und strahlt eine Wahnsinns Ruhe aus. Ihr zurückhaltendes Lächeln und ihr strahlend kristallblauen Augen, die haben aber auch etwas Trauriges. Ach ja. Ich frage mich was mit ihrem Arm passiert ist.<< Mittlerweile ist Lea nicht mehr zusehen und Marie geht auch weiter.

Im Zimmer angekommen legt sich Lea auf das Bett und starrt die Decke an. Wieder tauchen die Bilder in ihrem Kopf auf, als sie die Augen zu macht. Sie öffnet sie sofort wieder, weil sie die Bilder nicht ertragen kann. Sie nimmt sich den Stift und ihr Skizzenbuch, das auf dem Nachttisch gelegen hat, setzt sich aufs Bett und fängt an zu zeichnen. Dabei kommt ihr die fremde Frau wieder in den Sinn. >>Ob sie wirklich nur zufällig da war oder sollte sie nach mir suchen. Sie hat ausdrucksstarke Augen, hübsches Lächeln und ist etwas neugierig, aber trotzdem sehr freundlich. ... Aber das ist eigentlich egal, ich bin hier, weil ich die Bestätigung brauche, um meinen Master machen zu können.<<

Der Schicksalsschlag [GirlxGirl]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt