Kapitel 25 - Verewigte Narben

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Nabil Ayan

In die Dusche gehend ließ ich zu, dass das kalte Wasser jede einzelne ausgestorbene Wehe in meinem Körper wiederbelebte. Erst kalt und dann immer kälter werdend fühlte ich wie mein Körper wieder zu sich kam und sich immer wohliger fühlte. Es gab nichts besseres als die Kälte, die mein glühendes Ich beruhigte. Meine Augen schließend ließ ich mich eine Weile von dieser Kälte verführen. Einer der wenigen Orte wo alles so beruhigt wirkte und die Lasten eine Zimmertür weiter kamen. Das Handtuch um meine Hüfte legend blickte ich auf meinen frischen Dreitagebart, in dem ich meine Fingerspitzen auf diesen gleiten ließ. Schneiden, dass kam nicht in Frage, er gehörte dazu. Früher hatten mich solche Kleinigkeiten nicht wirklich interessiert, aber heute war es etwas was mich vielleicht auch auszeichnete. Man weiß nicht. Meine nackte Brust die im Spiegel wieder zu Vorschein kam, schaffte es jedes Mal mich an die alten Zeiten zu erinnern. Vorsichtig ließ ich meine Fingerspitzen auf die zwei Beiden Buchstaben gleiten, so als wären sie Porzellan und könnten zerbrechen. Es war nicht nur ein Buchstabe, der dort verewigt wurde. Es war ein Leben, es war eine Kindheit, es war ein Merkmal das zum Lächen brachte. Ein Zeichen, das die Bindung zwischen zweier Menschen widerspiegelte. Es war mein und alles. Alles was mir zurück geblieben war. Es lag lediglich bei dem Menschen selbst, wie viel Wert er Dingen schenken wollte und auch schenkte. Meinen Finger abnehmend wendete ich mich vom Spiegel und lief aus dem Bad während ich in Richtung meines Zimmer steuerte. Den Schrank öffnend nahm ich mir ein weißes Hemd und ließ es durch meine Arme führen und fing an die Knöpfe zuzuknöpfen. Darunter eine Jeans anziehend machte ich mir zuletzt meine Uhr dran. Der Blick auf die Uhr brachte mich zum Lächeln, während ich einen Kuss auf diese gab. Seine Arme, in dessen er mich getragen hatte, seine Hände mit denen er über meine Wange gestrichen hatte und für die ich mein Leben gegeben hätte, hatte diese Uhr getragen. Jede einzelne Erinnerung war ein Teil von meinem Leben, es ersetzte diese Menschen nicht. Das auf keinen Fall. Den wenn sie bei einem wären, dann musste man sich nicht an die Erinnerungen binden, dann band man sich an den Menschen und nicht an dem was er zurückgelassen hatte. Wenn man jedoch keine andere Wahl hatte, dann gab es nichts anderes als die Erinnerungen mit jedem Atemzug zu beleben. Den diese wurden zum Lebenselixier, der Trank der trotz der ausgestorbenen Seele den Menschen lehrte zu Leben. Eine andere Wahl hatte man nicht.

Mein Blick huschte auf das Hemd, dass an dem Bügel war. Meine Nase auf diesen legend, zog ich den Duft tief in mich hinen. Jedoch umhülte mich nicht mehr der Duft, der mich eins mal umhült hatte. Dieser Hemd roch nicht mehr nach Yasir, er roch nicht mehr nach Geborgenheit. nicht mehr nach Schutz. Er roch nach Verlust, nach Schmerz, nach Sehnucht. Er roch nach Tod. Vor allem das letzte setze mir zu. Sein Hemd war das Zeichen dafür, das er jegliche Lebendigkeit verloren hatte. Verstorben, aber in mir, in meiner Sehnsucht lebend und mich an das Leben bindend. Immer noch gebügelt, so wie er es zurückgelassen hatte. Er wollte es anziehen, doch der letzte Atemzug wurde ihm nicht gegeben, ihm nicht gewürdigt. Yasir war die Wunde in mir und doch das Blut, dass mich belebte. Mein Bruder und die Sehnsucht, die in meiner Brust glühte. Mein Halt, der im Winde des Rausches dem verschwinden schien, doch auf ewig in meiner Seele dem Leben würdig war.

