Kapitel 13 - Ja ich bleibe

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"Ich wusste bis vor einer halben Stunde von nichts", erklärte mir mein Bruder, als wir uns von der Umarmung lösten.

"Es war schrecklich, ich habe die Schüsse gehört und dann sein Blutiger Körper. Das Bild geht mir nicht aus den Augen." Ein Schluchzer entging mir, während der Schmerz meiner Worte sich in meinen Glidern bemerkbar machte.

"Es ist vorbei, ich bin bei dir", hörte ich seine behutsamen Worte, als er seinen Arm um mich legte und ich mein Gesicht an seinen Brustkorb lehnte.

"Sie sind die Familenmitglieder von Herrn Akıncı ?"

Ich richtete meinen Kopf aus seinem Brustkorb und schaute gebannt auf die Krankenschwester.

"Ja das sind wir. Ich bin sein Vater", sagte Mirans Vater Awat.

"Ihr Sohn ist zu sich gekommen."

Die Worte ertönten immer wieder in meinen Ohren. Ein Lächeln aus tiefstem Herzen zierte meine Lippen. Ich schaute zu meinem Bruder als wollte ich mein Glück, die Freude Sprüge in mir mit ihm teilen wollen. Er lächelte mich aufrichtig und zugleich aufmunternd an.

"Ich muss jetzt zur Uni, habe gleich noch eine Prüfung komme dann noch nach", lächelte er mich an.

"Allah yardimcin olsun (Gott soll dir beistehen)."

Er bedankte sich und nach dem wir uns verabschiedeten machte er sich aus dem Krankenhaus. Ein letztes mal winkend lief ich wieder rein. Mein Herz klopfte wie wild gegen meinen Brustkorb. Der Drang in mir ihn zu sehen, war nicht in Worte zu fassen. Ich wollte rein doch der Gedanke das seine Familie drinne war hielt mich auf. Gedankenverloren und mit dem Drang in mir erdrückend lief ich in den Gang rein und entdeckte Shirin aus dem Zimmer gehen. Als sie mich erblickte verschnellerten sich ihre Schritte. In der Mitte blieben wir beide stehen.

"Warum möchtest du nicht rein", fragte sie bedrückt. Ich wollte etwas sagen doch konnte nicht, da ich diese Frage von ihr nicht erwartet hätte.

"Er möchte dich sehen. Zwar hat er nichts gesagt, aber ich weiß seine Augen suchen dich."

"Ich möchte ihn auch sehen", sagte ich schließlich als ich mich fasste.

"Dann komme, was hält dich auf", hörte ich Shirins Stimme. Im selben Moment legte sich ihr Arm um meinen und gemeinsam liefen wir in Richtung des Zimmers, in dem Miran mittlerweile hingebracht wurde. Bevor Shirin ihre Hand zur Türklinke führte schaute sie lächelnd zu mir. In diesem Lächeln steckte so viel. Ich bin bei dir. Er liebt dich. Er wird dich niemals los lassen. Er kann nicht ohne dich. Er ist mein Bruder. Er ist mein Spiegelbild. Das Lächeln gab mir daher so viel Kraft, dass ich nickte um ihr die Bestätigung zum öffnen der Tür zu geben. Als sich die Tür öffnete ging Shirin herein und ich folgte ihr. Firat sprach mit Miran, doch was er sagte nahm ich in diesem Moment nicht war. Mirans Blicke die auf Firat gerichtete waren lösten sich von ihm und wendeten sich in meine Richtung. Er war angelehnt an der Wand sitzend. Als auch Firat mich bemerkte verstummte er. Die Ruhe löste eine Aufregung in mir auf. Mirans Blicke waren undefinierbar ich konnte sie nicht einschätzen.

"Miran", hörte ich mich selbst sagen. Seine Blicke wurden aufmerksamer.

"Wie geht es dir ?" Er blickte immer noch stumm ohne eine Antwort zu geben. War er noch wütend auf das was in der Hochzeit passiert war ? Wollte er mit mir nicht reden ?

"Ich fühle mich gut."

