Kapitel 05 - Familie

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Während alle bei Shirin eingeschlafen waren, wollte der Schlaf mich nicht erfüllen. Das übliche halt. Anders kannte ich es nicht. Meine Augen sehnten sich vor allem in letzter Zeit immer weniger dem Schlaf. Alle in meiner Umgebung schwärmten davon wie schön sie geschlafen hatten und wie schön es doch wäre einen Mittagsschlaf zu machen. Leider konnte ich dieses Gefühl nicht Liebkosten, so gern ich mich auch in die Arme des Schlafes geben wollte. Ich stand daher auf und lief ruhig die Treppen runter und öffnete vorsichtig die Terassentür und begab mich nach draußen und ließ mich von dem schönen Abendluft erfüllen. Meine Augen geschlossen stand ich dort und zog die frische Luft bis hin zu meiner Lunge. Ich fühlte regelrecht wie diese Luft, die in mein Körper getreten war meine Sinne erfüllte. Als ich meine Augen öffnete sah ich Miran vor mir. Etwas überrascht wusste ich nicht ganz was ich zu sagen und tun hatte. Ich lächelte einfach nur stumm und schaute dann auf den Mond, der über uns leuchtete. Der Halbmond wirkte sehr nah bei uns, dass fiel mir selten auf. Denn nicht immer konnte man diesen so nah bewundern.

Auch die Sonne war uns nah, leider nicht viel zu nah, was ich in mancher Hinsicht schade fand. Ja, zu viel von der Sonne war schädlich für uns, aber als Kind hatte ich mich nie von dem Gedanken nehmen können, dass sie nicht nur unsere Körper sondern gleichzeitig unsere Seele wärmen sollte. Früh genug hatte ich angefangen Tiefgründig zu denken, was meines Erachtens nicht wirklich negativ war, sondern eher im Gegenteil positiv.

»Aliye«, ich schaute zu ihm und befreite mich von den Gedanken, die mich hin zum Universum geführt hatten. Erwartungsvoll schaute ich zum ihm. Mit einem Lächeln blickte er zu mir.

»Bleibe nicht lange draußen, es wird kalt.« Ich konnte nicht in das braune in seinen Augen schauen. Der Scham floss durch meinen Körper. Augenkontakt war meines Erachtens nicht mit jedem zu führen. Nur mit dem, der des einmaligen Blickes würdig war. Erst als ich hörte wie seine Schritte ihn davon führten richtete ich meinen Kopf. an sich war ich ein offener und lebensfroher Mensch, doch die Scham begleitete mich stets auf meinem Weg. Es störte mich auch nicht, denn sie gehörte zum Leben eines Menschen.

Als ich durch die Terrasentür in die Wohnung tat wusste ich das ich nach dieser Erfrischung viel besser schlafen konnte. Was sich dann auch am nächsten Morgen zeigte, ich war ausgeschlafen und wollte somit aus dem Zimmer um mich mit kaltem Wasser zur erfrischen. Doch als eine hektische Shirin in das Zimmer platzte legte ich vor Schreck meine Hand auf meinen Brustkorb. Wenn sie in Hektik war verlor sie komplett den Verstand und uns blieb da außerdem Lachen nicht viel übrig, was diesmal aber viel weniger der Fall war.

»Wo sind meine schwarzen high heels«, schrie sie frustriert im Zimmer und ich was mir sehr sicher, dass ihre Stimme im ganzen Haus hörbar gewesen war. Devran trat verwirrt in das Zimmer, der 17 jährige schaute  verwirrt und gleichzeitig mit zusammengezogenen Augenbrauen seine ältere Schwester an.

»Shirin woher sollen wir wissen wo deine schwarzen high heels sind ?«

»Ist ja nicht so, dass wir die abwechselnd benutzen, oder habe ich was verpasst ?«, fragte er schließlich belustigt als Shirin ihm nicht antwortet. Die Bombe in mir die ich stets versucht hatte vor dem platzten zu bewahren, platzte auf Anhieb. Ich lachte, gefolgt von Devran und auch Shirin stimmte uns mit ein.

Die Tür wurde plötzlich aufgerissen und Aras trat herein. Der 10 Jährige, der jetzt schon ein Mädchenschwarm war schaute uns grinsend an. Hätte ich Schwestern wusste ich ganz genau, dass ich sie keinen anderen Jungen außer diesen im Hause anvertraut hätte.

»Aliye Abla« sagte er mit großen Augen. Wann bist du den gekommen ? Habe dich gar nicht gesehen«, hörte ich seine euphorische Stimme.

»Bin Gestern Abend gekommen mein Schatz, deine Schwester hat mich gezwungen, wusste selber nicht das ich kommen sollte.« Er lachte während ich meinen Blick zu Shirin wendete, die mich unschuldig anlächelte.

SchmerzensrufWo Geschichten leben. Entdecke jetzt