Es waren die Schreie von Shirin, die durch das ganze Krankenhaus ertönten. Eine Gänsehaut entfachtete sich auf meinem Körper. Ihre Schreie verbrannten jede einzelne Stelle meines Körpers, sie beinhalteten so viel Gefühl in sich. Sie rannte auf mich zu, wodurch ich meine Arme um ihren Körper schlang. Sie weinte und auch ich ließ wieder meinen Tränen einen freien Lauf. Wir beide waren wie Häuser, die ihre Wände verloren hatten und dem einstürzen Nahe waren. Miran war immer unsere Wand gewesen, die Wand, die uns stützte, die Wand die uns beschütze, gleichgültig vor was.»Miran«, schrie sie und festigte ihren Griff um mich. »Lass uns nicht, wir brauchen dich«, schluchzte sie und ließ ihren Kopf auf meiner Schulter nieder.
»Aliye warum musste das so passieren«, schluchzte meine Freundin wieder auf, während sie sich langsam von der Umarmung löste und weiterhin weinend tief in meine Augen schaute. Obwohl ich selbst keine Kraft hatte, versuchte ich stark für meine Schwester zu sein. Ich nahm sie ihn meine Arme und küsste ihren Kopf.
»Wir werden das überstehen, Miran ist ein Kämpfer, dass weißt du doch besser als ich, hat er jemals aufgegeben ? Nein hat er nicht. Alle kennen ihn als Kämpfer, weil er einer ist, weil er nie aufgibt.«
Noch nie in meinem ganzen Leben hatte ich Shirin so mitgenommen gesehen. Ihre Augen strahlten eine unheimliche Leere aus, eine Leere die ihr Licht verloren hatte und in das schwarze Loch gefallen war. Ich hätte alles gegeben um sie nicht so sehen zu müssen, doch manchmal will man, manchmal kämpft man, manchmal wehrt man sich, aber alles ist umsonst, denn was passieren muss, das passiert. Keine Kraft der Welt kann sich dem Schicksal wieder stellen.
Stumm schaute meine Freundin zu mir, hoffnungslos, als wären meine Worte umsonst gewesen. Ich hielt schwer mein Schluchzer zurück. Was ich noch nicht mal selbst richtig glauben konnte, wie wollte ich es jemand anderem glaubwürdig machen.
Miran war stark, ich glaubte an ihn, aber diese Momente, als er mit uns sprach sah er so mitgenommen aus. In diesem Moment hatte ich mir gewünscht, dass ich anstelle er da auf dem kalten Boden angeschoßen lag.
Als mir der Schuss einfiel zuckte ich augenblicklich zusammen. Langsam erhob ich mich von dem Stuhl auf dem Shirin und ich uns kraftlos niedergelassen hatten. Im Spiegel des Krankenhauses schaute ich zu meinem Spiegelbild. Meine zitternden Hände stellte ich neben dem Waschbecken ab und versuchte meinen Atem zu regulieren, jedoch erfolglos. Ich schloss meine Augen und wie ein Dejavue erlebte ich die selben Szenen noch einmal. Der Schuss, Mirans verblutender Körper. Diese Bilder wollten nicht verschwinden. Wie eine Zange hatten sie sich in meinem Gedächtnis verfangen. Ich öffnete den Wasserhahn und klatschte das eiskalte Wasser auf mein Gesicht, genau drei mal machte ich das selbe. Als würde das Wasser das Geschehen löschen, mich aus meinem Albtraum erwecken. Doch so kam es nun mal nicht. Erschöpft machte ich mich aus dem Bad und lief in die Richtung der Intensivstation.
»Wo warst du«, fragte mein Bruder besorgt, als ich an der Intensivstation ankam. Seine Sorge war berechtigt, ich war gegangen ohne bescheid zu geben.
Meine Freundin schluchzte wieder.
»Aliye, Miran hat wohl ständig deinen Namen gemurmelt. Der Arzt ist gerade gekommen und hat nach dir gefragt. Nachdem er deinen Namen gemurmelt hat, hat er wohl wieder seinen Bewusstsein verloren.«
»Ich gehe sofort rein, er braucht mich«, sagte ich mit einem Mal und lief mit meiner Freundin vor die Intensivstation, vor der eine Schwester wartete.
»Es ist riskant sowas machen mir normalerweise nicht, aber der Patient braucht sie.« Ich nickte stumm und folgte der Krankenschwester in die Intensivstation. Nachdem ich mir den Kittel überstreifte und eine Maske bekam wurde mir der Eintritt zu Miran gewährt. Vorerst blieb ich vor der Tür stehen und lehnte meinen Kopf zur Seite. Stumm lag er da ohne sich auch nur einmal von der Stelle zu bewegen. Die ganzen Kabel hatten sich auf seiner Brust befestigt.
Ich wollte indem Moment, dass er aufstand mit mir Sprach, ich ihm zuhörte, dass er mich umarmte, dass ich es erwiderte. Meine Seele sehnte sich so sehr nach ihm. Tief ein und ausatmend richtete ich mich und lief auf ihn zu. Ich ließ mich auf dem Sofa neben ihm nieder. Langsam legte ich meine Hand auf seine und umklammerte sie.
»Miran« meine Stimme klang so leise, so ungewohnt, so fremd.
»Öffne deine Augen, lass uns nicht lange warten. Wir brauchen dich, uns zwar mehr als wir es uns eingestehen können.« Hoffnungslos schaute ich zu ihm. Sein Körper war immer noch so ruhig wir vorhin.»Miran ich weiß nicht was ich fühle, ich weiß nicht was Liebe ist. Ich kenn das nicht. Ich habe noch nie geliebt.« Eine Träne tropfte aus meinen leer blickenden Augen. »Aber ich sehe das du was fühlst, ich will das auch fühlen. Stehe auf und lehr mir die Liebe Miran. Lehr sie mir. Bis zu meinem letzen Atemzug werde ich dich nicht lassen. Ich werde stets bei dir sein und dich lieben lernen.« Meine Tränen tropften wie ein Wasserfall aus meinen Augen. Mit geschlossenen Augen regulierte ich meinen Atem und versuchte mich zu kontrollieren. Eine Bewegung unter meiner Hand führte dazu, dass ich schlagartig meine Augen öffnete. Mein Herz klopfte wie wild gegen meine Brust. Meine Augen schauten auf die Hand, die meine festigte.
Miran hatte mich gehört und auf meine Worte reagiert.
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Miran, der Kämpfer.
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Schmerzensruf
Action"Mein Herz verblutet, ich halte es nicht mehr aus. Der Schmerz durchbohrt mein Brustkorb.." Action: 06 Platz