Meine Augen schließend lehnte ich mich an die Wand, die zu einem Platz in meinem Leben wurde bei der ich Zuflucht fand. Die Ruhe war mal wie eine Flut und mal wie eine Wüste, die mit ihre Wärme aufwärmen ließ. Mal eine eiskalte Kälte und mal eine glühende Wärme, nicht die Mitte findend im Rausch lebend.

»Nabil«, hörte ich die Stimme von Yasir, weshalb ich meinen Blick von dem Spiegel vor mir nahm, in dessen ich blickend meine Haare machte und von diesem aus ihn hinter mir entdeckte.

»Akhi«, erwiderte ich lächelnd während mein Auge auf seinem Gesicht verweilte und ich mich langsam zu ihm drehte.

»Ich habe gehört du hast Shiraz ohne mich draußen gesehen.« Überrascht lauschte ich seinen Worten und als sie bei mir ankamen lachte ich, denn wie gewohnt ging es um Shiraz.

»Der war mit Ahmed und die waren richtig am Lachen, hatten extrem gute Laune«, erzählte ich meinem Bruder, dessen Muskel sich anspannten.

»Nabil mach nicht noch zusätzlich Nifak«, schimpfte er, weshalb ich meinen Arm grinsed auf seine Schulter legte.

»Akhi du bist ein richtiger Zemmel (Schwuchtel)«, sprach ich weiterhin grinsend, während ich meinen Blick kurz zu ihm richtete und er mich im selben Moment am Arm packte und mich auf das Sofa warf, weshalb ich los lachte.

»Dieser ist mein Leben, so wie auch du mein Leben bist. Besser als eine Frau. Dann bin ich lieber Schwul mit meinem Bruder, der gut aussieht«, grinste er während er sich auf das Sofa zu mir setzte und mit seiner Hand grinsend durch seinen Dreitagebart fuhr.

»Wallahi Baba bringt dich um wenn er davon erfährt«, lachte ich, woraufhin er nur Schulterzuckend sich an den Sofa lehnte.
»Irgendwann kommt auch die richtige Frau«, sagte er während er in die Weite blickte und ich wusste, das er in Gedanken vertieft war.

Die Familie war das kostbarste auf dieser Welt, es gab nichts auf dieser Welt für die ich sie getauscht hätte, wenn sie den bei mir gewesen wären. Er hatte noch auf die richtige Frau gewartet, die er sich in der Zukunft erhofft hatte, doch so viel Zeit hatte er nicht. All diese Dialoge waren in mir verankert, wenn ich an diese dachte ließ ich ihn beleben. So als wäre er gar nicht von mir gegangen. Ich ließ einen tiefen Seufzer raus während ich ein zweitesmal nach en Hemd griff und diesen zu meiner Nase führend, noch einmal den Duft tief in meine Lunge zu zog.

»Wahayat Allah (ich schöre bei Gott) Yasir, deinen Duft werde ich niemals vergessen«, sprach ich während ich aus dem Zimmer lief und meinen Schlüssel in die Hand nehmend mich aus dem Haus ging, da ich mich in die Arme der Natur geben wollte und aus den Fängen meiner selbst befreien musste.

*

Hey, meine süßen Leser. Es war mal wieder Zeit ein Kapitel aus Nabils Sicht zu lesen. Jetzt wird alles erst losgehen, lasst euch überraschen !

Außerdem möchte ich euch mitteilen, dass hayalimdin1905 und ich einen gemeinsamen Account erstellt haben auf denen wunderschöne Geschichten online sein werden. Unsere erste ist schon online, wir würden uns freuen wenn ihr auf Askindiyari nach Sehnsucht nach uns vorbeischauen würdet und uns Feedback da läßt ♥

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