Kapitel 37 - Der Moment lebt

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Nabil Ayan

Du willst mir sagen, was die Wahrheit ist. Ich zeige dir in was für einer Lüge du lebst. Du willst mich aus diesem Feuer entnehmen. Ich zeige dir, wie ich da selbst rauskomme. Du glaubst, es sei möglich und ich zeige dir wie unmöglich, das Leben manchmal sein kann.

Kopfschmerzen plagten mich während ein unbeschreiblicher Schmerz durch meinen Brustkorb ging. Meine Sichtweise benebelte sich und meine Hand ging in die Leere, als wolle Sie etwas festhalten. Die Leere zog mich in sich hinein.

„Aaliyah" wirbelte der Wind, der sich um mich zog. „Aaliyah teal, teal (komm, konm)", schrie die weibliche Stimme, die Stimme meiner Mutter und dann ein lautes Brüllen.

Die Stimme meiner Mutter, ihre leidende Stimme ließ mich brüllend wach werden. Verrückt vor Schmerz stand ich auf und schlug um mich herum, der Spiegel im Schrank zersprang und ich merke die Spitze genau am Rande meines Auges. Die Scherbe zischte herein und für einen kurzen Augenblick war die Sichtweise meines rechten Auges verschwommen. Meine Hand ging dahin und ich merkte wie ein rote Flüssigkeit meine Hand verfärbte.

Meine Tür wurde aufgerießen und Soufian kam rein. „Nabil", hörte ich ihn brüllen und blieb verdutzt stehen. „Bist du nicht Tod?", entglitt es mir aus den Lippen.

Seine Hand legte sich auf meine Hand. „Bruder, was hast du getan. Nie wieder Nabil, nie wieder. Du musst leben. Hast du mich verstanden, du musst für uns leben."

Ich schüttelte meinen Kopf. „Nein Bruder das geht nicht."

Sein Blick wurde fragwürdig. „Ich kann das nicht mehr, ich kann nicht in einer parallelwelt leben. Ich kann nicht mit eurem Schatten leben. Es blutet Soufian." Voller wucht schlug ich auf meine Brust. „Es blutet hier, ich kann nicht mit eurem Schatten leben. Ich kann das nicht mehr."

Ich schloss meine Augen. „Geh Bruder, ich bitte dich geh." Mein letzes Wort, bevor ich einen tiefen Atemzug zog und meine Augen öffnete. Nichts, niemand. Er war weg. Mein Mund zitterte, er war weg. Es war meine Schuld, ich hatte gesagt er sollte gehen. Es war meine Schuld. Eine Träne floß davon und ich merkte wie einsam ich war, dass der Tod all meine liebenden genommen hatte und mir nur noch ihren Schatten überlassen hatte. Mir fehlten die Worte während ich schluckte und merke, wie die Säure mich ätzte.

Ich wusste, dass mein Leben so nicht weitergehen konnte. Das ich so nicht mehr leben konnte. Es musste sich was ändern, sonst verlor ich den verstand. Meine Hände eiskalt, mit Wunden versehen. Mein blutendes Auge und meine Seele, die nicht mehr wusste wohin. Wer sollte sie ihn ihre Zuflucht ziehen? Wer soll diesem Herz lehren, dass es auch Freude verdient hatte und nicht dem Trauer verbannt war.

„Es tut mir leid mein Schöpfer, es tut mir leid. Ich weiß, dass du uns keine Last gibst, die wir nicht halten können. Aber ich bin so erschöpft, dass ich nicht klar denken kann. Nicht weiter weiß. Hilfe mir raus, zeige mir einen Ausweg. Ich vertraue dir, ich weiß, du wirst mir helfen."

[..]

Langsam öffneten sich meine Augenglieder und ich merke wie kalt mir war. Runzelnd schaute ich mich um und bemerke, dass ich auf meinem Bett eingeschlafen war. Langsam stand ich auf und ein Gefühl in mir sagte, dass es die richtige Zeit war, dass ich das tun musste.

Vor dem Spiegel im Bad zum stehen kommend zog ich vorsichtig die Scheibe raus und merkte, wie die Wunde wieder anfing zu bluten. Mein Gesicht waschend zog ich mir schnell etwas über und lief Richtung Krankenhaus. Die Wahrheit musste heute ausgesprochen werden. Es war nicht egoistisch, denn ich wusste auch Sie musste die ganze Wahrheit erfahren. Noch länger, vor allem nach diesem Tag konnte ich die Wahrheit nicht noch länger in mir als ein Geheimmins halten.

Als ich mich in das Krankenhauszimmer bewegte öffnete ich die Tür und ging geradewegs herein. Sie schlief, während Miran wie verträumt zu ihr blickte. Kein Wort veließ seine Lippen, weshalb auch ich stumm blieb.

Erzähl mir nichts, ich bin nicht gerade nicht bereit etwas zu hören", wisperte Sie als wüsste Sie, dass einer von uns sprechen würde, wobei ich mir nicht sicher war ob sie wusste, dass auch ich in diesem Zimmer war. Miran der kein Wort gesagt hatte zog Aliye zu sich, doch sie zog ihren Arm reflexartig wieder zurück. "Noluyor Aliye? (Was ist los Aliye?)"

"Miran birak (lass los Miran)" Sein Gesichtsausdruck wurde streng. "Ich lasse dich nicht los." "Ich möchte alleine bleiben." "Nein ich bleibe dir."

"Miran", sprach ich etwas streng zu ihm. "Misch  du dich da nicht ein." Ich machte ein Schritt auf ihn zu und blickte ihm tief in die Augen. "Wir gehen jetzt beide raus." "Nein."

"Was geht hier vor sich? Ich möchte einfach nur meine Ruhe", halte ihre Stimme woraufhin Mirans Blicke sich zu Aliye wendete. "Bitte." Er drehte sich um und ging aus dem Zimmer.

"Bleib", sprach Sie zu mir als auch ich das Zimmer verlassen wollte. Ich wollte alles erzählen, doch nur dann wenn Sie bereit dafür war.

"Du wolltest mit mir sprechen. Ich möchte es hören."

Ich weiß nicht was mich packte, doch mit einemmal sprach ich es aus. "Ich bin dein Bruder." Meine Worte halten in meinen eigenen Ohren, so als würden sie eine einsame Kälte aber gleichzeitig auch eine wohlige Kälte durch meinen eigenen Körper durchlaufen. Schmerz und Trauer, aber auch eine Freude erreichte mich wie als ich, dass erste Mal davon erfuhr.

Flashback

"Sie ist deine Schwester. Ich schwöre in Allahs Namen. Sie ist deine Schwester Nabil. Mein Mund unfähig zu sprechen. "Woher weißt du dasß" Mein vater hat ihn erkannt. Den Mann, Aliyes Varer - also ich meine nicht den biologischen. Er hat damals meinem Vater geschworen, acht auf sie zu geben. Das ist Sie Nabil. Ich bin mir sicher. Meine Schwester. Nabil Ayans Schwester lebt?

Meine Arme legten sich unangekündigt um Sie. Die Träne, die in meinem Augen brannte konnte nicht fließen. „Sie haben dich damals als Baby adoptiert. Wir wussten nie von dir. Ich schwöre ich wusste nicht, dass ich eine Schwester hatte."
Stille, weil die Vergangenheit stirbt und der Moment lebt.

SchmerzensrufWo Geschichten leben. Entdecke jetzt