"Möchtest du was haben mein Sohn", fragte seine Mutter mit ihrer lieblichen Stimme.

"Könnt ihr uns beide alleine lassen. Mehr möchte ich nicht." Überrascht blickte ich zu Shirin, die mir ein zweites Mal mit ihrem Lächeln Kraft gab. Ich wusste, dass er mich meinte und auch alle anderen schienen zu wissen das ich gemeint war, da sie nach einander alle raus gingen.

Als alle draußen waren stand ich etwas entfernt vor ihm und führte meine Schritte langsam in seine Richtung. Er beobachtete jeder meiner Bewegungen, als wolle er sie alle nicht vergessen.

"Der Tag war der schlimmste meines Lebens."

"Meiner auch, aber nicht weil ich angeschossen wurde, sondern, weil ich euch beide gesehen habe", sagte er trocken.

"Miran -"

"Aliye erzähl mir was an diesem Tag wirklich passiert ist. Ich höre dir zu. Vor dir steht nicht der Miran der von seiner Eifersucht gesteuert ist."

"Miran vertraue mir einfach."

"Aliye erzähl", zischte er während seine Finger sich auf den Spritzen an seiner Hand niederlegten. Als er gerade dabei war diese abzuziehen legte ich meine Hand auf seine.

"Miran hör auf, dass bleibt drann."

Er schaute erst zu mir und dann auf meine Hand, die auf seiner lag. Mit geröteten Wangen entzog ich meine Hand von seiner. Er wollte alles erfahren. Die ganze Sache. Wie sollte ich ihm das nur erzählen ? Ich würde Abed verraten, dass konnte ich nicht machen.

"Kann dir Abed die Sache erzählen", fragte ich und blickte zu ihm. Seine Gesichtszüge verhärteten sich, weshalb ich sofort weiter sprach.

"Ich schwöre dir bei Gott, da war nichts mit uns. Er hat mich nur um Hilfe gebeten. Aber bitte lass es ihm selbst erzählen."

Er schaute mich stumm an und nickte dann nachdenklich. Als er sich richten wollte verzog er schmerzhaft seinen Gesicht, weshalb ich sofort in seine Nähe lief.

"Was ist passiert, ist alles gut", halte meine besorgte Stimme im Raum.

"Ich will hier raus."

"Du bist erst heute wieder zur Bewusstsein gekommen das geht nicht." Während meines gesagten musste schüttelte ich meinen Kopf um meine Aussage zu schützen.

"Möchtest du was haben, soll ich dir was bringen ?"

Auf meine Fragehin lächelte er plötzlich und lehnte sich an. "Musste mir man unbedingt die Kugel geben, damit ich deine Nähe spüren kann." Ich schaute geschockt zu ihm.

"Schau nicht so."

"Wie schaue ich den", hörte ich mich überrascht fragen. Er lächelte nur und ließ meine Frage unbeantwortet.

"Da du hier bist darf ich dich also rum kommandieren ?" Amüsiert blickte er zu mir und verschränkte seine Arme.

Ein seltsames Gefühl umhüllte mich. Miran und ich waren nie wirklich so alleine gewesen, Shirin oder auch andere waren immer mit uns gewesen. Alleine war es einfach anders, nicht in Worte zu fassen.

"Ich kann auch mit Shirin gehen", antwortet ich lächelnd.

"Nein, du bleibst", halte seine Stimme während seine Gesichtszüge sich einwenig verhärteten.

"Ja ich bleibe", ertönte es aus mir. Ja ich bleibe für immer. Ja ich bin bei dir. Ja ich werde dich nicht los lassen. Ja ich gehöre dir, steckte in nur einem Satz von mir drinnen. Ich war bereit mich seiner Liebe zu stellen, bereit mich auf diesen Weg mit ihm einzulassen. Meine Entscheidung war getroffen, die Fäden lagen nun in den Händen des Schicksals.

*

So ein neues Kapitel ist da meine Lieben.
Eindrücke zum Kapitel lese ich immer sehr gerne. Was mich außerdem intressiert, was haltet ihr von Miran und Aliye ?

SchmerzensrufWo Geschichten leben. Entdecke jetzt